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Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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mir in Eurem Haus eine warme Mahlzeit und eine Flasche von Eurem besten Ale servieren und mir für die Nacht ein warmes Bett bereiten lasst.«
    Ich fand das Angebot akzeptabel, und so besiegelten wir das Geschäft und wogen das Silber sowohl auf Byrhtwalds Waage als auch auf der, die der Priester in seinem Haus verwahrte, bis wir uns über die Menge geeinigt hatten. So ging der Knochensplitter, der vor langer Zeit zu einem Zeh des heiligen Ignatius gehört hatte, in meinen Besitz über.
    Byrhtwald schien mit dem Preis, den er erzielt hatte, durchaus zufrieden zu sein. Er machte sich mit großem Appetit über das Abendessen her und trank, bis er sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Da auch Father Erchembald davon überzeugt war, dass wir einen guten Preis erzielt hatten, waren alle Beteiligten rundum zufrieden.
    Byrhtwald versorgte uns aber nicht nur mit seinen Hökerwaren, er brachte uns auch Neuigkeiten aus anderen Teilen des Königreichs, auf die man sich nach meiner Erfahrung meist verlassen konnte. Und so fing er am nächsten Morgen beim Morgenmahl wieder an zu erzählen. In Anbetracht der Menge Ale, die er am Abend zuvor in sich hineingeschüttet hatte, machte er einen ziemlich munteren Eindruck. Außerdem legte er noch immer einen sehr gesunden Appetit an den Tag und schob sich solche Mengen Brot in den Mund, als ob er schon seit Tagen nichts mehr gegessen hätte.
    »Ich habe gehört«, sagte er zwischen zwei Bissen, »dass Eadric der Wilde gerade wieder etwas ausheckt.«
    Er sah mich vielsagend an und schien zu erwarten, dass ich genau wusste, von wem er da sprach. Dann trank er einen Schluck Ziegenmilch aus seinem Becher. Doch ich hatte diesen Namen bisher noch nie gehört.
    »Und wer ist das?«, fragte ich.
    Byrhtwald verschluckte sich beinahe an der Milch. »Habt Ihr etwa noch nie was von dem Mann gehört?« Weiße Tropfen rannen ihm das Kinn herab und versickerten in seinem Bart. »Von Eadric, der überall se wilda – der Wilde – genannt wird?«
    »Muss man ihn kennen?«
    »Er war unter dem alten König einer der höchsten englischen Thane und hatte Ländereien hier in der Gegend. Ein furchterregender, rachsüchtiger Mann – sagen jedenfalls alle, die ihm schon einmal begegnet sind. Ich selbst hatte nie das Vergnügen. Vor drei Jahren hat er einen Aufstand gegen König Guillaume angezettelt und mit seiner Armee einen Großteil der Walisischen Marken südlich von hier verwüstet. Die Streitkräfte des Königs konnten ihn erst bei Hereford besiegen und aus der Gegend vertreiben.«
    Das musste im Jahr tausendsiebenundsechzig gewesen sein – ein Jahr, nachdem wir erstmals den Fuß auf englischen Boden gesetzt hatten. In dem Sommer hatte es diverse kleinere Aufstände gegeben: so viele, dass ich mich gar nicht mehr an alle erinnern konnte. Die meisten dieser Rebellionen hatten unsere Leute sofort niedergeschlagen, die Anführer hingerichtet und deren Anhänger in die Unterwerfung gezwungen. Anführer war Guillaume fitz Osbern gewesen, der engste Freund und Berater des Königs. Er hatte damals das Reich verwaltet, da der König in die Normandie zurückgekehrt war.
    »Und wo ist Eadric dann geblieben?«, fragte ich.
    »Der ist über den Grenzwall geflohen. Angeblich hat er sich mit den Walisern verbündet und den Königen Bleddyn of Gwynnedd und Rhiwallon of Powys – die Brüder sind – sogar Gefolgschaft gelobt. Seit drei Jahren hat niemand mehr etwas von ihm gehört.«
    »Bis jetzt«, sagte ich.
    »Genau.«
    Ich wartete, ob der Hausierer mir noch mehr zu erzählen hatte, doch er schwieg. Also schickte ich jemanden los, der mir den Geldbeutel aus meiner Kammer holte, da ich genau wusste, worauf Byrhtwald jetzt aus war.
    Sobald er den ersten Silberpenny in der Hand hielt, fuhr er fort: »Außerdem geht das Gerücht, dass sie noch diesen Sommer angreifen wollen. Ihre Armee soll sogar größer sein als jene, mit der der Ætheling letztes Jahr gegen Eoferwic gezogen ist. Wie man hört, verfügen sie über Tausende von Kriegern.«
    Ich musste lachen. »Ach, die Waliser – das sind doch bloß Räuber und Schafdiebe. Die bringen doch keine richtige Armee auf die Beine.«
    »Trotzdem sind sie im Augenblick genau damit beschäftigt. Übrigens, was ich Euch jetzt sage, kostet nichts, weil wir so gute Freunde sind und weil Ihr es ohnehin schon bald erfahren werdet. Eadric ist hinter Euch her.«
    »Hinter mir?«
    »Soweit ich gehört habe, hat der Ætheling einen hohen Preis auf Euren Kopf ausgesetzt.

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