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Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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mussten, wie der Feind ihre Grundherren und Stewards, ihre Verwandten, Kinder und Haustiere abgeschlachtet hatte, Menschen, deren ganzes Leben in einem Handstreich völlig zerstört worden war. Sie reagierten am Anfang meist misstrauisch, doch wenn sie dann unsere schmutzigen Kleider, unsere müden, schlecht genährten Pferde und die wenigen Waffen sahen, die wir bei uns führten, verloren sie meist rasch ihre Angst und schlossen sich uns an. Wahrscheinlich fühlten sie sich in einer größeren Gruppe sicherer. Und wahrscheinlich hatten sie damit recht.
    So nahm unsere Zahl im Laufe der folgenden Tage immer mehr zu. Einige der Menschen, die wir unterwegs trafen, brachten Lebensmittel oder Töpfe und andere Dinge mit, die sie vor der Flucht noch rasch zusammengerafft hatten; andere hatten Pferde und Hunde dabei, und einmal trafen wir sogar einen Mann, der zwei abgemagerte Ziegen an einem Strick hinter sich herzog; eine davon schlachteten wir später und bereiteten uns daraus ein bescheidenes Mahl.
    So kamen uns unterwegs immer neue Gerüchte zu Ohren. Manche behaupteten, dass die von Fitz Osbern und dem Burgvogt Roger de Montgommeri angeführten normannischen Truppen bei Scrobbesburh eine vernichtende Niederlage erlitten hätten. Andere berichteten, dass der Feind beide Befehlshaber getötet und die Stadt dem Erdboden gleichgemacht und dabei weder Mensch noch Tier verschont habe. Wieder andere erklärten dagegen, dass die beiden Kommandanten noch am Leben seien und sich in der Burg verschanzt hätten. Angeblich hatte Bleddyn nur ein kleines Kontingent vor Scrobbesburh zurückgelassen, das die Stadt einkesseln und das Umland verwüsten sollte, während er selbst mit der Hauptstreitmacht nach dem weiter östlich gelegenen Stæfford weitergezogen war.
    Egal, welche der Nachrichten der Wahrheit näher kam, zuversichtlich stimmte mich keine davon. Etwas erfreulicher hingegen klangen die Schilderungen einer schüchternen Schankwirtin namens Mildburg, die als Einzige aus ihrem ganzen Dorf überlebt hatte und berichtete, dass sie auf der Wæclinga Stræt – einer alten Römerstraße, die aus Lundene herausführte – eine Reiterkolonne gesehen hatte, die nach Norden gezogen war.
    Ædda sah mich an. »König Guillaumes Armee?«
    »Falls das stimmt, wird es allerdings auch allerhöchste Zeit«, murmelte ich. »Frag die Frau, wann sie die Formation gesehen hat, wie viele Reiter es ungefähr waren, und ob sie sich noch an die Banner erinnern kann.«
    Er ging zu ihr und sprach mit ihr, dann kam er zu mir zurück: »Das war erst vor zwei Tagen. Sie sagt, dass sie viele Banner in ganz verschiedenen Farben und mit unterschiedlichen Tiermotiven gesehen hat, und dass auf dem größten davon ein goldener Löwe auf rotem Grund abgebildet war.«
    Das war genau die Auskunft, auf die ich gehofft hatte. »Der Löwe der Normandie.« Dann war der König also tatsächlich im Anmarsch, obwohl ich ein wenig befürchtete, dass er schon zu spät kam. »Und wie viele Reiter hat sie gesehen?«
    »Mindestens tausend, sagt sie, aber wie viele genau, kann sie nicht sagen. Sie sagt, dass sie die Kolonne nur von Weitem gesehen hat und sich nicht getraut hat, näher hinzugehen, weil sie Angst um ihr Leben hatte.«
    Das war gewiss eine kluge Entscheidung gewesen. Trotzdem war ich enttäuscht, dass Mildburg keine präziseren Angaben machen konnte. Das klang alles nicht so, wie ich es mir gewünscht hätte. Tausend Mann reichten nicht annähernd aus, um den Feind über den Grenzwall zurückzudrängen und aus England zu vertreiben. Ich hoffte deshalb inständig, dass der Verband in Wahrheit viel größer gewesen war oder dass die Schankwirtin nur die Vorhut oder eine Vorausabteilung zu Gesicht bekommen hatte.
    Je länger wir unterwegs waren, umso mehr Flüchtlinge schlossen sich uns an, bis unser Lumpenzug auf ungefähr fünfzig Männer, Frauen und Kinder angewachsen war. Alle, die neu zu uns stießen, hatten etwas zu erzählen: Und wie die Fäden in einem Wandteppich verwoben sich die Berichte allmählich zu einem Bild, zu dem jeder etwas beitrug. Nach und nach konnte ich daraus gewisse Schlussfolgerungen ziehen. Doch in diesem Wandteppich aus Geschichten überwogen die Farben Gelb, Rot und Orange, aber auch Braun und Schwarz: die Farben des Blutes und des Feuers, die Farben eines Königreichs, das in Flammen stand.
    In ganz Mercia erhoben sich die Städte und gingen zum Feind über. Vielerorts war es zwischen Engländern und Franzosen zu schweren Kämpfen

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