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Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
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somit ein großes Binnenmeer gewesen sei. Aber in Höhe der Muren habe das Gestein, das weich und nachgiebig war, dem Druck des Wassers nicht mehr standhalten können. So sei es vor tausend Jahren oder mehr gebrochen. Die letzten Überbleibsel dieses großen Binnenmeeres seien die beiden Flüsse Elder und Ander, die mit ihren Quellen das Binnenmeer gespeist hatten.
    Vielerlei Belege hatte Magister Queribus Thrax im Laufe der Jahre gesammelt. Er hatte sogar, zum höchlichen Erstaunen diverser Ffolksleute, auf den Äckern Elderlands gegraben und dort Muscheln und Fischgebein gefunden. Und so sagte dieser Gelehrte, dass die Stufe nichts weiter sei als die Steilküste eines leer gelaufenen Binnenmeeres.
    Es gab indes noch eine dritte Lehre. Sie wurde vertreten von den Mystikern außerhalb der Universität, die sich nichtsdestotrotz für kenntnisreich hielten. Sie sagten, dass die Geschichte mit dem Meer schon stimme, aber nicht der Druck des Wassers, sondern das Ringen des Elbenfürsten mit den Dunkelelben sei dafür verantwortlich, dass das Westufer gebrochen und das Meer leergelaufen sei.
    Während die theologischen Thesen in Dissertationen verbreitet und die alchemistischen verboten wurden, waren die Mystiker bemüht, ihr Wissen für sich zu behalten und nur den Eingeweihten zugänglich zu machen. Aber der Geheimdienst des Imperiums, der alle obskuren Gesellschaften im Auge zu behalten verstand, hatte auch diese Gruppe unterwandert, und so war ihre Theorie zumindest in den Akten der imperialen Verwaltung verzeichnet.
    Desgleichen war sie auch von auserwählten Gelehrten der Fakultäten begutachtet und als Unsinn verworfen worden.
    Die Hohenpriester und Geistlichen, die nicht an der Universität lehrten, zogen es vor, sich aus der Sache herauszuhalten, weil jedwede Reaktion nur dazu geführt hätte, dass eben jene Thesen unter den Menschen bekannt würden. Es war beschlossene Sache unter der hohen Geistlichkeit, das Problem geflissentlich zu ignorieren, solange dieses nur dem akademischen Streit diente und Anlass für ein paar Wirtshausschlägereien unter Studenten war, welchselbige sich von Zeit zu Zeit ohnehin austoben mussten.
    Man munkelte zwar, dass auch die hohe Geistlichkeit für den Fall der Fälle schon gerüstet sei, aber wurde einer von ihnen darauf angesprochen, was denn dann wäre, lächelte man nur vage und gab sich verschlossen; manchmal fügte man noch hinzu, dass der Vater dies alles richten werde.
    Kim hätte unter normalen Umständen die Reise genossen, hätte sich gefühlt wie sein Ahnherr Alderon, der vor mehr als siebenhundert Jahren auf der Stufe gestanden und auf das weite grüne Land unter ihm geblickt hatte. Dort, vor Alderon und seiner Gefährtin Yadira, hatte sich seinerzeit eine endlose Tiefebene ausgebreitet, unbewohnt, weil durch Sümpfe und Bergketten von der Welt abgeschnitten. Die Untiefen und Riffe vor der Küste Elderlands hatten ein übriges getan, Feinde und andere Gefahren abzuhalten. Dort, in diesem menschenleeren Winkel der Mittelreiche, konnte das Ffolk eine Heimat finden. Alles, was vorher gewesen war, lag im Nebel der Vergangenheit verborgen.
    Es gab keine Aufzeichnungen und nicht einmal Legenden – so, als habe das Ffolk erst dort auf der Passhöhe angefangen zu existieren.
    Aber Kim konnte an dem Anblick keine Freude finden; denn immer wieder sah man durch Lücken in den Bäumen, wenn nicht Nebel oder Wolken den Blick verhüllten, in der Ferne Rauchwolken aufsteigen. Dunkel, schwarz und drohend standen sie über dem Land, das niemals Krieg gekannt hatte, soweit die Erinnerungen zurückreichten.
    »Der Feind ist nicht zimperlich«, knurrte Burin, als sie wieder auf eine der Rauchsäulen hinunterstarrten.
    Manchmal, wenn der Wind, der nun von Norden blies, in Böen durch die Baumwipfel pfiff, glaubte Kim Waffengeklirr und Todesschreie darin zu hören. Doch das musste Einbildung sein. Oder etwa nicht?
    »Werden wir noch rechtzeitig kommen?«, fragte Kim resignierend. »Können wir es überhaupt schaffen, bevor die Dunkelelben mit ihren Armeen aufmarschiert sind?«
    »Wenn wir erst über den Pass sind«, antwortete Fabian, »werden wir bald in einer Garnison sein. Und da die Legionen des Kaisers ständig unter Waffen stehen, werden wir sehr schnell eine Kerntruppe aufbieten können, während aus dem Hinterland die Milizen und die weiter im Süden stationierten Streitkräfte nachrücken.«
    »Aber wird es reichen?«
    »Zweifelt nicht daran«, sagte Gilfalas ernst. »Auch der

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