Die riskante Affaere
dachte, Sie sind tagsüber kaum da.«
»Manchmal gibt es eben Ausnahmen. Was kann ich für Sie tun, Detective?«
»Mir aufmachen. Ich bin in zehn Minuten da.«
Er wartete einen Herzschlag lang. »Und was tragen Sie?«
Sie verabscheute sich für ihr Auflachen. Blieb nur zu hoffen, dass sie es geschafft hatte, den größten Teil davon hinunterzuschlucken. »Meine Dienstmarke.« Ohne seine Erwiderung abzuwarten, trennte sie die Verbindung.
Jonah legte auf, lehnte sich in seinen Schreibtischsessel zurück und begann sich auszumalen, wie Allison Fletcher nur mit ihrer Dienstmarke bekleidet wohl aussehen mochte. Das Bild stieg so prompt vor ihm auf, dass er aus dem Stuhl aufsprang und ans Fenster trat. So genau hatte er es auch wieder nicht wissen wollen!
Für ihn bestand absolut kein Anlass, sich Boyd Fletchers Tochter nackt vorzustellen. Nicht der geringste, ermahnte er sich streng. Oder sich zu fragen, wie ihr Mund schmeckte. Oder wie die Haut direkt unter diesem trotzigen Kinn wohl duften mochte.
Gott, da wollte er hineinbeißen, genau an dieser Stelle. Nur ein einziges Mal.
Das waren verbotene Früchte. Er rief sich zur Ordnung, und da ihn niemand sehen konnte, begann er, auf und ab zu gehen. Allison Fletcher war tabu für ihn und darum umso verlockender. Dabei war sie nicht einmal sein Typ. Nicht dass er etwas gegen langbeinige Blondinen gehabt hätte. Und gegen intelligente langbeinige Blondinen mit Rückgrat erst recht nicht. Aber er bevorzugte entgegenkommendere Frauen.
Entgegenkommendere, unbewaffnete Frauen, präzisierte er nicht ohne Selbstironie.
Er sah sie ständig vor sich, vor allem in jenem Moment, als sie in seinem Auto eingeschlafen war. Sie hatte so ungeschützt und zerbrechlich gewirkt. Er konnte dieses Bild nicht aus seinem Kopf verbannen.
Nun, er hatte schon immer ein Herz für die Schwachen gehabt, überlegte er, während er die Jalousien hochzog. Was sein Problem mit Allison eigentlich lösen müsste. Denn trotz ihres kleinen Schwächeanfalls heute Morgen war die atemberaubende Polizistin alles andere als schwach.
Im Moment brauchte sie ihn. Vorübergehend. Sobald sie ihren Fall gelöst hatte, würden sie beide wieder getrennte Wege gehen. Und das war’s dann.
Er sah, wie Ally vor dem Club einparkte. Immerhin war sie diesmal nicht so verrückt gewesen, zu Fuß durch ganz Denver zu marschieren.
Ohne besondere Eile fuhr er mit dem Aufzug nach unten.
»Guten Morgen, Detective.« Er schaute an ihr vorbei auf den auffälligen rot-weiß lackierten Stingray. »Hübscher Schlitten. Sind das die neuen Streifenwagen? Ach nein, Sie haben ja einen reichen Daddy.«
»Wenn Sie glauben, dass Sie mich wegen meines Autos aufziehen können, muss ich Sie leider enttäuschen. Da sind meine Kollegen nämlich unschlagbar.«
»Dann muss ich wohl noch ein bisschen üben. Guter Stoff«, bemerkte er anerkennend und rieb das Revers ihrer unauffällig gemusterten Jacke zwischen Daumen und Zeigefinger. »Wirklich sehr hübsch.«
»Dann mögen wir offenbar beide italienische Mode. Aber unsere Garderobe können wir später noch vergleichen.«
Um sie ein bisschen zu ärgern, verstellte er ihr den Weg. »Erst will ich Ihre Dienstmarke sehen.«
»Lassen Sie den Blödsinn, Blackhawk.«
»Los, zeigen Sie her.«
Hinter ihrer Sonnenbrille kniff sie wütend die Augen zusammen, dann zog sie ein kleines Mäppchen aus ihrer Tasche und hielt es ihm unter die Nase. »Da, sehen Sie?«
»Ja, Dienstmarke Nummer 31628. Mit dieser Nummer werde ich in Zukunft Lotto spielen.«
»Und hier ist noch etwas, das Sie interessieren könnte.« Sie zog den Durchsuchungsbefehl heraus und hielt ihn hoch.
»Schnelle Arbeit.« Etwas anderes hatte er nicht erwartet. »Kommen Sie mit nach oben. Ich habe die Kassetten bereits rausgesucht. Immerhin sehen Sie etwas erholter aus«, fügte er auf dem Weg zum Aufzug hinzu.
»Danke.«
»Haben Sie schon Fortschritte gemacht?«
»Die Ermittlungen dauern noch an.«
»Typischer Politikerspruch.« Er wartete vor dem Aufzug und ließ ihr beim Einsteigen den Vortritt. »Irgendwie scheinen wir beide in diesem Ding ganz schön viel Zeit zu verbringen. Ziemlich eng hier.«
»Dann tun Sie doch mal was für Ihr Herz und gehen zu Fuß.«
»Meinem Herzen fehlt nichts. Wie steht’s denn mit Ihrem?«
»Ebenso, danke.« Der Aufzug hielt an, und Ally stieg aus. »Na so was, Sie lassen hier tatsächlich ein paar Sonnenstrahlen rein. Geben Sie mir die Kassetten. Sie bekommen eine Quittung dafür.«
Jonah
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