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Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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genug, um den Sinn dieses Namens zu erraten. »Bezeichnest du diese elende Kreatur wirklich als ›Folterer‹?«
    »Vorsicht, Ihr habt es hier mit einer sensiblen Muli-Stute zu tun. Gebt also Acht, was Ihr in ihrer Gegenwart sagt«, erklärte er entrüstet, hielt die Hände schützend vor die Ohren des Tieres und sah mich empört an. »Sie hat sich zwar mir gegenüber stets als treue Freundin gezeigt, trotzdem kann sie manchmal ganz schön böse sein. Aber das zeigt sie natürlich nicht so offen. Gerade letzte Woche erst hat sie einem Mann, der sie schlagen wollte, die rechte Hand zerfleischt und ihm bis auf den Daumen alle Finger abgebissen. Wahrscheinlich könnte sie Euch sogar einen Kopf kürzer machen, wenn sie wollte.«
    Cwylmend, die natürlich nicht wissen konnte, was er gerade über sie gesagt hatte, tat sich weiterhin an dem kleinen Heuhaufen gütlich, der vor ihr am Boden lag. Hier und da machte sie eine träge Schwanzbewegung, um die Fliegen zu verscheuchen, die sie umschwirrten.
    »Pass bloß auf, dass Fitz Osbern nichts von deinem Fabeltier erfährt«, sagte ich. »Falls der hört, dass deine Wunderstute schon so viele Waliser erledigt hat, beordert er sie sonst noch ganz vorne in den Schildwall, wenn es hier losgeht.«
    »Ich habe doch nicht behauptet, dass sie schon mal jemanden umgebracht hat, Mylord. Offen gestanden glaube ich nicht, dass das alte Mädchen es über sich brächte, einen Menschen zu töten. Aber wenn sie sich im Recht fühlt, findet sie es ganz normal, auch mal zuzubeißen.«
    Dann ließ er mich kurz alleine, um sich mit einem graubärtigen Landsmann zu befassen, der eine große Warze auf der Nase hatte und vor dem Karren auf ihn wartete. Der Mann wollte ein verkohltes Hühnchen, das auf einem Stock steckte, gegen einen der Salbentöpfe eintauschen, die der Hausierer auf einem Bänkchen vor seinem Karren aufgestellt hatte.
    Als die beiden ihren Handel abgeschlossen hatten, wandte sich Byrhtwald, der sich sofort über das Brathähnchen hergemacht hatte, wieder in meine Richtung. »Bitte um Entschuldigung«, sagte er zwischen zwei Bissen, »aber ich habe schon seit Stunden nichts mehr gegessen. Möchtet Ihr auch etwas?«
    Ich lehnte dankend ab und wollte ihn gerade fragen, wohin ihn seine Reisen seit unserer letzten Begegnung geführt hatten, als er mit einer Hühnerkeule auf die St Ealhmund Church auf der anderen Seite des Marktplatzes wies.
    »Sind das Freunde von Euch?«, fragte er.
    Fünf Ritter hielten auf uns zu. An der Spitze des kleinen Trupps ritt Berengar. Ich war ihm seit unserer Rückkehr nach Scrobbesburh nach Möglichkeit aus dem Weg gegangen, weil ich keine Sehnsucht nach seinem Gesicht verspürte.
    »Kann man so nicht sagen«, erwiderte ich.
    Die Geschichte, wie Berengar in der Schlacht das walisische Banner erobert hatte, war inzwischen im ganzen Lager bekannt. Überall priesen die Männer seinen Mut in den höchsten Tönen und bewunderten ihn, weil er angeblich so viele Feinde abgeschlachtet hatte. Mittlerweile konnte man sogar hören, dass er Rhiwallon getötet hatte. Aber obwohl er selbst natürlich genauso gut wusste wie ich, dass das nicht der Fall war, hatte er bisher nichts unternommen, um das Gerücht aus der Welt zu schaffen.
    Die Menge auf dem Marktplatz wich zurück und ließ die Ritter passieren. Ich kannte die Gesichter der Männer, da sie alle in meinem Stoßtrupp mit dabei gewesen waren, stets direkt neben Berengar und ihm in unerschütterlicher Treue ergeben. Berengar machte ein finsteres Gesicht, aber etwas anderes kannte ich von ihm ohnehin nicht.
    »Ah, dann macht Ihr Euch also jetzt schon mit dem Feind gemein, Tancred?«, sagte er, als der Trupp vor uns anhielt. »Oder wollt Ihr mir weismachen, dass Ihr davon nichts wisst?«
    »Dass ich wovon nichts weiß?«, fragte ich.
    »Wir arretieren gerade alle reisenden Kaufleute und Hausierer, die sich noch in der Stadt aufhalten, und beschlagnahmen ihre Waren. Der Befehl ist heute Morgen ergangen.«
    Ich runzelte die Stirn. »Und wieso?«
    »Damit sie dem Feind nicht verraten, wie es um unsere Truppenstärke und unsere Vorbereitungen bestellt ist. Wir haben schon drei Männer festgenommen, die gestanden haben, dass sie bezahlte Spione des Feindes sind. Die anderen werden gewiss auch noch gestehen, wenn wir sie erst richtig in die Mangel nehmen.«
    »Und warum weiß ich davon nichts?«
    Berengar zuckte mit den Achseln. »Woher soll ich das wissen?« Er musterte Byrhtwald mit einem strengen Blick, doch der

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