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Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
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umgeben von hohen Bergen, kühl, doch fruchtbar und bar jeder Besiedlung. Er sieht es, wie die ersten vom Ffolk es gesehen haben mögen, als sie vom Steig hinunterblickten, Alderon und Yadira, sieht in verwirrenden Fetzen die Besiedlung Elderlands, wie die lange Kolonne von Wagen über den Steig zieht, den Bau von Aldswick, das erste Museum, seine Vorgänger, Magister Adrion …
    Dann sieht er die Gestalten von einem Elben, einem Zwerg und einem Menschen, durchscheinend wie Geister, die sich vor Magister Adrion Lerch verneigen.
    Der Träumer ist verwirrt, aber er verweilt nicht bei diesem Bild. Die Reise schreitet fort. Er sieht den Elbenfürsten wieder, den er früher in seinem Traum, im Zentrum der Kuppelstadt, schon einmal gesehen hat. Doch diesmal steht der Fürst auf einem hohen Gipfel, und etwas blitzt in seiner Hand, und ein Strahl weißen Lichts geht von ihm aus.
    Dann verschwimmt auch dieses Bild, und Nebel hüllt alles ein. Der Träumer tritt hinaus auf eine weite Ebene, die zugleich ein Thronsaal ist und ein Wald und eine tiefe Höhle, aber all dies kümmert ihn nicht; denn er weiß, dass er nun zu Hause ist, geborgen, bei ihr.
    »Kim …«
    Ihr Gesicht ist weder alt noch jung. Es ist das einer Frau in mittleren Jahren, aber es trägt auch Züge, die es altersweise und zugleich jugendfrisch erscheinen lassen. Ihr Lächeln ist wie der Sonnenschein an einem warmen Sommertag. In ihren Augen ist so viel Güte und Liebe, dass es Kim das Herz zerreißen will.
    Alles in ihm jubelt, und er rennt auf die Mutter zu, die ihn mit offenen Armen empfangen will, aber das Bild verweht, und Kim ist enttäuscht, verwirrt. Er taumelt. Doch eine Hand fängt ihn auf. Es ist die Hand eines Mannes. Sein Gesicht ist streng und gütig zugleich. Verständnis für die Unvollkommenheit der Kinder strahlt ihm entgegen. Sein Gesicht gleicht dem der Mutter, in der Weise, dass sich auch in ihm all das vereint, was das Leben eines Mannes ausmacht: das Ungestüm der Jugend, die Verantwortung des Lebens und die Reife des Alters.
    Doch Kim stockt. Die Augen. Er kennt sie, hat lange in sie geblickt. Es sind die Augen Magister Adrions. Kim erschrickt. Aber die Augen blicken ihn ruhig und gelassen an.
    Dann wandert Kims Blick tiefer und fällt auf die Hand des Vaters. Sein Blick bleibt am Ringfinger hängen. Dort blinkt ein metallener Reif mit einem kristallklaren Stein. Es ist sein Ring, der Ring des Kustos des Ffolksmuseums von Elderland …
    Kim schrak auf, blickte sich völlig verwirrt um. Einen Augenblick lang wusste er nicht, wo er war, doch dann fand er in die Wirklichkeit zurück. Es war kalt. Gwrgi wälzte sich unruhig, wie von Albträumen geplagt, herum, stöhnte und drehte sich dann wieder auf die andere Seite.
    Was hatte Kim geweckt? War es Gwrgi gewesen, war es die Kälte des Steins, der sie umgab? Im selben Augenblick wusste der Ffolksmann die Antwort: Die Trommeln waren wieder einmal verstummt …
    »Es ist Zeit für die Ablösung«, brummte Burin, als er sah, dass Kim schon wach war.

K APITEL IX
DAS BUCH DER GNOME
    Die Stille lastete auf Kim. Seit ihn das Verstummen der Trommeln in der Nacht geweckt hatte, war Ruhe in den Gängen und Hallen. Und dennoch konnte Kim sich des Gefühls nicht erwehren, als halle das dumpfe Pochen noch im Gestein des Berges wider, wie das Echo einer Schwingung, das stärker und stärker wurde, bis es lautlos in den Ohren gellte.
    Doch die einzigen Geräusche, die zu hören waren, waren die Schritte der Gefährten auf dem Felsboden und ihr Atmen. Es war kälter geworden, sodass die Luft in weißen Wölkchen vor ihren Mündern stand. Die Wände blieben gleichförmig glatt, ohne Abwechslung für das Auge. Auch war das Licht eine Spur fahler als weiter oben, als würde es hier nicht benötigt.
    Hier unten, auf dieser Ebene, war der Weg einfach zu finden, und sie kamen gut voran. Gregorin war in der Lage, sich ohne die Hilfe Marinas zu orientieren, doch Kim wusste, wie schnell sich das ändern konnte. Die patente Ffolksfrau war mittlerweile unentbehrlich geworden.
    »Wasser da«, quäkte Gwrgi, der immer noch sicher war, dass sie beobachtet wurden; doch glaubte er zu spüren, dass die Beobachter nie nahe genug herankamen, um ihnen gefährlich zu werden. Das beruhigte Kim ungemein.
    Kim verstand nicht gleich, was Gwrgi mit seiner Bemerkung meinte. Erst als er durch eine flache Pfütze platschte, ging ihm auf, was der Sumpfling entdeckt hatte.
    Es drang Wasser in den Gang ein; nicht viel, doch genug, dass

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