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Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
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es auffiel. Im gleichen Augenblick traf Kim ein Tropfen auf die Nase, und er sah zu der gut sechs Ffuß hohen Decke empor. Dort reihten sich die Wassertropfen wie die Hühner auf der Stange, und wenn sie zu schwer wurden, fielen sie herab.
    Weiter vor ihnen fiel ein Tropfen auf den Felsen, und Kim konnte es deutlich hören. Es übertönte sogar das Geräusch ihrer Schritte. Ein weiterer Tropfen fiel und traf auf eine Pfütze, und dieses Geräusch wurde durch ein Echo gebrochen und hallte wider, als sei ein Felsbrocken herabgestürzt.
    Kim bemerkte, wie Gregorin zur Decke aufblickte und die Augen zusammenkniff. Obwohl Kim dem Zwerg noch immer mit Vorsicht begegnete und ihm in gewisser Weise sogar misstraute, war er sich sicher, dass der Alte nicht ohne Grund so kritisch dreinschaute. Und als Burin es ihm gleichtat, war sich Kim endgültig sicher, dass es Anlass zur Besorgnis gab.
    Wohin konnte man sich hier wenden, wenn das Wasser hereinbrach? Kim fühlte sich plötzlich sehr beengt in dem unterirdischen Gang. Er musste an die Tausende und Abertausende Tonnen von Gestein denken, die über ihnen lasteten, lebendes Gestein mit unterschiedlichen Schichten, durchzogen von Adern und Flözen, in denen Wasser und Druckkräfte wirkten und arbeiteten. Selbst im Laboratorium, wo sie in der Falle gesessen hatten, hatte er keinen Grund gehabt, an der Festigkeit des Zwergenwerks zu zweifeln, und ihm war nicht einmal der Gedanke gekommen, dass ihnen von dieser Seite her Gefahr drohte. Aber jetzt …
    Kim fand seinen Kragen zu eng, als er das Wasser an der Decke musterte, das sich dort in immer größeren Mengen sammelte. Die fallenden Tropfen häuften sich, und die Luft wurde langsam feucht. Das Atmen fiel zunehmend schwerer.
    »Beobachter weg. Rieche nicht mehr«, sagte Gwrgi. »Rieche Wasser.«
    »Wir müssen uns beeilen«, sagte Gregorin düster. »Wenn es hier einen Wassereinbruch gibt, ersaufen wir wie die Ratten.«
    »Und wohin?«, fragte Fabian.
    »Ich kann die Karte nicht mehr hervorholen. Es ist zu nass«, entgegnete Gregorin.
    »Vor uns ist eine Kreuzung«, meldete sich Marina zu Wort. »Dort führt ein Gang nach oben.«
    »Na, dann nichts wie hin«, entschied Fabian.
    Sie begannen zu laufen, rannten wie so oft in den letzten Tagen um ihr Leben. Das Wasser, das sich immer schneller am Boden sammelte, spritzte ihnen um die Füße. Es mochte schon fast einen Innch hoch stehen.
    Die Geräusche der immer dichter und heftiger fallenden Tropfen hallten schaurig von den Wänden wider. In Kims Ohren klang es wie ein heftiger sommerlicher Gewitterschauer auf dem Marktplatz von Aldswick, und das Echo verstärkte den Schall noch, sodass er sich vorkam wie ein ganz junger Knabe, der zum ersten Mal alleine ein Gewitter erlebt. Furcht stieg in ihm auf, aber er hatte sich schon so sehr daran gewöhnt, Angst zu haben, dass er sie mühelos niederkämpfte und so schnell rannte, wie ihn die Beine trugen.
    Das Wasser war außerdem eisig kalt. Mittlerweile war Kim durchnässt bis auf die Knochen. Keuchend und schlotternd lief er hinter Marina her.
    »W-w-wie weit ist es noch?«, rief er ihr zu.
    »Es kann nicht mehr weit …« Das letzte Wort des Satzes wurde Marina von den Lippen gerissen; denn gut fünfzig Schritt hinter ihnen barst die Decke des Ganges, und in das Krachen und Bersten des Felsens mischte sich das Tosen eines Sturzbaches, der in Form einer mannshohen Welle durch den Gang raste.
    »Schneller!«, übertönte Burins tiefe Stimme das Donnern des Wassers.
    Kim nahm die Beine in die Hand, obwohl er wusste, dass er keine Chance hatte, diesen Wassermassen zu entkommen. Aber etwas in dem Ffolksmann gab nicht auf. Etwas in ihm war nicht bereit, das Unabwendbare hinzunehmen, und so rannte er und rannte, immer nur geradeaus. Das Rauschen des Wassers dröhnte ihm in den Ohren, übertönte jedes andere Geräusch.
    Ersaufen wie eine Ratte! Das war das einzige, woran Kim denken konnte. Die Angst war wieder da, die Angst vor dem Fuchsbau, jener engen Röhre, aus der es kein Entkommen gab; doch diesmal war die Röhre mit Wasser gefüllt, Wasser, das toste und brüllte: Wasser in seinen Kleidern, das ihn niederzog, Wasser in seinen Haaren, seinen Ohren, seinen Augen, Wasser in Nase und Mund. Er sah nur noch Wasser, schluckte Wasser, atmete Wasser; bald würden sich seine Lungen mit Wasser füllen, und das würde das Ende sein …
    »Hier!« Marinas schriller Schrei ging in dem allgemeinen Getöse beinahe unter, doch für Kim war er wie ein

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