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Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
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mehr, als das Auge mit einem Blick erfassen konnte. Jedes dieser Mosaiken funkelte in allen Farben des Regenbogens, wenn auch immer eine Farbe überwog: Rot und Gold, Amethyst und Topas, Meergrün und Lapislazuli.
    Die Krönung aber war der Wasserfall im Zentrum des wohl dreihundert Mal hundertfünfzig Schritt durchmessenden Felsendoms. Er stürzte aus einem schnabelförmigen Aquädukt in ein kreisrundes Loch und verschwand in der Tiefe. Und Kim kam die alte Ballade in den Sinn, die ihm Burin auf der Passhöhe vorgetragen hatte, welche von den Zaubern Zarakthrôrs erzählte:
    Wo in den Tiefen dieser Welt
Ein Strudel in den Abgrund fällt …
    Keiner sagte ein Wort, bis sich erstaunlicherweise Gwrgi als Erster wieder fing.
    »Schön, aber hinter uns ist’s weniger schön. Weiter.«
    »Er hat recht. Was bestätigt, dass Schönheit auch tödlich sein kann«, meinte Burin, der seine Augen nicht von der unermesslichen Pracht lösen konnte.
    Trotzdem setzten sie ihren Weg fort. Sie behielten ihre bisherige Marschordnung bei, auch wenn sie nun zwischen den Säulen bequem nebeneinander hätten gehen können.
    Die Gefährten hatten den Dom etwa zur Hälfte durchquert und waren nahezu auf Höhe des Wasserfalls, als das Hecheln der Verfolger wieder aufklang, doch nun in einer neuen Qualität. Nicht mehr von den langen Wänden des Stollens zurückgeworfen, sondern sich in den offenen Raum verbreitend und vielfach gebrochen von Säulen und Gewölben und steinernen Facetten.
    Kim erkannte mit einem Blick über die Schulter, dass die Luft an mehreren Stellen flimmerte. Sie waren da – und zum Angriff bereit. Nichts hielt sie mehr auf. Schon bei dem Gedanken, dass sie gleich zu heulen beginnen würden, überkam den Ffolksmann die nackte Angst.
    Die Gefährten standen wie erstarrt. Sie mussten sich den Hunden stellen, und die einzige Waffe, die einen gewissen Schutz versprach, war der Ring, den Gilfalas trug. Kim sah, wie der Elbe ihn hervorzog.
    »Geht!«, sagte er fest entschlossen. »Ich werde sie aufhalten.«
    »Aber …«, wollte Fabian einwenden, doch Gilfalas duldete keinen Widerspruch.
    »Verschwindet! Das hier ist mein Kampf.«
    »Er hat recht, weißt du«, wandte sich Burin an den Prinzen. »Wir müssen ins Imperium. Nur das ist wichtig. Opfer müssen gebracht werden. Das Ganze und nicht der Einzelne zählt.«
    Fabian zögerte. Er hatte Gilfalas als Freund und Gefährten angenommen, und die Ehre gebot ihm, an der Seite des Freundes zu kämpfen, so aussichtslos es auch sein mochte.
    Aber schließlich siegte in dem inneren Kampf, den er ausfocht, doch die Verantwortung, die er trug, seine Pflicht gegenüber seiner Heimat und gegenüber den Völkern der Welt, deren Schicksal in seine Hand gegeben war.
    »Lauft!«, befahl Fabian, und Kim glaubte es in den Augen des Freundes feucht schimmern zu sehen.
    Sie rannten. Aber dann setzte das Heulen der Hunde ein, und augenblicklich verlor Kim die Kontrolle über seine Schritte. Todesfurcht stieg in ihm auf, lähmte ihm die Sinne. Er taumelte vorwärts. Das Heulen der Schattenhunde wurde immer lauter.
    Zwischen dem Heulen vernahm Kim eine verzweifelte Stimme, die Unverständliches deklamierte. Der Ffolksmann aber war gefangen im Netz der Angst, und hätte er seinen Blick auf die anderen richten können, wäre ihm offenbar geworden, dass es denen ebenso erging.
    Kim hörte sein eigenes, unartikuliertes, von Angst gezeichnetes Gebrüll nicht. Er fühlte sich in den Kaninchenbau zurückversetzt; er konnte die Fuchsratte nicht sehen – noch nicht, aber irgendwo war sie, das wusste er.
    Die kalten Finger des Wahnsinns griffen nach seinem Geist. Er warf seinen Kopf hin und her, als suche er etwas.
    Dann war es vorbei …
    Er war frei.
    Er taumelte wie ein Gefangener, dessen Ketten sich plötzlich gelöst hatten. Das Geheul der Schattenwesen war noch da, aber nur schwach, wie ein fernes Echo.
    Kims Blick war auf Gilfalas gerichtet. Er sah den Elben vor sich, dessen Gestalt seltsam bläulich und verschwommen wirkte, wie hinter einem Nebelschleier. Kim kniff die Augen zusammen, aber sein Blick klärte sich nicht. Zwischen ihm und seinen Gefährten auf der einen Seite und den Schattenhunden auf der anderen erhob sich eine Wand wie aus blauem Glas, das von einem inneren Schimmer erhellt war.
    Und Gilfalas stand auf jener anderen Seite.
    Hoch erhoben stand der Elbe da. Die Luft hinter dem Schirm aus Licht flimmerte, und dieses Flirren bewegte sich auf Gilfalas zu. Schatten kamen aus der Tiefe

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