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Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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zusammenprallten, blieb keine Zeit zu zweifeln oder sich zu fürchten. Dagegen ging einem in den letzten Tagen und Stunden vor der Schlacht so manches durch den Kopf. Jeder, der das Schwert zu seinem Beruf gemacht hatte, kannte das; mochte er auch noch so routiniert sein, mochte er auch schon in zahllosen Schlachten gekämpft, noch so viele Männer getötet haben. Und so wurde auch ich jetzt von Tag zu Tag unruhiger.
    Doch dann zeigte sich, dass wir nicht mehr lange zu warten brauchten. Der Überfall der Waliser lag inzwischen einen guten Monat zurück, obwohl mir die Zeit viel länger vorkam. Das Getreide hatte jetzt seine volle Höhe erreicht und reifte in der Sommersonne, während nicht weit von der Stelle, wo früher die von den Walisern zerstörten Häuser gestanden hatten, aus Flechtwerk und Lehm neue errichtet wurden.
    An dem Tag, als die Nachricht eintraf, waren Pons und Turold gerade mit Ædda auf Patrouille, während ich in Earnford geblieben war, wo ich mir die Klagen der Leute anhörte und meines Richteramtes waltete. Dabei ging es in einem Fall um einen Eber, der aus dem Stall des Schweinehirten ausgebrochen war, die Regentonne des Nachbarn umgestürzt und hinter dessen Haus den Gemüsegarten durchwühlt hatte. Ich verurteilte den Hirten deshalb dazu, dem Nachbarn zur Entschädigung zwei Ferkel zu überlassen. Dann kam Gode an die Reihe, die Frau des Müllers, die ohne meine Erlaubnis im Wald mehrere Armvoll Brennholz gesammelt hatte. Ich verurteilte sie dazu, das Holz herauszugeben und mir außerdem drei Säcke von ihrem feinsten Mehl zu überlassen. Seit Lyfing nicht mehr lebte, mussten Gode und ihr Mann Nothmund auch noch dessen Arbeit miterledigen. Ein zweites Kind war den beiden versagt geblieben. Warum dies so war, verstanden weder das Ehepaar selbst noch Father Erchembald, der mit seiner Heilkunst schon so vielen Leuten im Dorf geholfen hatte. Seit Lyfings Tod waren die beiden völlig verzweifelt und mit ihren Kräften am Ende. Hinzu kam noch, dass der Fluss wegen der anhaltenden Trockenheit kaum Wasser führte und sich das Mühlrad deshalb häufig nicht drehte. Trotzdem konnte ich die schwierigen Lebensverhältnisse der beiden nicht als Entschuldigung für Godes Vergehen gelten lassen und musste auch in diesem Fall Recht sprechen.
    Unter normalen Umständen hätte ich dies alles meinem Steward Alberic überlassen. Doch der hatte sich ein paar Tage vor Ostern aus dem Staub gemacht. Wirklich gemocht hatte ich den rüpelhaften Kerl eigentlich nie, der sich im Rausch mit einem Mann aus dem Dorf geprügelt hatte, hinter dessen Tochter er her war. Als der Vater ohnmächtig zu Boden gegangen war, hatte Alberic geglaubt, dass der Mann tot sei. Deshalb hatte er einen meiner besten Hengste und so viel Silber gestohlen, wie er nur tragen konnte, und war davongeritten, bevor ihn jemand hatte aufhalten können. Seither hatte ihn kein Mensch mehr gesehen. Wir hatten sogar die zuständigen Stellen in den umliegenden Städten und Marktflecken informiert und dort um seine Festnahme ersucht, doch der Mann blieb verschwunden. Sein Land war daher inzwischen an mich zurückgefallen, und seine Frau musste unter Tränen einen anderen Mann heiraten. Doch hatte ich bislang niemanden gefunden, den ich an seiner Stelle als Steward hätte einsetzen können. Daher musste ich die mit meiner Position als Gutsherr verbundene Gerichtsbarkeit selbst ausüben.
    Es war am späten Nachmittag, als weit hinten in der Ferne rund zwei Dutzend Reiter auftauchten. Ihr Banner war schwarz-gelb gestreift, und das Gelb war mit goldenen Fäden durchwirkt, die in der Sonne glitzerten. Die Farben waren mir wohlvertraut, hatte ich doch noch kurz zuvor selbst unter ihnen gekämpft. Es waren die Farben des Hauses Malet, die Farben meines Lehnsherrn Robert. Normalerweise ließ er sich eher selten in unserer Gegend blicken, da seine größten Besitzungen sich in der Grafschaft Suthfolc befanden, also fast auf der entgegengesetzten Seite der Insel, und er sich meist entweder dort oder auf seinem Familiensitz Graville in der Normandie aufhielt. Es war daher eine große Überraschung, die schwarz-goldene Fahne an diesem Sommertag hier im Tal von Earnford in der Abendsonne flattern zu sehen.
    Ich ließ sofort Serlo rufen und schickte nach meinem Schwert, das mir kurz darauf einer der beiden Zwillinge – Snocca oder Cnebba – brachte, die Ædda bei der Stallarbeit halfen. Obwohl ich die beiden schon fast ein Jahr kannte, konnte ich sie immer noch nicht

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