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Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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hob abrupt den Kopf und sah mich an, als ob ich seine geheimsten Gedanken erraten hätte. Dabei war meine Vermutung doch sehr naheliegend.
    »Hugues«, sagte er mit grimmigem Gesicht. »Der hat seine eigenen Schlachten zu schlagen. Dabei ist er mit seinen zwanzig Jahren trotz all seiner Arroganz eigentlich noch ein halbes Kind. Immer muss es nach seinem Willen gehen, und Befehle oder Ratschläge nimmt er schon gar nicht an. Im Übrigen ist er völlig rücksichtslos und findet es anscheinend ganz normal, vierhundert Speere abzuziehen, die wir hier dringend brauchen könnten.«
    »Man hört, dass einige andere Lords erwägen, dem Beispiel des Wolfs zu folgen«, sagte ich, weil mir wieder die Gerüchte einfielen, von denen Beatrice gesprochen hatte. »Scheint so, als ob sie vorhaben, uns im Stich zu lassen und sich mit ihren Truppen auf ihre Besitzungen zurückzuziehen.«
    »Glaubt Ihr vielleicht, dass ich das nicht wüsste? Glaubt Ihr etwa, dass ich auf Eure kümmerlichen Nachrichten angewiesen bin?«
    »Ich wollte damit nicht …«
    »Natürlich wolltet Ihr das nicht«, sagte er sarkastisch. »Doch ich weiß zufällig sehr genau, wer diese Lords sind, und das werden die Herrschaften noch beizeiten zu spüren bekommen.«
    »Natürlich, Mylord«, sagte ich und versuchte meine Frustration zu verbergen. »Aber wenn Ihr diese Männer bestraft, werden sie sich erst recht von uns abwenden. Wäre es da nicht klüger, ihnen Gold und Silber in Aussicht zu stellen – oder was ihr Herz sonst noch begehrt –, um sie uns gewogen zu machen?«
    »Ich werde mit diesen Leuten genau so verfahren, wie ich es für richtig halte«, fuhr er mich an. »Auf Eure Ratschläge kann ich verzichten!«
    Wieso hatte er mich dann überhaupt kommen lassen, wenn er mir weder einen Verweis erteilen noch meine Meinung hören wollte? Oder ob er den Grund inzwischen schon selbst nicht mehr wusste?
    »Dabei hätte sich diese fürchterliche Situation leicht vermeiden lassen«, sagte er verbittert. Er ballte die Hände zu Fäusten, bis sich die Knöchel weiß verfärbten. »Ich hatte gehofft, dass wir Eadric und die Waliser schwächen können, wenn wir ihnen mit einem Expeditionskorps auf den Hals rücken. Stattdessen können wir jetzt bloß noch auf die Feinde warten und zu Gott beten, dass wir mit ihnen fertigwerden.«
    »Wir finden einen Weg«, sagte ich und gab mir Mühe, zuversichtlich zu klingen. »Wenn sie hier auftauchen, verabreichen wir ihnen eine solche Tracht Prügel, dass sie mit eingezogenem Schwanz wieder über den Grenzwall fliehen. Wir liefern ihnen ein Gemetzel, wie sie noch keines erlebt haben.«
    Im Grunde genommen führte ich nur ein Selbstgespräch, da Fitz Osbern mir nicht zuhörte. Vielmehr war er ganz in seine eigenen Gedanken versunken. Schließlich sagte er: »Die Feinde kreisen uns immer mehr ein. Sie machen sich über uns lustig und rüsten sich zum entscheidenden Schlag, und wir können nichts weiter tun, als ohnmächtig zusehen.«
    Seine Augen funkelten zornig, und er knallte die geballte Faust so heftig auf den Tisch, dass der Glaskelch umstürzte. Dann fegte er mit zusammengebissenen Zähnen die Trinkschale und den Krug mit dem Arm vom Tisch; beide Gefäße zerbarsten an der Wand und hinterließen an Wand und Boden ein heilloses Chaos aus Scherben und Wein.
    Doch das reichte ihm noch nicht. Er stand abrupt auf, umfasste mit beiden Händen die Tischkante und warf das Möbelstück fluchend über den Haufen. Dann drehte er sich wieder zum Fenster.
    Von den vielen mächtigen Lords, mit denen ich es im Laufe der Jahre zu tun gehabt hatte, hatte sich in meiner Gegenwart noch nie einer derartig gehenlassen, noch dazu vor Untergebenen. Von Fitz Osberns cholerischen Anfällen hatte ich zwar schon gehört, allerdings noch nie selbst einen dieser Ausbrüche miterlebt. Wieder überlegte ich, wie viel Wein der Mann an diesem Morgen schon getrunken haben mochte. Sicher, er war verzweifelt wegen unserer desolaten Lage, aber gewiss auch wütend auf sich selbst, dass er die Stärke des Feindes so drastisch unterschätzt und mich mit dem Stoßtrupp nach Wales geschickt hatte. Trotzdem war ich weiterhin fest davon überzeugt, dass die Schlacht in Mechain für uns ebenso gut siegreich hätte ausgehen können. Wenn Ithel sich nicht blindwütig seinen Rachegelüsten überlassen hätte und sein Bruder ihm nicht gefolgt wäre, hätten die beiden Prinzen und ihre Männer jetzt noch am Leben sein können, und uns wäre die schreckliche Niederlage

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