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Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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verschaffen. »Nur wenn wir zusammenbleiben, haben wir eine Chance, den heutigen Tag lebend zu überstehen.«
    Ithel schüttelte vehement den Kopf. »So eine Chance, die Usurpatoren auszumerzen, bekommen wir nie wieder: Diese gemeinen Schurken und Schänder heiligster Werte machen uns schon viel zu lange unser Geburtsrecht streitig!«
    »Nein«, sagte ich. »Wenn Ihr Euch mit Eurem Gefolge von uns trennt und Rhiwallon und Bleddyn alleine angreift, reitet Ihr nicht nur selbst in den Tod, sondern gefährdet auch unsere Sicherheit. Wir müssen nur die Stellung halten, bis die Speerkämpfer des Earl Hugues hier eintreffen und uns Verstärkung bringen.«
    »Wir sind zu Eurem Earl Fitz Osbern gekommen, damit er uns hilft, diese Verbrecher aus unseren Landen, aus Wales zu vertreiben«, erklärte Maredudd, der zwar nicht so aufgebracht war wie sein Bruder, aber genauso entschlossen schien. »Seit sieben Jahren warten wir auf diesen Tag. Und niemand kann uns jetzt zurückhalten.«
    »Wir stoßen ihnen das Schwert in den Leib, wir reißen ihnen das Herz aus der Brust«, verkündete Ithel, bevor ich mir Gehör verschaffen konnte. »Und dann werfen wir sie den Hunden zum Fraß vor. Und ihre Köpfe – die nehmen wir als Trophäe mit nach Mathrafal und zeigen sie dort ihren Vasallen. Wir haben geschworen, sie zu töten, und diesen Eid werden wir heute hier in diesem Tal in Mechain einlösen!« Dann wandte er sich an sein Gefolge und brüllte: »Ni ae lad wynt!«
    Die vielleicht zwei Dutzend walisischen Reiter johlten. Möglich, dass einige von ihnen in den Kampfpausen getrunken hatten, oder sie waren noch in Wallung; wenigstens konnte Ithel ihren Kampfgeist mit seinen Worten neu entfachen.
    »Nein«, sagte ich scharf, packte Ithel an der Schulter und zwang ihn, mich anzusehen. »Hört mir zu.«
    Er schüttelte empört meine Hand ab. »Nehmt gefälligst Eure Hände …«
    »Schweigt und hört mich an«, unterbrach ich ihn. »Ich kann nicht auf Euch verzichten. Sonst überlebt keiner von uns den heutigen Tag.« Ich sah Maredudd flehend an. Da er der Ältere der beiden war, hoffte ich, dass ich ihn mit meinen Argumenten erreichen konnte. »Das müsst Ihr doch verstehen.«
    »Mylord«, sagte Serlo. Er zeigte nach flussaufwärts, wo gerade eine Einheit feindlicher Fußknechte losmarschierte und ihre Waffen in Stellung brachte, um uns den Fluchtweg abzuschneiden. Dann sah ich die Flagge, die dem feindlichen Gewalthaufen vorangetragen wurde – eine Flagge mit den Umrissen eines von einem Speer durchbohrten Keilers.
    »Das ist das Banner Eadrics des Wilden«, sagte Maredudd. »Ich habe es schon einmal gesehen.«
    Wessen Banner das war, war mir zwar ziemlich egal, trotzdem ließen Maredudds Worte mich erschaudern. Denn falls wir nicht augenblicklich losritten, würde es schon bald um den Earl Hugues und seine Männer geschehen sein, und dann war alles verloren.
    »Gebt mir Euren Eid, dass Ihr uns nicht im Stich lasst«, sagte ich zu den beiden Prinzen.
    Ithel sah mich ungläubig und zugleich wütend an. »Glaubt Ihr etwa, dass wir, die Söhne des Gruffydd und rechtmäßigen Könige von Wales, Euch Treue geloben?«
    »Ich verlange, dass Ihr mir schwört.«
    Die beiden sprachen in ihrer Muttersprache ein paar Sätze miteinander. Dabei legte Maredudd seinem Bruder beide Hände auf die Schultern und versuchte ihn zu besänftigen. Doch Ithel machte sich wütend von ihm los und zeigte aufgebracht mit dem Finger auf mich. Seine Wangen waren noch röter als sonst, und er ratterte eine Salve von Worten herunter, die vermutlich Flüche und Beschimpfungen waren. Doch dann sprach Maredudd wieder auf ihn ein, und Ithel lenkte schließlich kopfschüttelnd ein.
    »Wir schwören«, sagte Maredudd feierlich, während Ithel mit den Achseln zuckte. Ob dies als Weigerung oder als zähneknirschende Zustimmung zu deuten war, vermochte ich nicht zu beurteilen. Mehr war von ihm aber allem Anschein nach nicht zu erwarten. Blieb nur zu hoffen, dass er keinen Unsinn machte. Immerhin hatte er sich bislang als verlässlicher Kriegsmann und ungemein fähiger Schwertkämpfer gezeigt und war außerdem hochmotiviert. Doch das alles nützte uns wenig, wenn er jetzt die Selbstbeherrschung verlor und sich von blindwütiger Rachsucht fortreißen ließ.
    »Merkt Euch, wer neben Euch reitet«, rief ich dann meinen eigenen Rittern, aber auch Maredudd und Ithel noch zu. Ich konnte nur hoffen, dass die beiden ihrem teulu meine Anweisungen wortgetreu übersetzten. »Und achtet

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