Die Ringe der Macht
Feind wird Zeit brauchen, seine Heere aufmarschieren zu lassen. So übel es dort unten aussieht, das kann noch nicht die Hauptmacht der belegim sein. Auch sie müssen das Meer überwinden. Und wie Ihr wisst, ist der Gürtel nicht das einzige Hindernis; denkt nur an die Schären vor der Küste Elderlands. Auch die schwarzen Schiffe der Dunkelelben können sinken.«
»Richtig«, pflichtete Burin ihm bei. »Armeen sind groß. Und egal, wer sie bei einer Invasion führt, er muss sie dahin karren, wo sie hin sollen, sammeln, aufstellen und füttern. Armeen sind wie Kuhherden; auch die musst du pflegen, sonst werden sie krank. Wir können gewinnen, wenn wir den Steig bezwingen und Fabian schneller im Imperium ist als der Feind hier. In jedem Fall operieren wir in einem Gebiet, wo wir uns auskennen, die anderen nicht.«
So marschierten sie weiter.
Kim versuchte die Sorgen um Freunde, Bekannte und ganz besonders um Magister Adrion abzuschütteln und die Augen nur noch auf den Weg zu heften. Aber immer wieder ging sein Blick zurück gen Elderland, wo Krieg und Verderben wüteten.
»Warum tun sie das?« Die Frage war mehr an ihn selbst gerichtet, aber er hatte sie laut ausgesprochen.
»Die Dunkelelben? Weil sie Spaß daran haben, Dinge zu zerstören, Leben zu nehmen und das Chaos zu bringen. Ordnung wie in Elderland stört ihr persönliches Empfinden«, knurrte Burin. »Und außerdem beschäftigt es die Bolgs. Die würden sich langweilen, wenn sie nichts zum Draufknüppeln hätten. Es ist ein Zeitvertreib für sie, bis die Armee steht und bereit ist, gegen das Menschenreich zu ziehen.«
Kim schluckte. Obwohl sein Freund alles leicht dahingesagt hatte: Er hatte recht. Der Einmarsch in Elderland war für die Heere des Chaos nicht mehr als eine Übung. Hinzu kam, dass unter dem Befehl des Junckers von Gurick-auf-den-Höhen die Ffolkswehr in den Kampf gezogen sein musste. Hoffnungslos unterlegene einfache Männer des Ffolks gegen Bolg-Krieger und gegen die dunklen Herren selbst. Wie lange würden sie standhalten können?
Die Trauer und der Schmerz, die Kim empfand, wichen einem Gefühl ohnmächtiger, aber dafür umso größerer Wut. Er konnte es nicht erwarten, an der Seite Fabians und der Legionen zurückzukehren, um das dunkle Gezücht wieder dahin zurückzutreiben, wo es hingehörte – hinter den Gürtel, ans Ende der Welt. Dann brauchten die fähigen Zauberer nur mehr den Bann zu erneuern.
Und die Gefahr wäre vorbei … Aber Kim ahnte, dass dies so einfach nicht sein würde.
Langsam neigte sich die Sonne im Westen dem Horizont zu, um sich wieder feuerrot ins Meer zu senken.
»Heute Nacht Frost«, meldete sich Gwrgi zu Wort, der schweigsam geworden war. Langsam schien er jedoch die Fassung zurückzugewinnen.
»Wir werden ein Feuer machen müssen«, sagte Burin.
»Wer weiß, wie kalt es wird. Und die Nacht wird sternenklar sein.«
Sie suchten Schutz an einem kleinen Felsüberhang und fanden dort einen alten, längst aufgelassenen Steinbruch, halb von Farngestrüpp überwuchert. Unter den Bäumen sammelten sie totes Holz, das trocken genug war, um nicht zu sehr zu rauchen, und dessen Glut lange genug vorhalten würde, bis sie unter die Decken schlüpften.
Burin hatte eine günstige Stelle von Gestrüpp freigeräumt und baute dort einen Kreis aus Steinen. Darin stapelte er so geschickt das Holz auf, dass es nur in der Mitte mit einer kleinen Flamme brannte.
Als das Feuer aufzüngelte, fiel allen auf, dass Gwrgi sich abseits hielt.
»Was ist los mit dir?«, fragte ihn Marina.
»Feuer ist Frauensache. Kein Sumpfmann darf sich Feuer nähern.«
»Wieso nicht, Gwrgi?«, fragte Kim erstaunt, und dann erinnerte er sich, dass es immer nur die Frauen gewesen waren, die sich im Dorf der Sumpflinge dem Herd zugewandt hatten.
»Sagt der Schamane«, erklärte Gwrgi und weigerte sich, mehr dazu zu sagen.
Marina kochte aus getrockneten Bohnen, Kräutern und Speck einen herzhaften Eintopf, der sie alle ihren Hunger spüren ließ. Der Geruch stieg ihnen verführerisch in die Nase, doch jeder Versuch zu kosten, wurde von der Köchin unterbunden.
Dann und wann glitten Gwrgis Augen immer noch misstrauisch zu den Flammen, aber er sagte nichts.
Als sie gegessen hatten und am Lagerfeuer eine letzte Pfeife rauchten, hätte dies fast ein gemütlicher Abend sein können. Doch Kim ließen die Gedanken an Krieg und Verwüstung, die sie umgaben, nicht ruhen.
»Sagt, Gilfalas«, fragte der Ffolksmann, an den Elben gewandt, »was wisst
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