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Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
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Gilfalas.
    »Mein Name ist Fabian, Erweckter«, sagte der Prinz.
    »Dann nennt mich Gilfalas«, entgegnete der Elbe.
    »Bitte, erzählt Eure Geschichte von Beginn an«, mischte sich Magister Adrion ein.
    »Ich weiß nicht, ob das –«, setzte Gilfalas zum Widerspruch an.
    »Ich glaube, es muss sein«, sagte Lerch bestimmt. Trotz seiner kleinen Gestalt sprach der Alte mit dem grauen Vollbart und den buschigen Brauen wie einer, der gewohnt war, dass man seinen Anweisungen folgte. Seine braunen Augen blickten streng.
    »Bitte«, fügte Fabian hinzu.
    Der Elbe überlegte.
    Dann begann er: »’s ist ein Geheimnis meines Volkes, dem ich auf der Spur bin, und mir ist nicht gestattet, darüber zu reden, so mich mein Vater nicht von diesem Bann entbindet oder Gefahr für mein eignes Leben droht. Doch kann ich so viel sagen: dass die Spur, der ich folgte, mich nach Westen und Norden führte, vorbei an den Sümpfen nach Elderland. Oberhalb der Flussmünde gibt es einen alten, verfallenen Wachtturm der Elben, Tor Andraeth geheißen, der Turm des Westens, und dort sollte ein Schlüssel zu dem, was ich suche, verborgen sein …«
    »Und was habt Ihr gefunden?«, fragte Kim, den die Geschichte seines Landes immer interessierte, auch wenn er in diesem Fall die Antwort schon ahnte.
    »Ich fand den Turm verfallen, eine Ruine, vom Wind und den Gezeiten zernagt. Doch von seiner geborstenen Spitze aus sah ich das Meer …«
    Seine Stimme nahm einen anderen Klang an, wurde sanft und melodisch:
    Ai, na védui thalaina evannieth,
Thai elessa a-glas tívai n-Andraeth,
Túvai mellui alta mór-annieth,
Lúvai a-momië …
    Er schüttelte den Kopf, als erwache er aus einem Schlaf. »Wenn die Eloai träumen«, sagte er, »träumen sie vom Meer.« Er schwieg, dann fuhr er fort: »So stand ich da und blickte auf die niemals ruhenden Wellen hinaus, und mein Blick ging weit, weit über den Horizont, bis zu jener Grenze, wo der Blick sich verirrt und ein Schimmer von Licht wie ein blinder Spiegel über dem Wasser liegt …«
    »Der Banngürtel«, sagte Fabian atemlos.
    »… und dort sah ich ein Segel. Ein schwarzes Segel.«
    »Aber das ist unmöglich«, sprach der Prinz. »Der Banngürtel kann nicht bezwungen werden. Er ist unüberwindlich.« Doch in seiner Stimme lag Zweifel.
    »Aus dem einen Segel wurden viele, aus dem ersten Schiff, das ich erspähte, eine gewaltige Flotte. Schon da hätte ich mich umwenden und fliehen sollen, aber ich konnte nicht glauben, was ich sah, und so schlich ich mich näher an den Strand heran. Ich lag im hohen Schilf verborgen, als die Schiffe über der Kimm auftauchten, hörte das Knirschen ihrer Kiele, als sie anlandeten, den Tritt schwerer Stiefel im Sand. Oh, ich kenne jene Kreaturen, und ich fürchte sie nicht, aber dann wurde ich in meiner Begierde zu unvorsichtig. Und dann sah ich sie, meine dunklen Brüder. Und einer von ihnen sah mich.
    Dies ist meine Botschaft an die Freien Völker: Die Dunkelelben sind über uns gekommen.
    Als ich mich zur Flucht wenden wollte, wurde ich von meinen dunklen Brüdern und ihren Kreaturen gestellt und gehetzt. Ich erreichte mein Pferd, das ich in der Nähe verborgen hatte, aber ein Pfeil traf es, eh’ ich entkommen konnte. Ich mied die Stadt, die an der Mündung des Flusses liegt, und schlug einen Bogen zurück nach Norden, doch lief ihnen dabei wieder in die Quere. Sie trieben mich vor sich her wie Jagdwild, immer tiefer ins Elderland hinein, einen Tag und eine Nacht und noch einen weiteren Tag. Schließlich konnte ich sie abschütteln, indem ich durch den Fluss schwamm. Am Ende fand mich Magister Lerch, als ich völlig erschöpft am Ufer des Flusses lag. Es sah aus, als hätte er mich erwartet.«
    »Die Dunkelelben!« Fabian war aufgestanden. Verschwunden war der Eindruck eines unbeschwerten jungen Mannes; jetzt war er jeder Zoll ein Prinz, der eine große Verantwortung trug. »Und eine ganze Armee von ihren Kreaturen, sagst du?«
    »Ai bhelegim«, bestätigte der Elbe.
    »Bolgs«, übersetzte Magister Adrion.
    »Aber … ich habe gedacht, Bolgs, die gibt es nur in alten Legenden«, sagte Kim. Er hatte das Gefühl, als würde ihm der Boden unter den Füßen weggezogen. Ja, alte Geschichten und Überlieferungen, das war sein Lebensinhalt. Aber das hier war nicht Geschichte. Das war Wirklichkeit.
    »Wir müssen ins Imperium.« Fabian hielt es nicht mehr an seinem Platz, er ging unruhig auf und ab. »Mein Vater in Aureolis muss davon erfahren. Das ist ein Aufmarsch, der sich

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