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Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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ich den Blick auf die weit überlegenen feindlichen Kräfte und wappnete mich für den Kampf, der zweifellos mein letzter sein würde, hielt die Schildriemen und das Heft meiner Waffe fest umklammert. Dabei erregten plötzlich lauter Kleinigkeiten meine Aufmerksamkeit: der Druck des Lederriemens in meiner Hand; das halb getrocknete Blut an meinen Fingern; der leichte Nieselregen auf meiner Haut; die Art und Weise, wie sich der Feuerschein der brennenden Schiffe in meiner eigenen, aber auch in den Klingen der Feinde brach. Der einzige Trost: Wenigstens würde unser Ende kurz sein.
    »Und nicht aus der Formation ausscheren!«, wies Serlo die Männer auf der anderen Seite des Kreises an. »Weicht nicht von der Stelle, lasst sie nicht durch!«
    »Lasst uns die elenden Hunde töten«, sagte Eudo. Er schlug mit der Klinge gegen die Metallfassung seines Schilds, und dann taten wir es ihm einer nach dem anderen gleich, trommelten den Schlachtendonner auf unsere Schilde, um dem Feind zu signalisieren, dass unser Tod, egal wie klein unser Häufchen war, nicht ohne Opfer zu bekommen war.
    »Tötet sie!«, schrie Pons, dann stimmte Serlo in den Schlachtruf mit ein, dann ich, bis das Blut durch unsere Adern pulsierte und wir im Chor brüllten: »Tötet sie! Tötet sie!«
    Und dann öffnete sich zwischen den englischen und den dänischen Kriegern eine Gasse, und Eadric der Wilde höchstpersönlich trat vor und baute sich in derselben überheblichen Haltung vor uns auf, die ich schon kannte. Er trug über der Rüstung einen bestickten Umhang mit einer goldenen Spange. Dann hob er die Hand und gebot seinen Männern zu schweigen.
    »Tancred a Dinant«, rief er, doch wir schrien immer noch so laut, dass seine Stimme kaum zu hören war. »Heute kreuzen sich unsere Wege aufs Neue. Doch diesmal werdet Ihr mir nicht entkommen.«
    Ich würdigte ihn keiner Antwort, hielt seinem Blick jedoch stand.
    »Seid Ihr etwa für den ganzen Aufruhr hier verantwortlich?«, fragte er und wies nach Osten, wo die Schiffe immer noch in Flammen standen. »Allerdings scheint Ihr dümmer zu sein, als ich vermutet hätte. Denn sonst wärt Ihr nicht hergekommen. Oder wisst Ihr etwa nicht, welche Demütigungen ich Euretwegen erduldet habe?«
    »Nein«, sagte ich, obwohl ich schon ahnte, worauf er hinauswollte. Meine Ritter und Kameraden verstummten einer nach dem anderen.
    »Euretwegen musste ich Eadgar um Entschuldigung bitten«, sagte er. »Ich musste ihm erklären, dass Bleddyn und seine Männer Euch haben entkommen lassen, bevor ich mit ihnen handelseinig werden konnte. Und das, obwohl ich Eure Auslieferung bereits angekündigt hatte. Und könnt Ihr Euch vorstellen, wie es war, als ich ihm die schlechte Nachricht überbrachte? Ich hatte nicht nur seine Wut zu ertragen, sondern musste mir auch noch die Beleidigungen und den Spott derjenigen anhören, die nicht begreifen konnten, dass ich einem Waliser vertraut hatte.«
    »Dann könnt Ihr Euch wahrlich glücklich schätzen«, entgegnete ich. »Denn wenn Ihr dem Ætheling die Wahrheit gesagt hättet, hätte Euch gewiss ein weit schlimmeres Schicksal ereilt.«
    »Er ist jetzt König Eadgar«, sagte Eadric. »Und er wird höchst erfreut sein, wenn ich Euch zu ihm bringe.«
    »Dann könnt Ihr ihm meine Leiche bringen. Denn Ihr bekommt keinen von uns lebend zu fassen.«
    Als Leiche war ich für ihn wertlos, das wusste ich genau. Denn für ihn war die Chance, seinen Fehler wiedergutzumachen und die Belohnung einzustreichen, wichtiger als die Befriedigung, mich umzubringen.
    »In dem Fall könnt Ihr zwischen zwei Möglichkeiten wählen«, sagte er. »Wenn Ihr mir mit Euren Leuten Widerstand leistet, bleibt keiner von euch am Leben, das schwöre ich. Nur sie da.« Er wies mit dem Kopf auf Beatrice, die schneeweiß geworden war und wie angewurzelt dastand. »Zuerst werde ich mich mit ihr amüsieren, danach überlasse ich sie meinen Männern und den anderen Thanen, und anschließend töte ich sie.«
    Ich sah, wie Robert bei diesen Worten zusammenzuckte, wie er den Griff seines Schwertes umklammerte und wie seine Kiefer mahlten, doch er konnte sich zum Glück beherrschen und eine Konfrontation vermeiden, die sein Ende besiegelt hätte.
    »Und die zweite Möglichkeit?«, fragte ich, bevor Robert etwas sagen konnte.
    Eadric der Wilde lächelte. »Wenn Ihr Euch persönlich ergebt, sorge ich dafür, dass Eure Freunde, Euer Lehnsherr und seine Anverwandten unbehelligt von hier abziehen können.«
    Ich wog die Möglichkeiten

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