Die riskante Affaere
um und sagte: »Wenn du es dir anders überlegst und gehen willst, geh einfach.«
»Nein, ich warte«, versicherte er.
Es dauerte nicht lange. Als Ally zurückkam, saß Jonah auf einem der Plastikstühle am Ende des Flurs. Ihre Schritte hallten auf dem Linoleumfußboden.
»Es gibt hier nichts mehr zu tun, bis der Autopsiebericht fertig ist.«
»Wie ist sie gestorben?« Als Ally nur stumm den Kopf schüttelte, stand er auf. »Wie? Ich will es wissen. Es kann nicht so ein großes Dienstvergehen sein, es mir zu erzählen.«
»Sie wurde erstochen. Sie hat mehrere Stichverletzungen von einem langen Messer mit gezackter Klinge. Ihre Leiche wurde ein paar Meilen südlich von Denver am Straßenrand abgelegt. Zusammen mit ihrer Handtasche. Offenbar wollte der Mörder, dass sie schnell gefunden und identifiziert wird.«
»Und das ist alles für dich? Sie einfach nur identifizieren, damit ein weiteres Puzzleteilchen an seinen Platz fällt?«, schnauzte er sie an.
Ally schnauzte nicht zurück. Sie sah ihm an, dass er mit den Nerven am Ende war, aber sie selbst war ebenso erschöpft. »Lass uns hier verschwinden.« Sie brauchte dringend frische Luft. »Ihren Verletzungen nach zu urteilen, muss der Täter in rasender Wut auf sie eingestochen haben.«
»Wo bleibt deine Wut?« Jonah hielt ihr die Tür auf. »Oder bist du nicht wütend? Bist du immer so ruhig, wenn ein Mensch ermordet wird?«
Sie ging an ihm vorbei. »Hör auf, auf mich einzuprügeln.«
Er packte sie am Arm und riss sie herum. Daraufhin schoss blitzschnell ihre Faust vor und zischte gefährlich dicht an seinem Kinn vorbei. »Du willst Wut sehen.« Sie schob ihn von sich weg. »Ich werde dir einen Grund geben. Es sieht ganz so aus, als ob sie exakt in der Zeitspanne erstochen wurde, in der ich mich mit dir im Bett gewälzt habe. Muss ich dir immer noch sagen, wie ich mich fühle?« Sie stürmte im Laufschritt davon.
Jonah holte sie gerade noch ein, bevor sie in ihr Auto steigen konnte. »Tut mir leid.«
Ally versuchte, seine Hand abzuschütteln und ihn wegzustoßen, aber als sie wütend herumwirbelte, nahm er sie einfach in den Arm.
»Es tut mir leid«, wiederholte er und drückte seine Lippen in ihr Haar. »Das war voll daneben. Aber wir wissen beide, dass es egal ist, was wir in der Zeitspanne, in der sie ermordet wurde, getan haben. Wir hätten ihr so oder so nicht helfen können.«
»Nein, wir hätten ihr nicht helfen können. Trotzdem, mittlerweile sind schon zwei Menschen tot. Ich kann mir Wut nicht leisten, verstehst du?«
»Ja.« Er machte ihren Pferdeschwanz auf und massierte ihr den Nacken. »Ich will mit dir fahren. Ich bleibe heute Nacht bei dir.«
»Also schön, aber nur, weil ich es auch will.«
Ally setzte sich hinters Steuer und wartete, bis Jonah ebenfalls eingestiegen war. Sie wusste, dass sie beide ihre Wut loswerden mussten. Und die Schuldgefühle. »Ich muss morgen früh raus.«
Er grinste sie an. »Ich nicht.«
»Okay.« Sie fuhr aus der Parklücke. »Das bedeutet, dass du das Bett machst und das Geschirr spülst. Das ist die Bedingung.«
»Und bedeutet es auch, dass du Kaffee machst?«
»Richtig.«
»Gut, einverstanden.«
Als sie bei sich zu Hause in die Tiefgarage fuhr, sagte sie: »Morgen werde ich wahrscheinlich einen langen Tag haben. Ist es wichtig, wann ich zu dir komme?«
»Nein.« Er stieg aus, ging um das Auto herum und streckte die Hand nach ihren Schlüsseln aus.
»Hast du einen Benimmkursus besucht oder so etwas Ähnliches?«
»Ja, und zwar mit Auszeichnung. Ich war der Beste in meinem Kurs.« Er holte den Aufzug. »Manche Frauen fühlen sich stark verunsichert, wenn ich vorgehe, um ihnen die Tür aufzuhalten, oder wenn ich ihnen bei Tisch einen Stuhl herausziehe, obwohl das nur normale Gesten der Höflichkeit sind. Aber du bist natürlich viel zu selbstbewusst, um dich von so etwas nervös machen zu lassen.«
»Selbstverständlich«, stimmte sie zu und verdrehte die Augen, als er ihr mit einer angedeuteten Verbeugung beim Einsteigen in den Aufzug den Vortritt ließ. Doch als er ihre Hand nahm, lächelte sie.
»Ich mag deinen Stil, Blackhawk. Ich kann zwar immer noch nicht genau sagen, worin er eigentlich besteht, aber ich mag ihn trotzdem.« Sie neigte den Kopf und musterte Jonah eingehend. »Du hast früher Baseball gespielt, stimmt’s?«
»Baseball war außer deinem Vater das Einzige, was mich auf der Highschool gehalten hat.«
»Mein Spiel war immer Basketball. Hast du es schon mal gespielt?«
»Ab
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