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Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
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Wege zu benützen, von denen ab und zu Laute zu ihnen herüberdrangen: unverständliche Wortfetzen, Schritte, Klirren von Metall. Aber Marina schien den Park wie ihren Kräutergarten zu kennen und führte sie, ohne ein einziges Mal zu zögern. Nur wenn in der Nähe Geräusche aufklangen, hielt sie einen Augenblick inne.
    Die Gefährten folgten den Saumpfaden, die sonst nur von den Parkwächtern benützt wurden, Marina voran, die anderen schweigend und voll Spannung im Gänsemarsch hintendrein. Gilfalas und Fabian hatten die Hände an den Griffen ihrer Schwerter, und auch Burin umklammerte den Stiel seiner Axt; er hatte die Lederhülle von dem gewaltigen Blatt entfernt. Doch Marina führte sie durch den Park, ohne dass sie einen Bolg oder einen ihrer dunklen Herren zu Gesicht bekamen.
    Zwar hatte der Regen aufgehört oder zumindest eine Pause eingelegt, aber unter Bäumen regnet’s zweimal, wie eine alte Ffolksweisheit sagt, und das vollgesogene Blattwerk überschüttete die Kameraden bei jedem Windstoß mit einem neuen Schauer. Nässe drang durch ihre Kleidung, und jeder von ihnen fror, aber die Spannung, unter der sie standen, verdrängte alle anderen Empfindungen.
    Marina fand ihren Weg in der stockfinsteren Nacht mit traumwandlerischer Sicherheit. Sie führte die Gefährten in Richtung der östlichen Anderbrücke. Es war ihnen allen klar, dass sie die Brücke selbst nicht würden benützen können. Wenn die Kreaturen der Dunkelelben schon an den Stadttoren und in der Stadt selbst waren, dann hielten sie mit Sicherheit auch die Brücken besetzt.
    Vor ihnen blinkte es heller zwischen den Bäumen hervor. Das Rauschen von Wasser drang an ihr Ohr. Sie hatten den Fluss erreicht.
    »Ein Boot«, brummte Burin und deutete auf das Ufer. Zwischen den wiegenden Schatten des Schilfgürtels, der das Wasser säumte, lagerte eine dunklere, kompaktere Masse, ein flacher Prahm, der groß genug erschien, sie alle aufnehmen zu können.
    »Ja«, entgegnete Fabian ebenso leise. »Ist das nicht toll? Wo du doch Flussfahrten so sehr liebst …«
    Burin grunzte nur.
    »Woher wusstest du, dass hier ein Boot liegt?«, fragte Kim, ohne sich dabei etwas zu denken.
    »Es gehört Knuth Stoer, dem Fischer«, antwortete Marina. Ihr war anzumerken, dass sie verlegen wurde; und wenn es hell gewesen wäre, hätten Kim und die anderen Gefährten sehen können, wie sie errötete. »Wir … an meinen freien Tagen …«
    »Schon gut«, unterbrach Kim sie freundlich, dem allmählich aufging, wie wenig er den guten Geist seines Hauses kannte. »So genau wollte ich es gar nicht wissen.«
    Sie gingen an Bord – Marina zuversichtlich, Burin jeden Schritt vorsichtig ertastend – und stießen sich vom Ufer ab, hinaus auf den nachtdunklen Fluss. Fabian übernahm das Skullruder am Heck, während Kim und Gilfalas ohne ein Wort der Absprache die langen Riemen ergriffen, die im Kielraum des Bootes lagen. Indem der Prinz, unterstützt von Elbe und Ffolksmann, den Kahn mit kraftvollen Bewegungen vorantrieb, hielten sie ihren Stand gegen die Strömung.
    Ihr Kielwasser zog eine silbrige Spur durch die dunkle Flut, aber bis auf das leise Rauschen des Wassers und das Glucksen, wenn die Ruder das Wasser aufwühlten, blieb es still. Keiner sprach ein Wort, weil sie wussten, wie weit ein Laut, zumal nachts, über das Wasser trägt. Flussabwärts, wo die Stadt im Dunkel lag, schimmerte es rötlich, wie von Feuer, und einmal vermeinten sie Lärm zu hören.
    Vielleicht waren es aber auch nur Schreie von Vögeln, die aus ihrer Nachtruhe aufgescheucht wurden, sagte sich Kim wider besseren Wissens.
    Schließlich landeten sie an einer vor neugierigen Blicken durch ein Gehölz geschützten Stelle. Burin und Fabian vertäuten das Boot.
    »Na, Holzfäller, war das so schlimm?«, fragte Fabian, der wusste, dass der Zwerg gewisse Vorbehalte gegenüber Wasser im Allgemeinen und Booten im Besonderen hegte, vor allem, wenn er mit ihnen fahren musste.
    »Na, ich weiß nicht«, murmelte der Zwerg. »Hätte der Meister gewollt, dass wir übers Wasser gehen, so hätte er uns Schwimmhäute gegeben. Aber so schlimm war es nicht …«
    »Nur so schlimm, dass du dich an die Bordwand gekrallt hast …«
    »Pass auf, Prinzlein«, murmelte Burin. »Wenn ich böse werde, bringe ich dich mit der Axt auf meine Größe.«
    »Bitte, lasst das«, unterbrach Kim den nicht so ernst gemeinten Wortwechsel seiner Freunde, »vielleicht sind Bolgs in der Nähe.« Ihm war nicht nach Scherzen zumute.
    Marina

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