Die Ritter des Nordens
breites Grinsen, bei dem er seine hässlichen Zähne entblößte, denn er fühlte sich schon als Sieger. Ich öffnete die Arme, um ihn in Empfang zu nehmen. Er kam mir entgegen und umarmte mich, während ich mir lediglich den Anschein gab, dasselbe zu tun. Doch stattdessen riss ich ihm mit der rechten Hand den Dolch aus dem Gürtel und hatte ihm die Klinge bereits an die Kehle gesetzt, bevor er überhaupt wusste, was gespielt wurde. Gleichzeitig hielt ich ihn mit dem anderen Arm umklammert.
»Eine Bewegung, und Ihr seid ein toter Mann«, sagte ich. Dann wandte ich mich an seine Leute: »Bleibt, wo Ihr seid, und legt die Waffen nieder, sonst schneide ich Eurem Gefolgsherrn Eadric die Gurgel durch.«
Zuerst schienen sie nicht auf mich hören zu wollen, doch dann presste ich ihm die Dolchspitze fest unter das Kinn, um zu zeigen, dass meine Drohung ernst gemeint war. Als ein paar Blutstropfen Eadrics Hals herabrannen, tauschten die Männer zuerst nervöse Blicke, bevor sie schließlich meine Anweisung befolgten. Keiner von ihnen wollte für den Tod seines Herrn verantwortlich sein, und das galt gleichermaßen für Normannen, Engländer oder jeden anderen Landsmann.
»Ihr wagt es doch gar nicht, mich umzubringen«, sagte Eadric, »wenn Ihr es nämlich wirklich tut, fallen sie sofort über Euch alle her und zerreißen Euch in Stücke. Und dann spucken sie auf das, was von Euch noch übrig ist.«
»Haltet den Mund«, zischte ich. Dann zog ich ihn Schritt für Schritt hinter mir her in unsere Kreisformation, wo Robert ihm den Schwertgurt abnahm.
»Und was machen wir jetzt?«, fragte Eudo. »Oder hast du darüber noch nicht nachgedacht?«
Ich schwieg. Immerhin hatten wir im Augenblick einen Trumpf in der Hand, den wir uns zunutze machen mussten, solange es noch ging.
»Platz da!«, befahl ich Eadrics Männern, »Los, aus dem Weg!«
Es war noch ein weiter Weg bis vor die Stadt, und dann noch einmal genauso weit bis zu der Scheune in den Sümpfen, wo Ædda mit den Pferden auf uns wartete. Während die Engländer und Dänen zurückwichen und eine Gasse bildeten, durch die wir uns – ohne die Kreisformation aufzugeben – langsam vorwärtsbewegten, wurde mir klar, dass diese Vorgehensweise nicht sehr erfolgversprechend war. Denn Eadrics Gefolgsleute würden natürlich bis zur Stadtmauer neben uns hergehen; dabei würde gewiss früher oder später einer der Mutigeren unter ihnen den Versuch unternehmen, seinen Herrn gewaltsam zu befreien. Daran hegte ich nicht den geringsten Zweifel, weil ich selbst nämlich genauso gehandelt hätte. Und wenn es dazu kommen sollte, wusste ich auch nicht mehr, wie wir uns gegen die vielfache Übermacht zur Wehr setzen sollten.
Einige der Männer konnten sich bereits jetzt kaum noch beherrschen. Sie rückten immer näher und nestelten dabei immer wieder an den Griffen ihrer Waffen herum. Hinter ihren Schilden konnte ich zwischen ihren Helmen und den langen Schnurrbärten ihre kalten Augen sehen, die mich anstarrten.
»Zurückbleiben!«, brüllte Pons. »Bleibt zurück, sonst ist Euer Herr ein toter Mann.«
Aber das war natürlich eine leere Drohung, und das wussten die Männer auch, denn sie rückten jetzt schneller näher, als wir uns zurückziehen konnten.
»Die sind doch viel zu feige«, brüllte Eadric trotz der Klinge an seinem Hals. »Schaut doch nur, wie sie vor Euch weglaufen.«
Er hatte recht. Ich wusste wirklich nicht mehr, was ich tun sollte.
»Stehen bleiben«, sagte ich zu den anderen. Wir waren kaum fünfzig Schritte von der Stelle gekommen und hatten gerade einmal die Pferdekoppel hinter uns gelassen. Nun war es also so weit. Wenn es nicht anders ging, wollte ich meinem Schöpfer lieber mit dem Schwert in der Hand gegenübertreten, als feige zu flüchten. »Wir stellen uns zum Kampf.«
Eadric fing an zu lachen, und dazu hatte er in der Tat allen Grund. Es war ein triumphierendes Gelächter, das seinem Namen alle Ehre machte: so laut, dass es von den umliegenden Gebäuden widerhallte und wie ein Donner über uns hinwegrollte. Es war nicht zu leugnen: Der Sieg gehörte ihm.
Als ich den Blick zum Abschied ein letztes Mal über meine treuen Waffenbrüder schweifen ließ, hatte ich plötzlich den Eindruck, dass sich noch andere Stimmen in Eadrics Gelächter mischten. Denn nun erhob sich draußen vor den Mauern ein Lärm, den ich nur zu gut kannte, den ich schon oft gehört hatte: jenes infernalische Geschrei, wie man es in dieser Form nur in der Schlacht zu hören bekommt,
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