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Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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allen Grund, zufrieden zu sein, denn ich hatte mehr, als die meisten Menschen sich in ihren kühnsten Träumen ausmalten.
    So hörte ich von ferne die Musik, das Gelächter, roch den Bratenduft. Ich hörte, wie Leofrun meinen Namen rief und sich bei den anderen Zechern nach meinem Verbleib erkundigte.
    »Habt ihr ihn irgendwo gesehen?«, fragte sie und erntete bloß Kopfschütteln.
    So stand sie am Feuer. Ihre Wangen glühten im Widerschein der Flammen, und sie biss sich auf die Unterlippe, wie sie es immer tat, wenn sie besorgt war. Ja, sie hing wirklich an mir, mehr, als ich es verdient hatte. Sie war ein unbeschreiblich schönes Geschöpf, und ich konnte von Glück sagen, dass ich eine solche Gefährtin bekommen hatte. Mit ihrem langen braunen Haar, ihrem weichen, melodischen Lachen, ihren festen Brüsten war sie eine ganz außergewöhnliche Frau, mit der es nur sehr wenige aufnehmen konnten.
    Nur sehr wenige – allerdings mit einer Ausnahme. Sosehr ich mich auch bemühte, auch nach über einem Jahr lebte diese eine in meinen Gedanken immer noch fort.
    Wieder rief Leofrun meinen Namen. Ob es mein schlechtes Gewissen war oder Liebe oder noch etwas anderes, jedenfalls stand ich diesmal auf und ging zu ihr.

Drei
    •
    I n den folgenden Tagen war von den Walisern nichts zu sehen oder zu hören. Jeden Morgen sattelten Ædda und ich die Pferde und durchstreiften die Gegend um Earnford, um nach Spuren Ausschau zu halten: ausgebrannten Lagerfeuern, Hinterlassenschaften etwaiger Kundschafter oder anderen Dingen, die auf die Anwesenheit der Waliser hindeuteten. Wie ich reagieren sollte, falls wir tatsächlich einmal etwas finden würden, war mir selbst noch nicht ganz klar. Dennoch gaben mir unsere Patrouillen das Gefühl, mich irgendwie nützlich zu machen.
    Auch nach über einem Jahr hatte ich mich noch nicht mit den Pflichten angefreundet, die mit dem Dasein eines Lords einhergingen, was auch Father Erchembald nicht verborgen geblieben war. Tatsächlich fühlte ich mich wesentlich wohler, wenn ich mit dem Schwert und dem Messer am Gürtel und dem Schild auf dem Rücken im Sattel saß. So hatte ich den Großteil der vergangenen dreizehn Jahre verbracht, und so hätte ich am liebsten auch mindestens die nächsten dreizehn Jahre verbracht. Wenn sie erst einmal über eigenen Grund und Boden, ein eigenes Haus, über Bedienstete und eigene Einkünfte verfügten, vergaßen viele Edelleute, wie man das Schwert handhabte oder einen gescheiten Angriff anführte. Sie schlugen sich lieber den Bauch voll, schütteten sich mit Ale zu, gingen kaum noch aus dem Haus und bekamen so gut wie nichts mehr davon mit, was in der Welt außerhalb der Grenzen ihres eigenen Besitzes vor sich ging. So wollte ich auf gar keinen Fall werden. Und deshalb stand ich jeden Tag beim Morgengrauen auf, setzte mir den Helm auf den Kopf, zog das Lederwams an und ritt in die Wildnis hinaus.
    Doch obwohl wir die Hügel und Wälder rings um Earnford immer wieder durchstreiften, fanden wir nie die geringste Spur des Feindes. Offenbar hatte Rhiwallon, der selbsternannte König der Waliser, es für ratsam gehalten, vorerst keinen Stoßtrupp mehr zu entsenden. Vielleicht hatte er ja inzwischen erfahren, was aus den Männern geworden war, die er kürzlich gegen uns geschickt hatte. Jedenfalls hatte er eine weise Entscheidung getroffen. Denn ich hatte beschlossen, beim nächsten Mal noch härter gegenüber seinen Leuten durchzugreifen und keinen Einzigen von ihnen zu verschonen.
    Genau darüber sprach ich mit Ædda, als wir eines Tages von einer unserer Patrouillen wieder nach Hause ritten.
    »Und falls Ihr zufällig einmal nicht hier seid, wenn sie kommen, Mylord, was ist dann?«
    »Wie meinst du das?«, fragte ich und warf ihm einen verwunderten Blick zu, weil ich hinter seinen Worten eine versteckte Spitze erahnte.
    »Wenn Euch der König zum Heeresdienst ruft und Ihr mit Euren Männern einrückt, wer sorgt dann für unseren Schutz?«
    In den Jahren seit der Eroberung war ich nur selten einem Engländer begegnet, zu dem ich Vertrauen gefasst hatte. Zu diesen Menschen gehörte auch Ædda, der mir mittlerweile ans Herz gewachsen war. Deshalb irritierte mich sein Ton jetzt umso mehr. Der Stallmeister war ein ernster und zurückhaltender Mann, der nur selten lachte, doch so offen hatte er noch nie mit mir gesprochen.
    Er war vermutlich ungefähr zehn Jahre älter als ich, obwohl er sein Alter selbst nicht genau wusste. Die Jahre, die er bei Wind und Wetter im Freien

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