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Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
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die ihre Waffen kampfbereit hielten.
    Kim kam es so vor, als hellte es sich weiter vor ihnen auf, aber das konnte auch eine Täuschung sein. Schon nach wenigen Schritten ließ sich jedoch nicht mehr leugnen, dass es in der Tat heller wurde; das Licht schien unmittelbar aus den Wänden zu kommen. Es war ein kaltes, fahles Licht, aber schon bald reichte es aus, dass man Einzelheiten erkennen konnte.
    Von den Schattenhunden war nichts zu hören. Vielleicht war Zarakthrôr doch etwas Besonderes, und die Geschöpfe der Nacht mussten sich erst an diesen Ort gewöhnen, den die Zwerge in den lebenden Fels gehauen hatten.
    Die Gefährten stießen an eine Wegkreuzung, und Gregorin hielt an.
    »Wenn ich nur wüsste, wohin jetzt. Ich weiß noch, dass zwei Wege in Sackgassen enden …«
    Umständlich begann Gregorin an seinem Wams zu nesteln, um etwas hervorzuholen.
    »Rasch!«, sagte Gilfalas. »Das ist eine ungünstige Stelle für einen Kampf mit den Schattenhunden.«
    »Nicht ungünstiger als jede andere«, gab Gregorin zurück.
    »Wir müssen nach rechts!«, sagte Marina bestimmt.
    »Wieso …?«, fragte Fabian, aber Marina ließ ihn gar nicht zu Wort kommen. »Frauen spüren so was«, behauptete sie, als ob das alles erklären würde, und Kim musste unwillkürlich wieder daran denken, wie oft die kleine Ffolksfrau ihn auf dieser Reise schon überrascht hatte. War es die Verbindung, die zwischen ihr und der göttlichen Mutter bestand, die sie intuitiv den richtigen Weg wählen ließ?
    »Ich glaube, sie hat recht«, meinte Gregorin. »Der Weg zur Rechten war’s.«
    »Du glaubst …«, wollte Burin einwenden, aber die Schattenhunde knurrten irgendwo im Gang hinter ihnen. »Rechts«, sagte Fabian.
    Das entschied. Sie hielten sich rechts. Der Weg führte zunächst leicht abschüssig in die Tiefe, dann, nach einer Weile, wieder bergan.
    »Wir sind richtig«, knurrte Gregorin.
    Kim warf einen kurzen Seitenblick auf Marina und konnte feststellen, dass ihr Lächeln von einem Hauch des Triumphes gezeichnet war, der jedoch weniger der persönlichen Genugtuung als einer inneren Gewissheit entsprang.
    Sie waren wohl schon eine Stunde gelaufen, aber die Verfolger kamen nicht näher. Nur gelegentlich glaubte man ein Knurren oder ein Bellen zu hören, das von irgendwoher aus den Gängen hinter ihnen drang und an den Wänden Echos weckte. Es schien, als begnügten sich die Hunde damit, ihnen auf der Spur zu bleiben; sei es, dass die Stollen der Zwergenfeste sie wirklich verwirrten oder weil sie auf eine besondere Gelegenheit zum Angriff warteten.
    »Dort vorn ist der Durchlass«, sagte Gregorin, »der uns in die Empfangshalle von Zarakthrôr bringen wird. Alles bisher war nur der Flur hinterm Eingang, wenn man so will.«
    Stolz schwang in seiner Stimme mit, als wäre er dabei gewesen, als diese Stadt unter dem Berg dem Fels abgerungen worden war.
    In der Stille, die plötzlich eingetreten war, hörte Kim das Rauschen von Wasser, und er fragte sich, was das wohl zu bedeuten hatte. Floss dort vorn ein unterirdischer Wildbach?
    Vor ihnen tauchte ein schlichter Rundbogen auf, und als sie hindurchgegangen waren, öffnete sich mit einem Male der Raum.
    Kim hatte mit vielem gerechnet, aber das, was er sah, kam so überraschend, dass ihm der Atem stockte, und seine Ehrfurcht den Erbauern – nein, dieser Ausdruck traf es nicht; es sollte heißen: den Schöpfern – Zarakthrôrs gegenüber wuchs ins Unermessliche.
    Sie standen auf einer Brücke, die über einen Abgrund führte, und hinter dieser Brücke tat sich ein Felsendom auf. Die Decke mochte wohl fünfzig oder sechzig Ffuß hoch sein.
    Kein einziger Felsen in dieser Halle war nicht von den Werkzeugen der Zwerge berührt worden. Gewaltige Stützpfeiler ragten wie mächtige Bäume in die Höhe, immer feiner und filigraner aufgefächert, um in gewaltigen, reich gezierten Gewölben auszulaufen. Kim schätzte, dass ein Kreis von einem halben Dutzend Ffolksleuten, die sich an ausgestreckten Händen hielten, nötig wäre, um allein den Umfang einer Säule zu ermessen.
    Nicht nur er war stehen geblieben. Alle standen sie da und starrten, die Gefahr hinter ihnen vergessend, auf diesen gewaltigen Dom, der in den Fels gemeißelt worden war.
    An den Wänden waren Mosaiken aus Edelsteinen zu erkennen, die, von dem geheimnisvollen Licht beleuchtet, Szenen aus alten Legenden wiedergaben. Drachen und Einhörner waren dort zu sehen, geflügelte Wesen und Ungeheuer der Tiefe und gewaltige Armeen – es war

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