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Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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Annest standen draußen vor der Tür, und ich winkte ihnen zu. Ob sie mein Winken noch sahen oder gar zurückwinkten, konnte ich nicht mehr erkennen. Trotzdem bildete ich mir ein, dass sie noch ein letztes Mal gewinkt hatten. Dann drehte ich mich wieder um und ging weiter.
    Ob Eadrics Männer mich in den vergangenen zwei Wochen gesucht hatten, wusste ich nicht. In dem Tal, in dem Cadell und Annest lebten, waren sie jedenfalls nicht erschienen. Und falls sie nicht das gesamte Land diesseits des Grenzwalls durchkämmten, hatten sie die Suche vermutlich längst aufgegeben. Deshalb war ich zuversichtlich, dass mir unterwegs nichts Unangenehmes zustoßen würde.
    Und diese Hoffnung erfüllte sich tatsächlich. Dafür hatte ich es mit ganz anderen Schwierigkeiten zu tun. Schon bald wurde mir klar, wie nützlich es auf unserem Feldzug gewesen war, dass Ithel und Maredudd sich in der Gegend ausgekannt hatten. Denn ich musste mehrmals umkehren, weil ich plötzlich vor einer unüberwindlichen Bergflanke oder Hangkante stand oder an einen Fluss gelangte, dessen Strömung so stark war, dass ich nicht auf die andere Seite schwimmen oder waten konnte. So musste ich wiederholt umkehren oder die Richtung ändern, bis ich schließlich eine Furt oder – in einem Fall – sogar eine Brücke fand. Die Schlacht von Mechain und die walisische Gefangenschaft hatte ich heil überstanden. Umso weniger war ich jetzt bereit, mich auf unnötige Risiken einzulassen. Ganz im Gegenteil: Ich war fest entschlossen, diese gottverlassene Gegend möglichst rasch hinter mir zu lassen und mich irgendwie nach Earnford durchzuschlagen. Und zu Leofrun.
    Da es schwierig war, unterwegs etwas Essbares zu finden, teilte ich mir das Brot und den Käse sorgfältig ein. Ædda hatte mir zwar einiges über Wildbeeren und Pilze beigebracht und mir auch erklärt, welche davon ich keinesfalls essen durfte, weil sie Übelkeit verursachten oder giftig waren. Doch ich hatte das meiste, was er mir erzählt hatte, längst wieder vergessen und litt deshalb lieber Hunger, als ein Risiko einzugehen. Außerdem mied ich die wenigen Dörfer und Gutshöfe, an denen ich vorbeikam. Schließlich konnte ich als Fremder, der nicht einmal der Landessprache mächtig war, nicht davon ausgehen, dass alle Leute mich so freundlich behandeln würden wie Cadell und Annest.
    Anderen Menschen begegnete ich unterwegs nur sehr selten: einmal einem Schäfer, der seine Tiere in den Hügeln weidete; außerdem einem reisenden Priester mit einem Holzkreuz um den Hals, der auf einem Esel ritt; und dann noch einigen Bauern, die in den Wäldern ihrer Lehnsherren Brennholz sammelten. Die wenigen anderen, die ich noch sah, musterten mich misstrauisch und wandten sich wegen meiner ungepflegten Erscheinung meist sofort ab.
    Wenn mir trotzdem einmal jemand seinen Gruß entbot, blieb ich sofort stehen und fragte: » Hafren? «, da ich zufällig wusste, dass die Saverna auf Walisisch so genannt wurde. Einige dachten kurz nach und wiesen dann in die Richtung, in die ich ihrer Meinung nach gehen musste; andere hatten nicht die geringste Ahnung, wieder andere erklärten mir etwas, was ich nicht verstand. So tastete ich mich wie ein Blinder durch das fremde Land und wusste nie genau, wo ich eigentlich war.
    Doch dann kam der Tag, da ich die Saverna endlich erreichte, die an dieser Stelle noch nicht so breit war wie in Scrobbesburh. Auch der Wasserstand war für die Jahreszeit ungewöhnlich niedrig, sodass ich den Fluss an einer Furt leicht durchqueren konnte, bevor ich mich nach Osten wandte und in Richtung Grenzwall weiterging, der gottlob nicht mehr weit entfernt war. Dort angekommen bog ich nach Süden ab und folgte dem großen Erdwall. Nun dauerte es nicht mehr lange, bis mir das Hügelland ringsum immer vertrauter erschien. Ich wusste zwar immer noch nicht genau, wo ich mich befand, dennoch fühlte ich mich von Stunde zu Stunde heimischer. So stolperte ich ebenso erschöpft wie frohgemut durch die Gegend, durch die wir damals auf der Jagd nach den walisischen Plünderern gezogen waren, die Earnford überfallen hatten. Das alles lag für mein Empfinden inzwischen eine halbe Ewigkeit zurück.
    Ich konnte es kaum mehr erwarten, endlich mein Haus und die Menschen meines Landsitzes wiederzusehen und Leofrun in die Arme zu schließen. Was mochten sie in der Zwischenzeit alles erlebt haben? Ob sie schon wussten, was in den vergangenen Monaten passiert war? Und wo sollte ich selbst nur mit meinen Schilderungen

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