Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
Vom Netzwerk:
gekommen, die einen hohen Blutzoll gefordert hatten. Auch in den Grafschaften griffen die Thane zu den Waffen, einige für Eadric, andere für den Ætheling, wieder andere für den König, und zogen mit ihren kleinen Kampfverbänden marodierend durch das Land. Sie überfielen Reisende und setzten Dörfer und Herrensitze in Brand. Im Süden des Landes hatten sich angeblich die Grafschaften Cornualia, Defnascir und Sumorsæte gegen die Stützpunkte in Execestre und Brycgstowe erhoben. Und im Osten war den Berichten zufolge die noch zusätzlich durch friesische und flandrische Söldner verstärkte dänische Flotte gelandet und hatte zwischen Temes und Humbre sämtliche Häfen geplündert und alles Leben ausgelöscht.
    Aber selbst das war noch nicht das Schlimmste. Denn aus der Gegend nördlich des Humbre gelangten Nachrichten zu uns, die sogar meine schlimmsten Alpträume übertrafen. Der Ætheling hatte nämlich Eoferwic erobert. Dabei hatte ihn König Sven unterstützt, mit dem er offenbar ein fragiles Bündnis eingegangen war. Während der Kämpfe waren nicht nur weite Teile der Stadt, sondern auch die beiden Burgen und das große Münster einem infernalischen Brand zum Opfer gefallen, der drei Tage und Nächte in der Stadt gewütet hatte. Dabei waren so gut wie alle Normannen, Bretonen und Flamen gefallen oder aber elend verbrannt.
    »Es heißt, dass sich die Überlebenden an einer Hand abzählen lassen«, sagte der Mann, der uns die schreckliche Nachricht überbrachte, ein reisender Mönch namens Wigheard, der aus Licedfeld stammte, einer etwas weiter nordöstlich gelegenen Stadt. Er war gerade unterwegs, um seinen Brüdern in Wirecestre von den schrecklichen Geschehnissen Kunde zu bringen. Als ich mich ihm vorstellte, wusste er sogleich, wer ich war, und wollte sich offenbar bei mir einschmeicheln; er kannte auch viele der Geschichten, die über mich in Umlauf waren, und erzählte uns sehr bereitwillig alles, was er wusste.
    »Und was ist mit den Überlebenden?«, fragte ich.
    »Die Northumbrier und die Dänen haben sie gefangen genommen«, erklärte Wigheard. »Alle anderen sind umgekommen. Jedenfalls ist niemand entkommen.«
    Die Dänen waren nicht nur für ihre Grausamkeit, sondern auch dafür bekannt, dass sie so gut wie nie Gefangene machten. Deshalb vermutete ich, dass es sich bei den Gefangenen um hochrangige Persönlichkeiten handeln musste, die König Guillaume ein hohes Lösegeld wert waren.
    »Wisst Ihr zufällig, wie die Gefangenen heißen?«
    Wigheard schüttelte den Kopf. »Nein, Mylord, ich habe das alles ja auch nur von anderen gehört.«
    Nach den Schilderungen des Mönches zu urteilen hatte in Eoferwic ein regelrechtes Massaker stattgefunden. Deshalb stand zu befürchten, dass Robert und Beatrice zusammen mit den Garnisonstruppen den Tod gefunden hatten. Natürlich hoffte ich, dass ich mit dieser Vermutung unrecht hatte, doch waren meine Hoffnungen und Wünsche in den vergangenen Wochen und Monaten schon so oft enttäuscht worden, dass ich kaum einen Grund zur Zuversicht sah.
    Deshalb tat ich das Einzige, was mir noch zu tun blieb: Ich betete.
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte Father Erchembald, als wir abends am Feuer standen, wo ich meine wichtigsten Leute zusammengerufen hatte, um mich mit ihnen zu beraten.
    Außer dem Priester waren noch Ædda, Odgar und die übrigen Männer aus Earnford anwesend, ferner der Mönch Wigheard und ein paar von den Männern, die unterwegs zu uns gestoßen waren und so aussahen, als ob sie einen Speer halten konnten. Ich hatte in meinem Leben nur selten einen so armseligen Haufen gesehen. Einen Feind konnte man mit dieser Streitmacht gewiss nicht beeindrucken. Doch ich hatte keine anderen Leute, und so musste ich das Beste aus der Situation machen.
    »Falls der Ætheling und die Dänen wirklich Verbündete sind, werden sie schon bald den gesamten Norden des Reiches kontrollieren«, sagte Galfrid, ein Flame von etwas einfachem Gemüt, der sich selbst gerne reden hörte. Er hatte als Steward auf einem der niedergebrannten Güter gearbeitet, die wir unterwegs gesehen hatten. »König Guillaume dürfte schwerlich in der Lage sein, zusätzlich zu Eadric und den Walisern auch noch sie in die Schranken zu weisen; wenigstens nicht mehr vor Wintereinbruch. Deshalb wäre es gewiss klüger, wenn wir nach Süden ziehen und uns in Wessex in Sicherheit bringen würden.«
    »Wenn Execestre und Brycgstowe den Aufständischen im Süden in die Hände fallen, ist auch Wessex

Weitere Kostenlose Bücher