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Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
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zentralen Bau zustrebten. Jeder ging seinen täglichen Geschäften nach. Keiner brachte genügend Neugier auf, um herausfinden zu wollen, was die staubbedeckten Reiter, die in offenkundiger Eile in die Stadt kamen, an Neuigkeiten brachten. Wenn die Folge eines sorgenfreien Lebens Gleichgültigkeit war, wollte Gilfalas nicht mit den Bewohnern Selenthorils tauschen. Mit einem Mal kam ihm die ganze Stadt hohl vor, ihre Schönheit als ein Blendwerk, das einem Haufen unfähiger Halbwüchsiger als Kulisse diente.
    Zorn begann in Gilfalas aufzusteigen. Er empfand Mitleid, ja, fast so etwas wie Verachtung für die Bewohner dieses Traumreiches, die ihre sorgenfreies Leben als etwas Selbstverständliches hinzunehmen schienen, das keine Opfer, keine Mühe erforderte, gleich einem Rausch, der die Sinne einlullte.
    Erst jetzt nahm er die Musik wahr, die in der Luft lag. Fast schien es, als spielten tausend Instrumente das gleiche Lied, aber in Wahrheit wurden alle möglichen Lieder gespielt, welche an diesem Ort auf eigentümliche Art miteinander zu harmonieren schienen. Und obwohl kein Missklang diese Harmonie trübte, fand der Elbe aus den Mittelreichen doch keine rechte Freude daran.
    Schließlich erreichten sie den Eingang der großen, überkuppelten Halle im Zentrum. Die Pferde blieben stehen.
    »Bitte folgt mir, Gilfalas«, sagte Filindrin.
    Gilfalas stieg vom Pferd und tätschelte dessen Hals. Das Pferd wandte ihm den Blick zu, und es schien den stummen Dank seines Reiters zu verstehen.
    Gilfalas sah hinauf, und wider Willen musste er die Gestaltung dieses gewaltigen Baus bewundern. Hoch schwangen sich die Säulen auf, die den Vorbau des Portals stützten. Sie waren aus gewachsenen Stämmen gebildet, deren Rinde wie gehämmertes Kupfer glänzte, während silbernes und goldenes Blattwerk die Kapitelle bildete und sich über dem Tor zu einem schützenden Dach verband.
    Eine Treppe aus sieben Stufen führte hinauf zum Portal. Und als Filindrin dieses aufstieß, stockte Gilfalas noch einmal der Atem. Mochten die Elben der Überwelt unreifer als Kinder sein, dieses Bauwerk übertraf die kühnsten Träume aller Architekten der Welt, wie er sie kannte.
    Auf einem dreifachen Kranz von Säulen ruhten Gesimse, die, selbst vielfach durchbrochen, dass sie wie aus Gold und Silber gesponnen erschienen, drei ineinander verschalte Kuppeln trugen. Mit jedem Schritt, jeder Bewegung änderte sich die Konstellation der Gewölbe, blinkten hier Lichter auf, schloss sich dort ein Fenster, wie wenn man in einer Frühsommernacht zum Himmel schaut und die Gestirne hervortreten sieht, mal flimmernd, mal deutlicher, hier zurückweichend, drüben hervortretend, scheinbar in Bewegung, doch ewig festgefügt.
    »Dies ist die Halle der Elbensterne«, sagte Filindrin. »Macht Euch bereit, vor den Hohen Fürsten zu treten!«
    In der Mitte der Halle, genau unter dem Auge der innersten Kuppel, stand ein Baldachin. Zwölf Stufen führten zu ihm hinauf. Elben standen dort, in schimmernden Gewändern. Musik klang auf und Stimmen.
    Im Zentrum des Baldachins erhob sich ein Thron. Und auf dem Thron saß Er.
    Alle Zweifel und Klagen fielen von Gilfalas ab. Nur noch eines war hier angemessen: niederzuknien und seine Ehrfurcht zu bezeigen.
    »Steht auf. Es ist nicht an Euch zu knien, Gilfalas, Inglorions Sohn.« Die sanfte Stimme des Fürsten klang fast ein wenig belustigt.
    Gilfalas blickte auf und sah eine Hand, die sich ihm entgegenstreckte. An der Hand war ein Ring, einfach und ohne Schmuck, aus schimmerndem Kristall, der von innen heraus zu leuchten schien.
    Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass Gilfalas sich in der Gegenwart des Hohen Elbenfürsten befand, hier war er.
    Er berührte den Einen Ring mit den Lippen, dann erhob er sich.
    Auch der Fürst hatte sich erhoben, mit einer fließenden, anmutigen Bewegung, angesichts derer Gilfalas erneut von einem Gefühl der Unbeholfenheit befallen wurde, das jedoch bei weitem nicht so ausgeprägt war wie bei seiner ersten Begegnung mit den Elben im Wald.
    »Kümmert euch um den Begleiter unseres Gastes«, erging das Wort an die umstehenden Höflinge, »und die, die noch vor den Toren warten. Und Ihr, Gilfalas, folgt mir!«
    Sie schritten durch eine Flucht von Korridoren, durch Laubengänge und Galerien, umweht von Bannern und Wandbehängen, die sich in der sanften Brise bauschten. Schließlich erreichten sie ein Portal, das von einem schlichten Wimperg, aus Zweigen gebildet, gekrönt wurde. Die Tür war aus

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