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Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
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Hammo, seinem ersten Gehilfen, auf den Schreibtisch, suchte Karten und andere Unterlagen zusammen. Dann ging er in seine Kammer hinauf, wo Marina Kleidung in seinen Rucksack stopfte, öffnete seine Truhe, in der er allerlei Sachen aufbewahrte, und zog einen gut einen Ffuß langen Dolch hervor. Fabian hatte ihm diesen im letzten Jahr zum Abschied geschenkt. Damals hatte Kim nicht gewusst, was er je mit einem solchen monströsen Ding anfangen sollte. Jetzt aber mochte ihm die Klinge von Nutzen sein.
    »Eine gute Idee, Herr Kimberon«, pflichtete ihm Marina bei, aber Kim war immer noch zu verwirrt ob seines Tuns, um den Sinn der Worte in all ihrer Tragweite zu erfassen. So wandte er sich wortlos um und stieg die Treppe wieder hinunter.
    »Verflucht, dass wir zu Fuß gehen müssen. Eine Wanderung anlässlich eines Freundschaftsbesuchs ist etwas Schönes, aber wenn man es eilig hat, sind Pferde einfach besser!«, grollte Fabian, als Kim in die Diele herabkam.
    »Wenn man eins hat, das groß und kräftig genug ist, dich zu tragen«, brummte Burin. »Sieh dich doch mal um: Hier ist Elderland, und das Ffolk ist klein; was nützt also ein Pony? Und ich bin noch nie geritten. Nein, wir werden laufen müssen.«
    »Aber es gefällt mir nicht!«, murrte Fabian.
    »Es muss dir nicht gefallen, du musst es nur hinnehmen und das Beste daraus machen«, meinte Burin.
    »Pferde sind sowieso unpraktisch, dort, wo wir hingehen«, sagte Marina. »Und auf manchen Wegen sind wir zu Fuß schneller.«
    »Dann los«, drängte Fabian. »Schade, dass wir Euch nicht mehr Erholung gönnen können, Gilfalas«, fügte er, an den Elben gewandt, hinzu, »aber wir dürfen dich nicht zurücklassen, wenn Elderland nicht in ein Trümmerfeld verwandelt werden soll.«
    »Oh, die Eloai brauchen wenig Ruhe, und ich bin das Laufen gewohnt«, meinte der Elbe. Er trug eine Hose aus Fabians Beständen, mit Beinriemen umwickelt, und eine alte Jacke von Magister Adrion, die ihm viel zu klein war. Doch die abgerissene Kleidung wurde überstrahlt von dem Glanz seines Haares, das bei jeder Bewegung schimmerte.
    Kim stand mit offenem Mund da und starrte.
    »Schade um das angebrochene Bier«, murmelte Burin und hob seinen schweren Rucksack hoch, als wäre er mit Federn gefüllt. Die Axt hing in ihrem schwarzen Lederfutteral an seiner Seite.
    Auch der Elbe hatte einen Teil der Last übernommen, als er gesehen hatte, was Marina sich aufbürden wollte; galant entwendete er der Ffolksfrau einen Reisesack und schlang ihn über die linke, unverletzte Schulter. Das Ganze tat er mit solch vollendeter Höflichkeit, dass Marina nicht imstande war, sich zu wehren.
    Fabian öffnete die Tür. Es regnete noch immer, doch das Prasseln der Tropfen auf dem Boden war bereits im Abklingen begriffen. »Kommt!«
    »Einen Augenblick noch!« Magister Adrion stand in der Tür zum Kaminzimmer. »Ich habe noch etwas mit Kim zu besprechen. Es dauert nicht lange.«
    Er schloss die Tür. Kimberon stand unsicher im matten Schein des ersterbenden Feuers, das zu glosenden Scheiten hinabgesunken war. »Magister …«, sagte er, als ihm plötzlich bewusst wurde, dass er auch von seinem alten Mentor Abschied nehmen musste, der ihm gebrechlicher denn je erschien. Mit einem Male fragte Kim sich, ob er den alten Ffolksmann je wiedersehen würde, und der Schrecken fuhr ihm in die Glieder.
    Doch Magister Adrion ließ ihn nicht zu Worte kommen. »Kim«, sprach er, »ich hätte dir noch so viel zu sagen, aber es ist keine Zeit mehr. Nur so viel: Deine Freunde tragen Geheimnisse – voreinander und vor sich selbst. Ich will dich nicht ganz ohne Schutz in die Wildnis hinausgehen lassen. Mein Amt habe ich dir schon übertragen, aber mit dem Amt übergab der Kustos immer auch diesen Ring.«
    Es war ein unscheinbarer Ring, ein Band aus einem Metall, das weder Gold noch Silber, noch Kupfer zu sein schien, sondern eine Legierung verschiedenster Materialien.
    Der Ring trug einen einfachen, klaren Stein. Kim hatte ihn so lange an der rechten Hand des Magisters gesehen, dass er ihn nie so recht wahrgenommen hatte. Jetzt streifte Adrion Lerch den Reif vom Finger.
    »Trage ihn weiter. Vielleicht bringt er dir Glück. Er wird dich an mich erinnern, wenn die Not am größten ist, und einem jeden einen Weg zu dem Ort öffnen, wo er am meisten gebraucht wird.«
    »Magister«, murmelte Kim nur. »Ich werde nie vergessen, was Ihr für mich getan habt. Aber ich kann das nicht annehmen.«
    »Trag ihn einfach. Bitte, tu einem alten

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