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Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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ein. Einige nur zögerlich, weil sie wohl an die schweren Kämpfe dachten, die uns erwarteten, doch dann stimmten sie am Ende zu.
    Sogar Galfrid meldete sich, wenn auch nur widerstrebend, weil er offenbar keine rechte Vorstellung davon hatte, worauf er sich da einließ. Das überraschte mich nicht. Denn die lautesten Reden schwangen häufig solche Männer, die dazu eigentlich am wenigsten Grund hatten und mit ihren großen Worten nur von ihren Unzulänglichkeiten ablenken wollten.
    Damit kannte ich mich aus: und zwar aus eigener Erfahrung.

Fünfundzwanzig
    •
    W ir mussten nicht lange auf die erste Feindberührung warten. Obwohl wir an diesem Morgen schon fast eine Stunde unterwegs waren, stand die Sonne noch tief, und auf den Blättern und Grashalmen lag der Tau. Der Sommer ging allmählich zu Ende, und die Blätter verfärbten sich bereits herbstlich. Hier und da fiel sogar schon das Laub von den Bäumen.
    Mich interessierte jedoch nicht so sehr das fallende Laub, vielmehr wollte ich die Feinde fallen sehen, die ich in der Ferne entdeckt hatte: vier Männer, die von Nordwest näher kamen. Sie saßen auf stämmigen Ponys und waren mit Speeren bewaffnet, deren Spitzen in der Sonne blitzten. So ritten sie im Galopp über Wiesen und Felder, während rechts und links die Schafe blökend auseinanderstoben. Schließlich erreichten die Reiter die fünf baufälligen Hütten, die sich inmitten der sumpfigen Wiesen aneinanderdrängten.
    Als die Dorfbewohner die Fremden kommen sahen, erhob sich lautes Geschrei. Die Leute ließen alles stehen und liegen und rannten panisch in alle Richtungen davon, um sich in Sicherheit zu bringen. Die Waliser steuerten währenddessen auf ein langgezogenes strohgedecktes Lehmhaus neben den Schweinepferchen zu, das größer war als die übrigen Gebäude. Die Gänse vor dem Haus rannten mit weit ausgebreiteten Flügeln davon und stießen laute Warnrufe aus. Zwei Waliser drangen in die Hütte ein und zogen kurz darauf eine schreiende Frau an den Haaren aus der Tür, während die beiden anderen eine große Kiste in den Hof schleppten. Dann traktierte einer der beiden den Holzkasten mit einer schweren Axt, die er auf dem Rücken bei sich trug.
    Dies alles beobachteten wir vom Rand eines Wäldchens aus, das durch einen Fluss von dem Weiler getrennt war. Da wir die Morgensonne im Rücken hatten, waren die Waliser offenbar so geblendet, dass sie uns nicht bemerkten, obwohl wir fast fünfzig Menschen waren.
    »Wartet hier«, sagte ich zu Father Erchembald, in dessen Obhut ich die Frauen und Kinder zurückließ. Dann wies ich die Männer an: »Ihr kommt mit mir. Sprecht nur, wenn es gar nicht anders geht.«
    Wir robbten vorsichtig durch das hohe Gras zu der wackeligen Brücke, die über den Fluss führte. Die Feinde sollten uns keinesfalls zu früh entdecken, um zu ihren Ponys rennen und die Flucht ergreifen zu können, bevor wir sie überwältigen konnten. Es war eine schicksalhafte Fügung, dass uns diese rücksichtslosen Gesellen ausgerechnet an diesem Morgen über den Weg gelaufen waren. Daher war ich fest entschlossen, sie zu töten und dafür zu sorgen, dass die verdammte Teufelsbrut nie wieder hier aufkreuzen konnte.
    Die Dorfbewohner verzichteten klugerweise von vornherein auf jede Gegenwehr, und so gingen die Waliser auf der Suche nach Wertgegenständen von Haus zu Haus und brachen sogar in das schäbige, moosbewachsene Gebäude ein, das als Kirche diente. Den protestierenden Priester schleppten sie ins Freie und warfen ihn neben einem Schuppen auf einen Misthaufen. Dann sorgten sie mit ein paar kräftigen Fußtritten dafür, dass er dort liegen blieb, und gingen weg.
    Als sie in der Kirche verschwunden waren, sah ich unsere Chance. Ich gab Ædda und Galfrid, die direkt hinter mir im Gras lagen, ein Zeichen, und sie gaben die Botschaft nach hinten weiter. Dann sprangen wir alle gleichzeitig auf und rannten über die Brücke. Sie knarrte unter unseren Schritten. Ich wies eine Gruppe an, die Ponys einzufangen, die ohne Fußfesseln bei den Schweinepferchen standen. Dann rannte ich mit den bewaffneten Männern durch das feuchte Gras in Richtung Kirche. Das einzige kleine Hindernis, das wir dabei zu überwinden hatten, war die niedrige Bruchsteinmauer, die den Friedhof begrenzte. Unterwegs teilten wir uns nochmals auf: Die eine Hälfte der Männer lief, von Galfrid angeführt, um das Gebäude herum, während ich mit den sechs anderen beiderseits der Tür Aufstellung nahm, damit wir sofort über die

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