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Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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Namen hörte, blickte er auf. Im ersten Augenblick sah er mich nicht, doch als ich kurz darauf mit Nihtfeax hinter einem Heuwagen zum Vorschein kam, grinste er.
    »Lord Tancred«, sagte er und ergriff freudestrahlend meine Hände, als ich vor ihm stand. »Wie man hört, habt Ihr in letzter Zeit eine ganze Menge erlebt. Wenigstens ist es den Walisern bisher nicht gelungen, Euch umzubringen.«
    »Nein, bis jetzt noch nicht«, entgegnete ich und sah ihn lächelnd an. »Und ich will hoffen, dass das auch noch eine Weile so bleibt. Was machst du denn hier?«
    »Kaufen und verkaufen«, sagte er. »Was denn sonst? Schließlich lässt sich nirgends so leicht Geld verdienen wie auf einem Marktplatz, der an ein Heerlager grenzt.«
    »Und natürlich sind auch nirgends so viele Gerüchte und Neuigkeiten in Umlauf, die du später versilbern kannst.«
    »Ihr sagt es«, erwiderte er. »Nur dass ich hier bislang kaum etwas gehört habe, was nicht ohnehin schon jeder weiß. Aber mit Eadric dem Wilden und den Walisern habe ich damals recht gehabt, nicht wahr?«
    »Ja, das stimmt«, gab ich zu. Obwohl mir die Information nicht viel genützt hatte.
    »Wie ich sehe, tragt Ihr das Amulett bei Euch«, sagte er und wies mit dem Kopf auf den Bronze-Anhänger, der vor meiner Brust baumelte. »Ich dachte, dass die Reliquie für den Altar in Eurer Kirche bestimmt ist. Euer Priester war doch damals völlig hin und weg, als er sie gesehen hat.«
    »Aber später wollte er, dass ich sie trage, damit mich der Heilige in der Schlacht beschützt. Wahrscheinlich bin ich deshalb noch am Leben.«
    »Ehrlich gesagt, bereue ich es heute, Euch das Amulett damals verkauft zu haben. Meine Frau war gar nicht begeistert, als ich ihr davon erzählt habe – noch dazu für weniger als ein Pfund Silber. Auf den Preis hätte ich mich niemals einlassen dürfen. Sie war so wütend, dass sie mir sogar eine geschmiert hat.« Er rieb sich die Schläfe. »Hinterher bin ich noch tagelang mit einer Beule am Kopf rumgelaufen.«
    »Dann geht es deiner Frau also wieder besser?«
    »Nicht schlecht, danke der Nachfrage. Sie ist ziemlich zäh und stark wie ein Ochse, wie ich aus eigener Erfahrung weiß.«
    »Und hat sie ihre Krankheit inzwischen überwunden?«
    »Krankheit, Mylord?« Er legte die Stirn in Falten und dachte kurz nach. »Ach ja«, sagte er dann schnell. »Das war wirklich eine schreckliche Zeit, aber Gott sei Dank lebt sie ja noch. Offen gestanden, sie war noch nie so gesund wie heute.« Er zeigte auf das Amulett. »Wenn man sich vorstellt, dass sie ohne die Fürsprache des heiligen Mathurin vielleicht gar nicht mehr …«
    »Mathurin?«, unterbrach ich ihn. »Hast du damals nicht gesagt, dass es sich um eine Reliquie des heiligen Ignatius handelt?«
    »Ach natürlich, Sankt Ignatius«, entgegnete er und hatte plötzlich einen ganz roten Kopf. »Wollte ich doch gerade sagen. Wenn sein Haar damals nicht gewesen wäre …«
    »Sein Haar? Sein Zehenglied, dachte ich.«
    »Was?«
    »Du hast doch damals von einem Zehenglied gesprochen.«
    »Ganz genau«, sagte er und sah mich so strahlend an, als ob er nie etwas anderes gesagt hätte. »Ja, ein Zehenglied.«
    Es brachte nichts, weiter mit ihm darüber zu sprechen. Letztlich machte er sich nur über mich lustig. Wobei man bei ihm nie so genau wusste, woran man war. Deshalb mochte ich ihn ja gerade. Und sooft ich mit ihm sprach, hatte ich das Gefühl, dass wir ein Spiel spielten, dessen Regeln ich nicht verstand und das ich am Ende jedes Mal verlor. Mit seiner Zungenfertigkeit hätte Byrhtwald es vermutlich sogar geschafft, mir das Hemd anzudrehen, das ich am eigenen Leib trug. Um mir hinterher auch noch weiszumachen, dass ich ein glänzendes Geschäft gemacht hätte.
    »Die Feinde sind im Anmarsch«, sagte ich. »Sie wissen, wie geschwächt wir sind. Außerdem will Bleddyn zweifellos seinen Bruder rächen. Ich weiß zwar nicht genau, wann sie hier eintreffen, aber du möchtest gewiss lieber nicht mehr hier sein, wenn sie uns angreifen. Sonst kann es dir nämlich passieren, dass Fitz Osbern dich mit einem Spieß in der Hand oben auf die Mauer schickt, damit du dort bei der Verteidigung der Stadt hilfst.«
    »Macht Euch meinetwegen keine Sorgen«, sagte Byrhtwald. »Ich verspreche Euch, dass Cwylmend – er gab dem Muli einen liebevollen Klaps – und ich längst weg sind, wenn der Feind hier aufkreuzt.«
    »Cwylmend?« Obwohl mein Englisch alles andere als berauschend war, beherrschte ich die Sprache mittlerweile gut

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