Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
Vom Netzwerk:
gegen uns richtet. Die Legionen des Kaisers müssen mobilisiert werden, um den Feind ins Meer zurückzuwerfen.«
    »Verzeiht«, mischte sich Marina ein, die atemlos gelauscht hatte, »aber kann das nicht ein Angriff gegen Elderland sein?«
    »Kaum«, antwortete Kim. »Hier gibt es für das dunkle Volk nichts zu gewinnen. Aber mit dem Imperium haben sie noch alte Rechnungen zu begleichen.«
    »Sehr, sehr alte Rechnungen«, fügte Fabian hinzu und erklärte: »Vor mehr als tausend Jahren gab es einen großen Krieg zwischen den Menschen und den Dunkelelben. Es gibt wenig, was aus jenen Tagen überliefert ist; denn es war ein Krieg, der das Gefüge der Welt erschütterte, von der Überwelt droben bis hinab zur Untererde. Damals trieben meine Vorfahren die Dunkelelben zurück, bis an den Rand der Mittelreiche, und sie riefen das göttliche Paar, den Vater und die Mutter, an, und mit ihrer Hilfe legten die Zauberer des Imperiums einen magischen Banngürtel zwischen das Reich der Menschen und die dunklen Inseln der Dunkelelben. Und noch andere, mächtige Zauber wurden in jener Zeit gewoben.«
    »Es waren die Meister der Zwerge, welche die Tore der Untererde versiegelten«, grollte Burins Stimme.
    »Ich habe gehört, es sei der hohe Elbenfürst selbst gewesen«, widersprach Gilfalas.
    »Ich weiß nur«, sagte Fabian, »dass aus dieser Zeit auch der Ring stammen muss, den ich trage. Aber welche Bewandtnis es damit hat, werde ich nun wohl nie erfahren.«
    Die Stimme Magister Adrions kam aus der Dunkelheit des Kaminzimmers wie über einen Abgrund von Zeit und Raum:
    In uralten Zeiten schuf der Elbenfürst
sieben Ringe der Macht.
Drei gab er den Menschenkindern, dass sie
die Mittelreiche nach ihrem Belieben durchstreifen.
Zwei haben die Zwergenmeister in ihrer Hut,
welche die Tore der Untererde bewachen.
Einer ist an der Hand des hohen Elbenfürsten
selbst, der die Überwelt regiert.
Von dem siebenten Ring weiß keiner.
    Der alte Magister beugte sich vor, sodass das Licht seine scharfe Nase und seinen grauen Bart aus der Dunkelheit riss.
    Ringsum herrschte tiefes Schweigen.
    »So steht es geschrieben in einem alten Dokument, das ich in den Archiven des Ffolksmuseums wähnte«, fuhr Magister Adrion schließlich fort. »Lange habe ich danach gesucht. Erst im Sommer des letzten Jahres, bei einem Besuch in Gurick-auf-den-Höhen, fiel es mir in die Hände – ob durch Zufall oder durch Fügung, wer weiß? Ist es das, wonach Ihr sucht, Prinz?«
    Gilfalas stellte die Frage, die allen auf der Zunge lag: »Was wisst Ihr noch von den Ringen, Magister Adrion?«
    Der Magister gab zunächst keine Antwort. Dann sagte er: »Der Elbenfürst trägt den Einen, soweit ich weiß. Die Meister der Zwerge thronen in ihren unterirdischen Hallen, es sei denn …« Scharf sah er Burin an. Der schwieg. »Die Drei?«, fuhr Adrion wie im Selbstgespräch fort. »Die alte Schrift spricht von den ›Menschenkindern‹, aber es kann auch ›Kinder der Menschen‹ heißen – was immer das bedeuten mag. Wo sie sind und welche Macht sie heute besitzen, wer kann das sagen? Jetzt, wo der Banngürtel gebrochen ist, wird manches an Macht verlieren; vielleicht werden auch die Siegel nicht mehr so sicher sein, wie sie einst waren. Irgendetwas geht vor in den Mittelreichen. Und dass Vertreter der drei Freien Völker – Elben, Menschen und Zwerge – hier zusammengekommen sind, hat gewiss eine tiefere Bedeutung.«
    »Eines wird mir jetzt jedenfalls klar«, ließ sich Fabian vernehmen. »Es gibt seit Jahren Berichte von einzelnen Überfällen in entlegenen Gebieten, von schwarzen Schiffen, die aus dem Nichts zu kommen scheinen. Dies war nicht zuletzt der Grund, weshalb mein Vater mich auf die Universität schickte, damit ich auf den Tag vorbereitet sei, wenn die Schatten der Vergangenheit erneut über uns kämen.«
    »Ich habe da nur eine praktische Frage«, mischte sich Burin ein. »Wie kommen wir ins Imperium?«
    Für einen Augenblick schien es, als wolle Fabian den Freund anfahren, aber dann besann er sich eines Besseren.
    »Eine berechtigte Frage«, sagte er nachdenklich, »denn die Küstenstraße und alle Schlupflöcher dürften verstopft sein. Die Dunkelelben wollen in Ruhe aufmarschieren, da riegeln sie Elderland vom Imperium ab.«
    »Und übers Sichelgebirge kommen wir nicht«, stellte Burin fest.
    »Was machen wir dann? Wir sitzen hier fest, die Gefahr vor der Nase, und können niemanden warnen.«
    »Ich wüsste einen Weg«, sagte da eine Stimme.

Weitere Kostenlose Bücher