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Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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ihm eine Breitseite mit dem Schild, riss zugleich meine Klinge wieder aus seinem Fuß und hieb damit so kräftig auf seinen gepanzerten Arm ein, dass ich den Knochen brechen hörte.
    »Ymauaelwch ef!«, brüllte einer, der offenbar der Anführer war. Der kurzgewachsene Mann hatte einen roten Schnauzbart und trug einen Helm mit einem schwarzgefiederten Kamm, dessen Wangenklappen kunstvoll mit Silber verziert waren; fast den gleichen Helm, wie ihn Rhiwallon in der Schlacht in Mechain aufgehabt hatte.
    Und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Der Mann war Rhiwallons Bruder Bleddyn, der König von Gwynedd, der den Wolf in der Schlacht in die Flucht geschlagen hatte.
    »Ymauaelwch ef!«, brüllte er jetzt wieder und zeigte auf mich.
    Ich versuchte verzweifelt, mir die Feinde vom Leibe zu halten, focht und parierte, so gut ich konnte. Doch sie waren so viele und wir so wenige, außerdem nahm unsere Zahl rasant ab. Snocca fiel, die Brust von einer walisischen Klinge durchbohrt. Kurz darauf waren wir umzingelt: Ich selbst und sieben andere bildeten Rücken an Rücken einen eng geschlossenen Kreis.
    »Tancred!«
    Während ich mit dem Schildbuckel die Schläge eines Mannes abwehrte und gleichzeitig wegtauchte, um dem Axthieb eines anderen auszuweichen, wagte ich einen Blick in die Richtung, aus der ich den Ruf vernommen hatte: Robert. Gemeinsam mit Ansculf und drei weiteren Rittern bahnte er sich hauend und stechend einen Weg durch die Feinde und versuchte verzweifelt, zu uns zu gelangen. Er zertrümmerte mit der ganzen Wucht seines Schwertes die Schilde der Feinde, ritt diese einfach nieder. Als jedoch immer neue Männer zwischen den Bäumen hervorkamen, die sich ihm in den Weg drängten, wurde mir klar, dass seine Mühen umsonst waren. Und selbst wenn es ihm und seinen Männern gelungen wäre, zu uns vorzudringen, hätten sie hinterher ebenfalls in der Falle gesessen, und ich konnte nicht zulassen, dass sie sich sinnlos für uns opferten. Nicht, solange sie noch eine Chance hatten, ihre eigene Haut zu retten.
    »Verschwindet!«, brüllte ich mit heiserer Stimme. »Bringt Euch in Sicherheit; das ist alles, was jetzt zählt!«
    Ich war nicht sicher, ob er mich inmitten des Gefechtslärms und der Verzweiflungsrufe der Sterbenden überhaupt verstehen konnte. Dann ordnete sich der Feind neu, bildete mehrere waffenstarrende Formationen, die Robert einkesselten. In dem Augenblick wusste ich, dass alles zu spät war. Er konnte uns mit seinen Leuten ohnehin nicht mehr erreichen, denn was wollten sie mit ihren paar Schwertern schon gegen eine ganze Speerwand ausrichten?
    »Verschwindet!«, wiederholte ich, während ich mir den Schweiß von der Stirn wischte. Dann wurde der Franzose neben mir von einem walisischen Speer aufgespießt und stieß einen markerschütternden Schrei aus. Plötzlich klaffte in unserer Kreisformation eine Lücke, und es gab kein Halten mehr. Die Feinde waren jetzt überall und metzelten alle nieder, die noch am Leben waren.
    Mit letzter Kraft erhob ich noch einmal das Schwert, stieß einen stummen Schrei aus und schlug wie entfesselt damit um mich. Sollte mein Leben wirklich zu Ende sein, wollte ich wenigstens nicht als Feigling sterben, sondern im Schwertrausch.
    »Fahrt zur Hölle!«, hörte ich meine eigene Stimme. »Hoch lebe Earnford, hoch lebe Lord Robert!«
    Das Gebrüll und das höhnische Gelächter der Feinde ringsum klangen mir in den Ohren, während ich wie besessen um mich schlug, allerdings immer wieder ins Leere. Eine Panikwelle erfasste mich, und ich hielt mit pochendem Herzen Ausschau nach einem Fluchtweg; doch vergebens, denn sie hatten mich völlig eingeschlossen. Dann sah ich wieder den Helm mit dem Federkamm und verspürte den Impuls, mich auf den König zu stürzen, zugleich mit ihm unterzugehen, doch Bleddyn war so gut abgeschirmt, dass ich keine Chance hatte, ihn zu erreichen.
    Und dann stürzten sie sich ohne Vorwarnung auf mich. Als ich einen Koloss von einem Krieger abwehrte, umklammerte ein anderer meinen Schwertarm, während ein dritter den Rand meines Schilds umfasste und daran zog, um mich aus dem Gleichgewicht zu bringen. Aber noch gab ich mich nicht geschlagen, vielmehr setzte ich mich weiterhin wütend zur Wehr, fest entschlossen, so viele Feinde wie möglich mit ins Grab zu nehmen.
    Dann traf mich ein schwerer Schlag am Hinterkopf, und die Welt versank hinter einer Nebelwand. Meine Beine gehorchten mir nicht mehr; ich machte noch ein paar taumelnde Schritte, das Schwert

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