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Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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gut befestigt war. Deshalb war es unwahrscheinlich, dass ich auf dem Hinweg an dieser Stelle etwas verloren hatte. Ich blickte über die Schulter und sah meine beiden Knappen an, doch die zuckten nur mit den Achseln.
    »Ja oder nein?«, fragte Robert, der allmählich ungeduldig wurde. »Ansculf? Tancred?«
    Wir waren jetzt alle stehen geblieben, doch unsere Formation war so lang, dass nicht alle, die sich weiter hinten befanden, mitbekommen hatten, was vorne los war.
    Ich überließ Cnebba, der direkt vor mir ging, die Zügel meines Pferdes und stapfte durch den Morast zu Robert. »Wo genau habt Ihr die Flasche denn gefunden?«
    »Da drüben neben dem Farn«, sagte er und reichte sie mir, während er mit der anderen Hand auf eine Stelle etwa fünf Schritte abseits des Weges zeigte.
    Ich drehte die Flasche zwischen den Händen hin und her. Sie war fast leer, und als ich sie schüttelte, hörte ich nur ein leises Glucksen. Es war noch nicht lange her, dass wir unsere Flaschen nachgefüllt hatten. Unwahrscheinlich, dass einer von uns die Flasche in so kurzer Zeit fast leer getrunken hatte, aber auch nicht völlig undenkbar, da die Räumung des Weges viel Mühe gekostet hatte. Trotzdem meldete sich niemand, der eine Flasche verloren hatte.
    Ringsum war jetzt alles still. Niemand sagte ein Wort, und es war nichts zu hören als das Summen der Bienen und das Zwitschern der Vögel. Ich ließ den Blick wachsam zwischen den Bäumen umherschweifen, ohne genau zu wissen, wonach ich suchte. Doch plötzlich fröstelte ich.
    »Das gefällt mir gar nicht«, sagte ich. »Am besten, wir verschwinden so schnell wie möglich aus dem verdammten Wald.«
    Robert nickte und gab sofort die nötigen Anweisungen. Mein Herz pochte heftig, als ich zu Cnebba zurücklief.
    »Was ist denn los?«, fragte Serlo, als ich ihm die Zügel wieder aus der Hand nahm.
    »Halt die Augen offen«, sagte ich. »Und wenn du etwas siehst, sag mir sofort Beschei…«
    Im nächsten Augenblick geschah es auch schon. Seitlich von uns blitzte zwischen den Bäumen etwas auf und bohrte sich, eher ich es recht begriff, tief in Cnebbas Brust, ließ ihn direkt vor meinen Augen zur Säule erstarren. Er war schon tot, bevor er auf dem Boden aufschlug. Wo noch Sekunden zuvor alles ruhig gewesen war, flogen plötzlich zischend Pfeile und Speere durch die Luft, und im Hintergrund waren laute Stimmen und Pferdewiehern zu hören. Erschrocken bäumte mein Pferd sich auf.
    »Voller Galopp voraus!«, brüllte ich, und auch Robert schrie: »Voller Galopp voraus!«
    Ich schwang mich in den Sattel, gab meinem Pferd die Sporen, bedauerte, dass ich nicht auf Nihtfeax saß, doch den hatte einer von Roberts Stallburschen in seine Obhut genommen. Gerade schoss wieder ein ganzer Schwarm Pfeile über uns hinweg, und ich machte mich klein, um ihnen auszuweichen. Ob die anderen noch hinter mir waren, wusste ich nicht, doch blieb mir keine Zeit, mich umzudrehen.
    Weiter vorne fing Beatrice an zu schreien, weil sie ihren Zelter nicht mehr bändigen konnte. Ein gefiederter Speer war tief in die Flanke des Tieres eingedrungen. Dickes, dunkles Blut tränkte die Pferdedecke. Plötzlich gaben seine Beine nach, Beatrice wurde aus dem Sattel geschleudert und landete mit einem Schrei zwischen den Farnen. Doch die Männer ringsum fürchteten vor allem um ihr eigenes Leben und dachten gar nicht daran, ihr zu helfen, vielmehr rannten und ritten sie einfach an ihr vorbei, als ob sie gar nicht da wäre.
    »Beatrice!«, rief Robert, zügelte sein Pferd und hielt an. Vier seiner Ritter lagen schon tot mitten auf dem Weg, und wir mussten hier weg, wenn wir nicht noch viel mehr Leute verlieren wollten.
    »Reitet weiter!«, brüllte ich ihm zu, als ich vom Pferd sprang und zu seiner Schwester eilte. Sie war schwer gestürzt und hatte sich offenbar am Knöchel und am Handgelenk verletzt. Ich musste sie unbedingt dort wegschaffen. In dem allgemeinen Durcheinander hörte ich die ersten Schwerter und Speere, die krachend auf Schilde trafen.
    »Gebt mir die Hand«, sagte ich. »Schnell!«
    Sie sah mich mit schreckgeweiteten Augen an, befolgte aber meine Anweisungen. Während ich ihr mit der einen Hand beim Aufstehen half, zog ich mit der anderen den Schild nach vorne, der auf meinem Rücken hing. Dann schob ich die Hand durch die Lederschlaufen, um uns gegen die Pfeile und Speere abzuschirmen, die immer noch angeflogen kamen. Kein besonders wirksamer Schutz für zwei Menschen zwar, aber besser als nichts.
    »Kommt«,

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