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Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
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Ihr es nicht?«
    Alle schauten sie überrascht an. Doch ihr Gesicht lag im Schatten, und keiner konnte darin lesen.
    Das Feuer war heruntergebrannt und zu Asche geworden. Sie hüllten sich alle in ihre Decken und Mäntel und versuchten zu schlafen. Aber Kim lag noch lange wach, und selbst als er von einem unruhigen Halbschlaf in einen tieferen Schlummer hinabglitt, waren seine Träume erfüllt von Kampfgetümmel und Kriegsgeschrei, von mächtigen, schwarz aufragenden Festungswällen, schattenhaften Gestalten und blitzenden Schwertern.
    Die Sonne ging gerade auf, als Kim der Duft von Tee in die Nase stieg. Er lugte unter seiner Decke hervor und sah Marina, wie sie geschäftig das Frühstück vorbereitete.
    Mit Kim wachten alle anderen auf, und die Ffolksfrau lächelte.
    »Ich könnte mich an Tee gewöhnen«, meinte Burin verschlafen. »Besser, jeden Morgen von seinem Aroma als von einer schnarrenden Stimme geweckt zu werden.«
    »Prima, dann kommt und frühstückt«, sagte Marina aufgeräumt. An ihr schienen die dunklen Schatten von Fabians und Gilfalas’ Erzählungen vorbeigegangen zu sein. Kim dagegen wusste, er hatte wirr geträumt, aber an die Einzelheiten konnte sich nicht mehr erinnern.
    Als er die Decke zurückschlug, merkte er, wie kalt es war, und er beeilte sich, ans Lagerfeuer zu kommen. Reif lag auf den Grashalmen, obwohl es doch erst Ende September war, und Kim wurde plötzlich klar, dass der Aufstieg zum Steig wahrlich kein Zuckerschlecken werden würde. Je höher sie kamen, desto kälter würde es werden. Und keiner von ihnen hatte richtige Winterausrüstung dabei, da sie mit einem Aufstieg in diese Regionen nicht gerechnet hatten.
    Sie frühstückten und tranken Tee. Marina hatte an einer kleinen Quelle, die nicht allzu weit vom Lager entsprang und als Rinnsal die Stufe hinabfloss, ihre Wasserflaschen frisch gefüllt.
    Auch war es Marina, die über ihre Vorräte wachte, welche die Sumpflinge nochmals ergänzt hatten, bevor sie …
    Kim führte den Gedanken nicht zu Ende. Er sah wieder die Gesichter Tr’angs und der anderen vor sich. Und er schwor sich, dass sie alle gerächt werden würden.
    Über den fernen Berggipfeln im Osten schälte sich die Sonne aus der Nacht und hüllte alles in ein klares, kaltes Licht. Die Luft trug die Geräusche weit mit sich. Kim lauschte unwillkürlich auf Waffengeklirr, aber es war nichts zu hören. Was nichts zu bedeuten hatte, sagte er sich; vielleicht war der Widerstand ja bereits gebrochen.
    »Ob sie uns noch suchen? Oder ob sie auf uns warten, weil sie glauben, wir seien wieder umgekehrt?«
    Kim wusste schon, bevor er die Frage zu Ende gestellt hatte, dass es keinen Unterschied machte. Ihnen blieb keine andere Wahl, als weiterzugehen. Und wenn er sich auch noch so sehr wünschte, umzukehren, was sollte es bringen?
    Er konnte nichts tun, überhaupt nichts. Selten hatte er sich so hilflos gefühlt.
    »Wir können nicht zurück. Oder sollen wir es allein mit den Dunkelelben und Bolgs aufnehmen?«, meinte Fabian und fuhr fort, die Stimme voller Mitgefühl für den Kummer des Freundes: »Ich verstehe deine Sorge, Kim, aber wir können nichts tun, außer den Versuch zu machen, das Imperium zu erreichen, um dort die Legionen in Marsch zu setzen.«
    Sie brachen auf.
    Kim blickte immer wieder über die Schulter zurück, nach Elderland hinein, und seine Phantasie gaukelte ihm vor, was seine Augen im Dunst des Morgens nicht sehen konnten: Hütte für Hütte, Gehöft für Gehöft, Dorf für Dorf zerstört, verbrannt, geschleift. Warum das alles? Warum fielen die Dunkelelben über ein Land her, von dem ihnen nicht einmal Gefahr drohte? Ihre Feinde waren die Menschen, nicht das kleine Ffolk.
    Der Weg stieg mit jedem Schritt steiler an, sodass Kim mehr und mehr gezwungen war, auf den felsigen Grund vor seinen Füßen zu achten, um nicht zu stolpern oder gar zu stürzen. Allmählich wurde der Wald rechts und links des Pfades, der unmerklich von Laubbäumen zu Nadelgehölz übergegangen war, immer dünner. Statt Farnen wuchs hier nur noch bräunliches Heidekraut, holzig und längst verblüht. Tannen und Fichten wichen verkrüppelten Kiefern, durch die der Wind pfiff.
    Plötzlich, es war die dritte Stunde nach Sonnenaufgang, hielt Fabian an. Kim, der unmittelbar hinter ihm ging, wäre fast auf ihn aufgelaufen.
    »Was ist?«, fragte er. Doch dann sah er es selbst.
    »Der Weg ist hier zu Ende.«
    Vor ihnen ging es lotrecht hinab in die Tiefe. Der Pfad, dem sie bisher gefolgt waren,

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