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Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
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einfachem Holz. Der Hohe Fürst öffnete sie und bedeutete Gilfalas, einzutreten.
    Dieser besah sich unauffällig den schlichten Raum. In der Mitte standen ein Tisch, auf dem ein Mahl gerichtet war, und zwei Stühle.
    »Nehmt Platz«, wurde Gilfalas aufgefordert. »Ich habe es immer schon als praktisch empfunden, sich zu unterhalten, während man isst. Essen entspannt die Leute. Der hier«, dabei deutete der Hohe Elbenfürst auf seinen Ring, »sorgt zumeist dafür, dass die Leute in meiner Nähe immer das Gefühl haben, auf die Knie fallen zu müssen, oder kein Wort herausbringen. Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt, aber umständlich ist eine Unterhaltung unter diesen Bedingungen schon. Meint Ihr nicht?«
    Der sanfte Plauderton und das bereitstehende Mahl sollten sicherlich dazu dienen, Gilfalas etwas von seiner Befangenheit zu nehmen. Doch dieser hatte sich bereits gefangen. Zum ersten Mal sah er den Herrn der Elben aus nächster Nähe. Der Hohe Elbenfürst trug ein schlichtes weißes Gewand, das weich den schlanken Körper hinabfiel. Sein Gesicht spiegelte trotz der Jugend, die darin lag, das Alter und die Weisheit von Äonen wider, und als Gilfalas ihm in die Augen sah, begriff er, dass nicht nur der Ring Macht ausstrahlte, sondern auch der, der ihn trug.
    Dennoch war jetzt, von Angesicht zu Angesicht, Arandur keine überirdische Erscheinung mehr, sondern ein Elbe wie er, Gilfalas, wenn auch der edelsten einer.
    Sie setzten sich, und zunächst aßen sie schweigend, wenn auch Gilfalas seine Botschaft auf den Nägeln brannte.
    »Nun sprecht«, sagte Arandur schließlich, »und tut Euch keinen Zwang an. Was ist es, das Euch auf der Seele liegt.«
    Da sprudelte es aus Gilfalas heraus. Er erzählte dem Hohen Fürsten alle seine Erlebnisse in Elderland und im Sichelgebirge, von seinen Gefährten und seinem vermeintlichen Opfer in Zarakthrôr.
    »Du hast also das Böse in Gestalt der Schattenhunde in dich aufgenommen?«, sagte der Elbenfürst.
    »Ja, Herr.«
    »Das war sehr mutig von dir. Aber du wirst von nun an auf dich achtgeben müssen. Das Böse ist stark, und es lauert auf seine Chance. Bist du in letzter Zeit unduldsamer, aufbrausender geworden?«
    »Ja«, antwortete Gilfalas nach kurzem Nachdenken, »das mag wohl sein. Ich empfand Zorn und Ungeduld den Elben der Überwelt gegenüber. Sie scheinen mir so oberflächlich zu sein, so ohne Sorge um den anderen.«
    »Du bist aufrichtig«, entgegnete Arandur. »Zum einen sage ich dir dies: Lasse den Zorn nie Gewalt über dich gewinnen; denn dann wird das Böse stark sein. Zum anderen hast du recht: Das Paradies hat seine Schattenseiten. Mein Volk in der Überwelt ist in manchen Belangen unreifer als Kinder in den Mittelreichen. Aber in ihnen schlummert noch der alte Geist, und er wird erwachen, wenn es an der Zeit ist.
    Doch erzähl mir mehr von deinen Gefährten. Von Zwergen und Menschen weiß ich, aber was ist mit den anderen, die zu dieser Gemeinschaft gehören?«
    Gilfalas zögerte einen Augenblick. »Von dem Sumpfling weiß ich nichts«, sagte er schließlich. »Sein Volk kommt in keiner der alten Geschichten vor, als sei es nicht in dem Plan des göttlichen Paares vorgesehen.«
    »Solche Wesen gibt es«, sagte der Hohe Elbenfürst, und beide mussten an das dunkle Wesen mit den vielen Körpern denken, das Gilfalas verfolgt hatte. »Doch manchmal gereicht das, was der Plan nicht vorsieht, nur zur höheren Ehre derer, die alles geschaffen haben. Und was weißt du über diese kleinen Leute; wie nennen sie sich gleich …?«
    »Das Ffolk? Nun, sie haben ihre eigene Geschichte, auch wenn sie nur siebenhundertsiebenundsiebzig Jahre zurückreicht. Und sie sind stolz auf diese Geschichte; sie haben sogar ein eigenes Museum dafür. Und der Kustos, Kimberon, unser Begleiter, trägt einen Ring als Zeichen seiner Würde – wie Ihr.« Er lächelte.
    Der Hohe Elbenfürst lächelte nicht. Interessiert hatte er sich vorgebeugt.
    »Was für einen Ring?«
    Gilfalas war verwirrt. »Einen schlichten Ring mit einem klaren Stein«, erinnerte er sich, »aber Kimberon sagte selbst, dass darin kein Zauber liege. Es ist einfach ein Zeichen seines Amtes, wie bei den Elben oder den Menschen. Oder den Zwergen«, fügte er hinzu.
    »Ein schlichter Ring«, sagte der Elbenfürst nachdenklich, »ohne Zauber. Und von allem ein wenig, sagst du, liegt in diesem Ffolk: von Elben, Menschen und Zwergen.« Er war aufgestanden, in einer einzigen, fließenden Bewegung. »Es ist Zeit zu

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