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Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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bloß ein, Welpe«, sagte Pons. »Wahrscheinlich nur der Wind.«
    »Oder ein Hirsch«, schlug Serlo vor.
    »Nein, das war nicht der Wind …«, fing Turold wieder an.
    »Ruhe.« Ich schnitt ihm mit einer Handbewegung das Wort ab. »Hört.«
    Ich hatte mir schon immer einiges auf mein gutes Gehör eingebildet, trotzdem konnte ich es in dieser Hinsicht mit Turold nicht aufnehmen. Wenn er behauptete, etwas gehört zu haben, behielt er fast immer recht. Mit seinen gerade mal achtzehn Jahren war er zwar noch fast ein Knabe. Trotzdem war er schon ein geschickter Krieger, auch wenn er bisher nur in wenigen Schlachten gekämpft hatte. Doch was ihm noch an Erfahrung fehlte, machte er durch seinen Ehrgeiz wett.
    Ich stand reglos neben meinem Pferd, dem ich die Hand an den Hals gelegt hatte, und wagte kaum zu atmen. Zunächst war ringsum alles still. Der Wind hatte sich gelegt, und sogar die Vögel waren verstummt. Ich wollte schon den Befehl zum Weitergehen geben, als ich plötzlich eine Stimme hörte, oder waren es sogar mehrere? Dann Gelächter, ganz leise zwar, aber unverkennbar. Schwer zu sagen, wie weit die Stimmen entfernt sein mochten und woher genau sie kamen. Es war schwierig, die Geräusche zwischen den Bäumen genau zu orten. Außerdem konnte ich wegen des dichten Unterholzes nichts erkennen, obwohl die Männer, deren Stimmen wir gehört hatten, höchstens einige Hundert Schritt von uns entfernt sein konnten.
    »Hört Ihr das?«, fragte Turold leise.
    Mein Herz fing an zu pochen. Natürlich wusste ich nicht, ob wir es hier wirklich mit den Männern zu tun hatten, hinter denen wir her waren, doch es waren die ersten menschlichen Anzeichen, die wir seit vielen Stunden wahrnahmen. Dann waren die Stimmen plötzlich wieder deutlich zu hören – aus nördlicher Richtung, oben auf dem Hügel, wie ich vermutete.
    »Warte hier mit den Männern, bis ich dir ein Zeichen gebe«, sagte ich zu Ædda.
    Er nickte wortlos. Ich überprüfte kurz, ob mein Schwertgurt richtig saß, bedeutete meinen drei jungen Gefolgsleuten dann, mir zu folgen, und verließ den Pfad in Richtung der Stimmen. Während ich gebückt unter den tief hängenden Ästen und durch das Unterholz schlich, spürte ich deutlich, wie meine Anspannung immer mehr zunahm. Ich wusste aber auch, dass wir keinen Lärm machen durften. Also zwang ich mich, langsam zu gehen, und achtete sorgfältig darauf, dass ich nicht auf einen Ast trat oder mit dem Fuß irgendwo hängen blieb.
    So schlichen wir den Hang hinauf, und allmählich wurden die Stimmen lauter. Was sie sagten, konnte ich allerdings nicht verstehen, da sie weder Französisch noch Bretonisch oder Lateinisch sprachen. Englisch schien es nach meinem Empfinden aber auch nicht zu sein, es sei denn, sie unterhielten sich in einem Dialekt, den ich noch nicht kannte.
    Dann sah ich sie plötzlich. Etwa zwanzig Schritte weiter vorne tat sich eine Lichtung auf, auf der sich eine Gruppe von Männern um ein kleines Feuer versammelt hatte. Ich versteckte mich hinter einem umgestürzten Baum und signalisierte meinen Gefolgsleuten durch ein Zeichen, dass sie herankommen sollten. Während meine linke Hand auf der rauen Borke des Baumes ruhte, hielt ich mit der rechten den Schwertgriff umklammert. Der Geruch des feuchten Waldbodens stieg mir in die Nase.
    »Und jetzt?«, fragte Serlo leise.
    Die Bande war größer, als ich vermutet hatte: gewiss ein Dutzend Männer, und ich hatte keinen Zweifel daran, dass es noch mehr von ihnen geben musste, die wir von unserem Standort aus nicht sehen konnten. Die meisten der Männer hatten einen mächtigen Schnurrbart, wie es auf den britischen Inseln Tradition war. Dabei war ihr Kinn glattrasiert und das Haar an den Ohren kurz geschnitten. Alle trugen die bei den Walisern so beliebten weiten Hosen. Einer, der neben dem Feuer stand, hatte eine Axt geschultert. Ihre Schilde hatten die Männer am Rand der Lichtung an die Bäume gelehnt. Keine Frage: Wir hatten es hier mit kampferprobten Kriegern zu tun. Mehr konnte ich wegen der tief stehenden Sonne aus dieser Entfernung nicht erkennen.
    »Wir müssen näher an sie heran«, murmelte ich.
    »Noch näher?«, fragte Pons ziemlich laut und sah mich sofort schuldbewusst und etwas dümmlich an, weil er wohl begriff, dass er einen Fehler gemacht hatte.
    Ich warf ihm einen bösen Blick zu und legte einen Finger auf den Mund. Dann stand ich wortlos auf und nahm die Lichtung zunächst aus sicherem Abstand in Augenschein, bevor ich mich vorsichtig dem

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