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Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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sagte ich und legte ihr den Arm um die Taille, um sie aus der Gefahrenzone zu bugsieren.
    Doch schon nach wenigen Schritten war mir klar, dass es keinen Sinn hatte. Sie hatte sich den Fuß verstaucht und konnte kaum gehen; deshalb war sie so langsam, dass wir Gefahr liefen, den Angreifern in die Hände zu fallen.
    »Beatrice!« Robert drängte sein Pferd gegen den Strom der flüchtenden Ritter in unsere Richtung, obwohl der Weg dazu eigentlich viel zu schmal war. Doch er war noch ein ganzes Stück von uns entfernt, und wir konnten nicht auf ihn warten.
    Dann hörte ich hinter mir ein galoppierendes Pferd und sah Pons, der an uns vorbeiritt. Ich rief ihn beim Namen, und er hielt sofort an und blickte uns entgegen.
    »Mylord?«
    »Nimm Beatrice mit, und bring sie in Sicherheit«, sagte ich zu ihm. Ich warf den Schild beiseite und verschränkte meine Hände, damit sie aufsteigen konnte. »Schnell«, rief ich. Mit schmerzverzerrtem Gesicht stieg sie mit dem unverletzten Fuß in meinen improvisierten Steigbügel. Beatrice war trotz ihrer Größe ziemlich leicht, und ich konnte sie mühelos hochheben, während Pons ihr vom Sattel aus half; so gelang es schließlich, sie alles andere als elegant hinter ihm auf das Pferd zu befördern.
    »Haltet Euch gut an Pons fest«, sagte ich, was sie auch sofort tat. Kaum saß sie sicher und hatte die Arme um ihn geschlungen, gab ich dem Tier einen Klaps. »Los«, sagte ich. »Weg hier!«
    Das brauchte ich Pons nicht zweimal zu sagen. Ringsum war alles in Auflösung begriffen. Tote lagen im Schmutz, herrenlose Pferde rannten in alle Richtungen. Mein eigenes Pferd brach gerade durch das Unterholz in den Wald. Ringsum lagen geplatzte Satteltaschen, deren Inhalt sich auf den Weg ergossen hatte: in Tücher gewickelte Lebensmittel, Silbermünzen, Zündspäne, Zeltpflöcke und -stoffe. Serlo und Pons und die anderen mir vertrauten Gesichter hatte ich inzwischen ganz aus den Augen verloren. Meine Gedanken überschlugen sich, und mir blieb nur die eine Chance: laufen, laufen, laufen. Der Pfeilbeschuss hatte zwar fast aufgehört, aber dafür stürmten jetzt schwerbewaffnete Männer mit schimmernden Schildbuckeln und gezückten Schwertern aus einer Senke unter den Bäumen hervor und kamen, Schlachtrufe skandierend, näher.
    »Zu den Waffen!«, rief ich lauthals. »Zu den Waffen!«
    Weiter vorne sah ich Pons und Beatrice, daneben Robert und ungefähr ein Dutzend Ritter. Sie konnten nicht weiter, weil ihnen ein waffenstarrender Schildwall den Weg versperrte. So saßen wir zwischen dem Schildwall und den Männern, die nun beiderseits des Weges aus dem Wald hervorbrachen, in der Falle.
    Ich schaffte es gerade noch, meinen Schild wieder aufzuheben und das Schwert zu ziehen. Dann waren sie auch schon da. Die fremden Krieger brüllten kriegslüstern und hieben und stachen mit Speeren und Messern auf uns ein; nach ihrer äußeren Erscheinung zu urteilen waren sie Waliser. Ich versuchte, die wenigen Männer aus Roberts Gefolge, die sich noch in der Nähe befanden, um mich zu scharen, doch vergebens. Einige zogen zwar die Waffe und versuchten mit mir eine Formation zu bilden, doch die meisten stoben einfach davon und hatten noch gar nicht begriffen, dass ihnen der Fluchtweg ohnehin versperrt war. Aber auch wenn sie sich dem Feind zusammen mit uns Übrigen todesmutig entgegengestellt hätten, wären wir dennoch hoffnungslos unterlegen gewesen.
    »Hierher – zu mir«, wies ich die Handvoll Kampfgefährten an, die zur Waffe gegriffen hatten, doch es hatte alles keinen Sinn. Die Männer konnten dem feindlichen Ansturm beim besten Willen nicht standhalten und sanken, von Speeren oder Messern getroffen, einer nach dem anderen zu Boden.
    Ich erhob das Schwert und rammte es einem Feind direkt ins Gesicht, wo es knirschend in den Schädel eindrang. Als ich es wieder herauszog, war die Rinne voll Blut, und der Mann taumelte vorwärts und brach dann über meinem Schild zusammen. Ächzend wuchtete ich seinen schlaffen Körper zur Seite und konnte gerade noch die Axthiebe eines seiner Kameraden abwehren, eines Hünen in mittleren Jahren. Doch konnte der Mann trotz seiner Größe und Reichweite nicht verhindern, dass ich seine Beine mit dem Schwert attackierte. Als er sich mit seinem ganzen Gewicht gegen meinen Schild warf, stieß ich ihm die Schwertspitze mit solcher Macht durch den Fuß, dass er nicht mehr von der Stelle kam. Aufheulend beugte er sich mit dem Oberkörper nach vorne. In dem Augenblick verpasste ich

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