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Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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deutlich wärmer. Fitz Osbern hatte allem Anschein nach nicht die Absicht, uns gewaltsam zur Rückkehr zu bewegen, deshalb verlangsamten wir um die Mittagszeit unser Tempo. Falls Robert erleichtert war, ließ er sich davon nichts anmerken, die übrigen Männer dagegen wirkten so gelöst wie seit Tagen nicht mehr. Wir legten an einem Bach eine kleine Pause ein, um unsere Weinschläuche mit Wasser aufzufüllen und die Pferde zu tränken, aber auch, um zum ersten Mal an diesem Tag ein wenig zu verschnaufen.
    Irgendwann sahen wir ungefähr eine Meile hinter uns eine Staubwolke. Offenbar ein Trupp Reiter, die jedoch so weit entfernt waren, dass wir keine Einzelheiten sehen konnten. Da sie nicht näher kamen, waren sie offenbar nicht hinter uns her. Wahrscheinlich ganz normale Reisende, die trotz der unsicheren politischen Verhältnisse unterwegs waren. Denn sonst waren kaum Leute auf der Straße: nicht einmal die üblichen Kuh- und Gänsehirten, die ihre Tiere zum Markt trieben; weder Mönche, die von einem Kloster zum anderen pilgerten, noch Kaufleute oder Hausierer wie Byrhtwald. Ich überlegte, wo er sich inzwischen aufhalten mochte und ob und wann ich ihn wohl wiedersehen würde.
    Bald darauf ritten wir durch einen Laubwald, in dem dicht an dicht Eichen, Hainbuchen, Ulmen und Birken wuchsen. Der Vasall, dem die Gegend unterstand, nahm seine Pflichten offenbar nicht besonders ernst und hatte sich schon seit vielen Monaten nicht mehr um die Instandhaltung des Weges gekümmert, denn dieser war stellenweise so morastig, dass er für einen Wagen völlig unpassierbar war. An anderen Stellen war er mit hohem Unkraut zugewachsen oder unter tief hängenden Ästen fast nicht mehr zu erkennen.
    »Wir müssen einen anderen Weg suchen«, sagte ich. Wir hatten gerade eine halbe Stunde mit Äxten und Sägen Äste und Baumstämme geräumt, kamen aber trotzdem kaum voran. Je tiefer wir in den Wald eindrangen, umso schmaler wurde der Pfad, bis sich mir schließlich der Verdacht aufdrängte, dass es sich lediglich um einen Wildwechsel handelte.
    »Offenbar sind wir vom Weg abgekommen«, sagte Robert, der vor Anstrengung und Verärgerung einen ganz roten Kopf hatte. Wir hatten eine der alten Römerstraßen benutzt, die sonst ziemlich stark frequentiert waren, sodass man eigentlich immer jemanden traf, den man nach dem Weg fragen konnte. Doch an diesem Tag war kaum jemand unterwegs, und die wenigen Leute, die wir in der Ferne gesehen hatten, waren beim Anblick so vieler Bewaffneter meist sofort wieder verschwunden. Schließlich hatten wir eine unerwartete Weggabelung erreicht und uns wohl oder übel auf unser eigenes Urteil verlassen müssen. Beziehungsweise auf Robert, der davon überzeugt gewesen war, dass er es besser wusste als wir Übrigen. Deshalb hatten wir es seiner Starrköpfigkeit zu verdanken, dass wir uns nun in dieser unangenehmen Situation befanden.
    »Bevor wir vorhin in den Wald eingebogen sind, habe ich in der Ferne auf einem Hügel ein Herrenhaus gesehen«, meldete Beatrice sich jetzt zu Wort. »Am besten, wir reiten zurück und fragen dort nach dem Weg.«
    »Und wenn wir schon einmal dort sind, können wir den Gutsherrn auch gleich an seine Pflichten erinnern und ihn darauf hinweisen, dass er die Wege gefälligst in Ordnung zu halten hat«, murrte Pons.
    Ringsum erhob sich zustimmendes Gemurmel; tatsächlich hatte bisher niemand einen besseren Vorschlag gemacht als Beatrice. Robert willigte mürrisch ein. So führten wir die Pferde im Gänsemarsch durch das Gestrüpp und durch den Pferdedung hindurch auf demselben Weg zurück, den wir gekommen waren. Irgendwann hatte ich den Eindruck, dass ich mich wieder einigermaßen auskannte. Wir hatten zwar eine gute Stunde verloren, was jedoch nicht weiter tragisch war, solange wir nur den Hauptweg wieder fanden.
    Serlo erzählte gerade einen umständlichen Witz, in dem ein Waschweib, eine Nonne und eine Wirtin eine Rolle spielten. Er ging ein ganzes Stück hinter mir, deshalb konnte ich den Wortlaut nicht genau verstehen. Gerade hörte es sich so an, als ob er sich der Pointe näherte, da rief uns Robert, der die Kolonne anführte, etwas zu. Ich verrenkte mir den Hals, weil ich wissen wollte, was vorne bei ihm los war.
    Er stand am Wegrand und hielt eine Lederflasche in die Höhe. »Hat die einer von euch hier verloren?«
    Ich hatte meine Sachen sicher in den Satteltaschen unseres Lastpferds verstaut und mich bei unserem letzten Halt nochmal eigens vergewissert, dass das Geschirr

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