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Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
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zu scheuchen.
    Gilfalas selbst rannte in die entgegengesetzte Richtung. Er wusste nicht, wie lange er durchhalten konnte, aber er musste den anderen so viel Zeit wie möglich verschaffen. Wenn er nur eine wirksame Waffe hätte!
    Sein Ring!
    Wo Stahl versagte, hatte das Kleinod, das er nun an der rechten Hand trug, bisher gute Dienste geleistet. Zweimal hatte es ihm gegen die Dunkelelben geholfen.
    Gilfalas wandte sich um und hob die Hand mit dem Ring. »Elei Cúrion ai Coriënna«, wiederholte er die Anrufung des göttlichen Paares.
    Nichts geschah. Der Ring blieb so, wie er war. Kein blaues Licht flammte auf und bahnte sich seinen Weg.
    Der Elbe warf sich herum und rannte wieder los, nun selbst von plötzlicher Panik gepackt. Was konnte er diesen Kreaturen noch entgegensetzen, wenn selbst ein Ring der Macht versagte?
    Immer wieder versuchten sie ihn einzukreisen, aber Gilfalas gelang es jedes Mal, seinen Häschern im letzten Augenblick zu entkommen. Auf lange Sicht hatte er keine Chance gegen diese Übermacht. Er fühlte sich zurückversetzt ins Elderland, wo er von Dunkelelben und belegim gehetzt worden war, aber die Jagd hier war nicht vergleichbar. Die Kreaturen hinter ihm verloren seine Spur nicht. Immer wenn er glaubte, er hätte sie abgeschüttelt, tauchte hinter einem Busch oder Baum wieder eines dieser deformierten Wesen auf, und er musste von neuem fliehen.
    Noch bevor die Sonne wieder aufging, würden sie ihn stellen und erlegen wie Jäger einen räudigen Fuchs. Alles, was er an Waffen besaß, hatte sich als unwirksam erwiesen. Einzig seine schnellen Beine blieben ihm, um zu entkommen, aber er wusste, dass seine Flucht irgendwann einmal enden würde.
    Sein Weg hatte ihn vom Waldrand weggeführt. Nun rannte er in einem Bogen wieder auf den Wald zu. Vielleicht gelang es ihm im Labyrinth der Bäume zu entkommen. Und wenn nicht, dann würde er wie die junge Elbin unter einem einzigen gnadenlosen Hieb der mächtigen Arme sterben. Das Bild der zerfetzten Kehle tauchte vor ihm auf, aber er verdrängte es schnell wieder, weil seine ganze Aufmerksamkeit von seinen Gegnern mit den viel zu langen Armen und den krummen Beinen in Anspruch genommen wurde.
    Der große Wald kam näher, aber Gilfalas’ Kraft reichte nicht mehr. Sein Schritt wurde immer schwerfälliger. Plötzlich fand er sich von den Gegnern umstellt. Sie hatten ihn eingeholt, und nun zogen sie ihren Kreis immer enger.
    Gilfalas bekam eine Ahnung davon, wie sich ein Fisch fühlen musste, der in einem Netz gefangen wurde. Es gab kein Entrinnen mehr.
    Er wusste, es war zu Ende. Gilfalas ergab sich in sein Schicksal, schloss die Augen und erwartete den tödlichen Hieb …
    Durch die geschlossenen Lider sah er ein strahlendes, goldenes Licht.
    Das Licht brannte.
    Das Wesen, das man Legion genannt hatte, wich geblendet zurück vor dem Glanz, der plötzlich um sein Opfer erstrahlte. Zurück vor ihm, der über dem Träger der Aura erschienen war, Glanz vom Glanz, Licht vom Licht.
    Sagoth war stolz darauf gewesen, sein Opfer gejagt und gefangen zu haben. Nie zuvor in seinem Dasein hatte es so viele seiner Körper ausgeschickt, in verschiedene Richtungen, zu unterschiedlichen Zeiten, wie ein Fänger, der ein Netz auswirft und dabei selber das Netz ist. Es war eine meisterhafte Leistung gewesen, so viele unterschiedliche Teile seiner selbst gleichzeitig zu führen und zu koordinieren, und zum ersten mal war Sagoth stolz auf sich.
    Sich?
    ICH?
    Ich, meiner, mir, mich.
    Aber wo es ein Ich gibt, da gibt es auch ein …
    »… Du«, sagte eine Stimme aus dem goldenen Licht, die direkt von Geist zu Geist sprach. »Was bist du? Wer bist du?« Das Wesen, dessen Name Legion gewesen war, wand sich in der brennenden Helle. Es hob die Arme vors Gesicht, und seine vielen Körper taten es ihm gleich, doch nichts konnte diesen Schein abhalten. Es war zornig. Es hatte mehr erreicht, als ihm je von seinen Schöpfern zugestanden worden war; es hatte den Schritt getan aus der Anonymität ins Selbst.
    »Ich bin viele.«
    Und im selben Augenblick, in dem es sich begriff, sein Wesen, sein Ich, seine Art, begriff es auch seine Machtlosigkeit. Denn Er, der da vor ihm stand, war mächtig, und es bedurfte nur eines Winks seiner erhobenen Hand, um es brennend in das Nichts zu werfen, aus dem es gekommen war.
    Die Hand verharrte.
    »Du bist nicht im Plan des Göttlichen Paares vorgesehen, aber ich will dich nicht töten. Ich werde dir einen Namen geben: Theotormon, das Viele, das Eins ist.

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