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Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
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Bann, denn er war selbst in einem Wald aufgewachsen, dem Naith Talarin in den Mittelreichen, der mit den Riesen des Arbalornith allerdings nicht mithalten konnte. Aber Gilfalas empfand keinen Neid. Beide Wälder waren auf ihre Art einmalig. Der Wald von Talariël mochte nicht so groß sein, aber es war seine Heimat.
    Der Gedanke daran trieb ihn weiter. Alle, die in seiner Heimat lebten, wurden von den Dunkelelben ebenso bedroht wie die anderen Völker. Er beschleunigte das Tempo. Seine Führer hielten mit ihm Schritt, aber sie waren nicht sonderlich gesprächig, sodass auch Gilfalas lieber seinen Atem sparte.
    Bei Sonnenaufgang kam ihnen Hufschlag entgegen, und Gilfalas war sehr froh darüber, denn lange hätte er das scharfe Marschtempo nicht mehr mithalten können, das er selbst angeschlagen hatte. Ihn erfüllte eine nie gekannte Ungeduld. Seine Aufgabe war noch nicht zu Ende. Vielleicht, so sagte ihm eine innere Stimme, stand er erst am Anfang eines langen Weges.
    Ein junger Reiter, Filindrin mit Namen, führte vier edle Schimmel hinter sich, die so groß waren wie eines der schwerfälligen Schlachtrösser der Schweren Reiterei des Imperiums, aber gleichzeitig so heißblütig und schlank wie die Rennpferde der Nomaden, mit denen sie an hohen Festtagen prahlten.
    »Nach Selenthoril?«
    »So schnell die Pferde uns zu tragen vermögen!«, erwiderte Gilfalas. »Es ist Eile geboten.«
    »Eile?«, sagte Filindrin. »Das Wort kenne ich nicht. Doch was Schnelligkeit betrifft, so werdet Ihr keine Reittiere finden, die so geschwind sind wie die marathlindim , die Rösser des Morgens.«
    »Aus Euch spricht der Stolz des Züchters!« Gilfalas lächelte.
    »Züchter?« Filindrin schien völlig verwirrt, als wisse er gar nicht, was er unter dem Begriff zu verstehen hatte. »Nein, ich bin ihr Freund.«
    Gilfalas verfolgte das Thema nicht weiter. Er schwang sich auf den Rücken eines der Tiere, die weder Zaum noch Sattel trugen, drückte einmal heftig mit den Schenkeln, und beinahe augenblicklich verfiel das Pferd unter ihm in Schritt, der alsbald in einen fließenden, geschmeidigen Galopp überging. Gilfalas spürte die gewaltige Kraft, die in dem Tier steckte. Auf so einem Pferd hatte er noch nie gesessen, und die ersten Augenblicke würde er für immer in seinem Gedächtnis behalten.
    Mähne und Schweif flatterten im Morgenlicht wie irisierende Schleier, und der Hufschlag war wie das Donnern einer fernen Brandung. Gilfalas spürte die Freude des Tieres am Laufen. Neben sich sah er die anderen, die den Ritt ebenso genossen wie er selbst.
    Der Weg, der durch den Arbalornith führte, war eben und frei von Steinen oder Baumwurzeln, die ihren Ritt behindern oder Pferd und Reiter in Gefahr bringen konnten. Die gewaltigen Stämme des ewig frühlingsgrünen Waldes flogen an ihnen vorbei, und Gilfalas verspürte fast ein wenig Bedauern darüber, dass er nicht anhalten konnte, um den Bäumen die ihnen gebührende Bewunderung entgegenzubringen.
    Die Mittagsstunde mochte längst überschritten sein, aber die Rösser zeigten keine Anzeichen von Ermüdung. Sie schwitzten nicht einmal. Gilfalas begann den Stolz Filindrins zu verstehen. Das waren außergewöhnliche Tiere, wie es sie in den Mittelreichen nicht gab. Jeder Nomade würde all seine Nebenfrauen und ein paar Herden seiner kostbaren Ziegen und Schafe für eines dieser Tiere geben.
    Die Zeit verging, und die Sonne senkte sich, als Filindrin Halt gebot. Die Pferde machten zwar noch immer keinen erschöpften Eindruck, aber die hereinbrechende Dunkelheit mochte selbst für diese wundervollen Geschöpfe Gefahren mit sich bringen.
    Die Bäume standen hier so dicht, dass sie jedes Licht, jeden Laut verschluckten. Ein sanftes Schweigen lag über der Welt; keine bedrohliche Stille, sondern eine tiefe Ruhe, als habe die Herrin selbst ihren Mantel über die Welt gebreitet und sie in ihrer zarten Umarmung empfangen.
    Der Seitenweg, den Filindrin sie führte, war geschwungen wie die meisten Wege diese Landes, und erst als sie die Biegung umschritten, öffnete sich vor ihnen eine Lichtung, erhellt vom Schein vielfarbener Lampen und erfüllt von Lachen und Gesang. Und obwohl es ein anderer Wald war als der, den Gilfalas kannte, ja, eine andere Welt, fühlte er sich plötzlich, als sei er daheim.
    Das Dorf der Elben erstreckte sich zwischen den Bäumen, als sei es mit diesen zu einem großen Geflecht verwoben. Lebendig gewachsene Stämme waren zu natürlichen Spitzbogen zusammengefügt, zwischen

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