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Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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gestürzt und dann ermordet hat.«
    »Harold der Usurpator?«, fragte Turol.
    »Genau der«, erwiderte Robert. »Obwohl dies alles schon lange vor seinem Griff nach der Krone geschehen ist, also schon zu der Zeit, als er bloß Earl von Hereford und Wessex war; doch er war auch damals schon sehr mächtig. Die beiden sagen, dass die Königreiche von Powys und Gwyneed ihnen von Rechts wegen gehören und dass ihnen die Brüder Bleddyn und Rhiwallon ihr Erbe geraubt haben, zwei Männer, die Harold nach seinem siegreichen Feldzug als Herrscher eingesetzt hat.«
    »Das gefällt mir nicht«, sagte ich. »Wenn es ihnen wirklich darum geht, ihr rechtmäßiges Erbe zurückzugewinnen, warum haben sie dann sieben Jahre lang gewartet, bis sie dafür in den Kampf ziehen?«
    »Angeblich ist es ihnen erst vor Kurzem gelungen, die Unterstützung der anderen adligen Familien zu gewinnen«, entgegnete Robert. »Seit Bleddyn und Rhiwallon mit den vertriebenen englischen Thanen gemeinsame Sache machen, hat die Unzufriedenheit in Wales deutlich zugenommen. Viele Familien haben Harolds Feldzug und das Elend, das die Engländer damals über das Land gebracht haben, bis heute nicht vergessen. Außerdem haben viele von ihnen damals ihre Heimat und ihre Söhne verloren, und zwar ausgerechnet durch die Männer, die heute ihre militärische Unterstützung suchen.«
    »Des Usurpators Feind ist unser Freund«, erklärte Turold. »Hauptsache, sie stärken uns den Rücken, alles andere spielt doch keine Rolle.«
    Alles, was den Schildwall des Feindes schwächte, war für uns von Vorteil, dachte ich. Ich konnte zwar nachvollziehen, dass die beiden jungen Herrscher die Engländer abgrundtief hassten. Dass sie einfach einem anderen fremden Herrscher Treue gelobten, ohne damit eigene Interessen zu verfolgen, konnte ich mir allerdings nicht vorstellen.
    »Es muss noch etwas anderes dahinterstecken, irgendein Vorteil, den sie sich davon versprechen«, sagte ich. »Warum sollten sie sonst gegen ihre eigenen Landsleute die Waffen erheben und sogar riskieren, auch noch das Land zu verlieren, das sie schon besitzen?«
    »Ihr habt völlig recht«, sagte Robert. »Natürlich verlangen Gruffydds Söhne eine Gegenleistung dafür, dass sie ihre Männer unserem Banner unterstellen. Sie fordern, dass wir sie zum Dank wieder in ihr Geburtsrecht einsetzen und ihnen helfen, ihre Königswürde zurückzugewinnen.«
    »Was – für die paar hundert Speere wollen sie ein ganzes Königreich von uns?«, schimpfte Serlo, der vor lauter Aufregung zu sabbern anfing und sich den Wein mit dem Ärmel vom Kinn abwischte.
    »Nicht nur eins, sondern sogar zwei«, sagte Pons säuerlich. »Powys und Gwynedd – beide.«
    Falls Maredudds und Ithels Pläne aufgingen, konnten sich ihre Parteigänger auf reichen Lohn freuen. Doch sie brachten offenbar nicht nur Gruffydds Söhnen großes Vertrauen entgegen, sondern schienen auch davon überzeugt, dass wir auf die nicht eben bescheidenen Forderungen der beiden eingehen würden.
    »Darauf geht Fitz Osbern niemals ein«, murmelte Serlo. »Nur ein Dummkopf macht Geschäfte mit Walisern. Die haben doch kein Ehrgefühl. Sie brechen jeden Eid – einer wie der andere.«
    Unter anderen Umständen hätte ich Serlo wahrscheinlich beigepflichtet. Ich lebte nun seit einem Jahr in den Marken und hatte seither wiederholt erfahren müssen, dass man den Walisern noch weniger trauen konnte als den Engländern. Andererseits leuchtete mir natürlich ein, dass es hier nicht nur um Macht und Erbansprüche ging. Wenn es Fitz Osbern tatsächlich gelingen sollte, dass ihm sämtliche Lords jenseits des Grenzwalls Gefolgschaft und Lehnstreue gelobten und sogar Geiseln als Sicherheit stellten, wenn sie außerdem König Guillaume huldigten, dann brauchten wir uns in Zukunft vielleicht nie mehr vor den Überfällen der Waliser zu fürchten. Zu einer Zeit, da das Reich sich von allen Seiten bedroht sah, würde uns das möglicherweise genau jene Atempause verschaffen, die wir brauchten, um uns unserer übrigen Feinde zu erwehren.
    »Wenn es uns auf diese Weise gelingt, in den Marken für Ruhe zu sorgen, wäre ein solcher Handel vielleicht gar nicht so verkehrt«, sagte ich. »Selbst wenn dieser Friede nicht sehr lange hält. Wir könnten diese Männer weiß Gott gut gebrauchen.«
    Inzwischen waren wir schon eine Woche in Scrobbesburh und hatten immer noch nichts aus Ceastre gehört. Ich wusste, dass Fitz Osbern befürchtete, Earl Hugues würde vielleicht gar nicht mehr

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