Die Ringe der Macht
Ffolkswehr stellen und zu verhindern versuchen, dass sie das nördliche Tor erreichten und es öffneten. Dabei dachte er weniger an die Gefahr, die dem Gefüge der Welten drohte, wenn das seit vielen Jahrhunderten bestehende Gleichgewicht zerstört wurde. Er wusste, dass den Dunkelelben, wenn sie sich erst in den Besitz der Untererde gebracht hätten, die Mittelreiche wie eine reife Frucht in den Schoss fallen würden. Und darum konnte der Prinz des Imperiums nicht anders handeln.
»Du weißt, es würde uns nur einen Zeitgewinn bringen, selbst wenn wir dem ersten Ansturm widerstehen«, sagte Kim.
»Ich weiß, aber ich hoffe, dass ihre Aktivitäten an der Südgrenze von Patrouillen oder Kaufleuten entdeckt werden. Dann kämen die Legionen.«
»Das ist ein Glücksspiel«, sagte Kim.
»Ist das in Elderland verboten?«, fragte der Prinz und lächelte leicht.
Dann wurde Fabian abgelenkt, weil ihm ein Stoß Papiere gebracht wurde: Listen mit Vorräten, Waffen, Ausrüstung und eine Aufstellung der verfügbaren Kompanien mit ihrer Soll- und Iststärke. Wenn die Ffolksleute etwas gründlich taten, dann war es die Aufstellung von Listen. Der Prinz ließ einen Tisch räumen und begann die Unterlagen mit gefurchter Stirn zu studieren.
Kim blieb an dem Reliefmodell stehen und starrte auf die Höhen hinter der Stadt. Die einzigen, die den Dunkelelben im Weg standen, waren die Männer des Ffolks. Welch ein Witz, fand Kim, konnte aber nicht darüber lachen. Das Ffolk würde beim Kampf gegen die Dunkelelben untergehen. Was vor siebenhundertsiebenundsiebzig Jahren am Steig begonnen hatte, wurde nun zu einem Ende geführt. Auf Fabian und ihm lastete die Verantwortung, das Ffolk in ihren ersten großen und zugleich letzten Kampf zu führen.
Kim dachte an all die Familien, die hier ihr Ende finden würden. Aber es hatte keinen Sinn; es blieb ihnen nichts anderes übrig, als ihr Bestes zu geben.
Sein Blick ruhte auf dem Modell, ohne es richtig wahrzunehmen. Auf dem Relief lag immer noch Fabians Schwert, wie als eine Mahnung, dass aus dem Spiel nun Ernst geworden war. Die Figuren, welche die Abteilungen der Ffolkswehr darstellen sollten, waren wild durcheinandergeworfen worden. Dennoch fehlte da etwas.
»Gab es da nicht noch einen Übergang?«, fragte er, an einen Hauptmann des Heeres gewandt, der darauf wartete, Fabian Bericht erstatten zu können.
»Wo?«
»Da, bei den Feuchtwiesen vor den Hügeln, wo immer die Herbstübungen stattfinden und das Eisstockschießen im Winter.«
»Ja, sicher, der Holzsteg«, meinte der Hauptmann.
»Der ist hier nicht zu sehen«, wandte Kim ein.
»Kunststück«, sagte der Hauptmann kalt. »Kreuchauff hat ihn abgebaut, um uns seine Floßidee zu verkaufen.«
Fabian sah von seinen Papieren auf. Er trat an das Modell heran. Mit einem Blick hatte er die Lage erkannt. »Können wir diesen Steg über den See zerstören?«
»Ich habe eine Pioniereinheit, die den Steg gebaut hat. Sie kann ihn auch wieder abbauen oder zumindest unbegehbar machen«, erklärte der Hauptmann.
»Nein, ich meine, so, dass er unter dem Tritt der Bolgs und Dunkelelben zusammenbricht.«
»Das müsste zu machen sein …«
»Dann fangt damit an. Sofort!«
»Jawohl, Euer Hoheit.« Der Hauptmann schlug die Hacken zusammen. Die Zufriedenheit über den neuen Oberbefehlshaber war ihm deutlich anzusehen.
»Wir können es immerhin schaffen, vor ihnen da zu sein und sie zu erwarten. Sie reiten einen Riesenbogen auf der Heerstraße. Der Boden steht zwei bis drei Ffuß unter Wasser und ist tief. Dahinter ist eine Steigung und der Dornenhaag. Das sind ein paar strategische Vorteile für uns. Und vor morgen bei Sonnenaufgang werden sie sich nicht ins Tal begeben. Sie werden sich sammeln, das Wasser in aller Ruhe ausloten und erst dann marschieren. Sie rechnen nicht mit Gegenwehr. Ihre Überheblichkeit und das Gelände sind unsere Vorteile«, analysierte Fabian die Lage. »Mit Bogenschützen und den paar Armbrüsten hier sollten wir ihnen zusetzen können. Alles, was danach kommt, liegt in den Händen des Vaters. Wir werden seine Hilfe brauchen.« Fabians Stimme war kühl und sachlich, um den Ton eines Befehlshabers bemüht, aber Kim kannte den Freund gut genug, um zu wissen, dass der Kronprinz des Imperiums sich dafür hasste, ein ganzes Volk ins Verderben zu schicken.
Aber immerhin können wir es dem Feind schwermachen, dachte Kim. Wenn Fabian recht behält …
Ihnen wurde eine karge, aber warme Mahlzeit gebracht, während Fabian an
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