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Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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ist denn passiert?«
    »Wie es scheint, hat man ihn nach der Schlacht reich mit Ländereien entlohnt. Und auf diesen Besitzungen hat er sich in den nächsten Jahren ein schönes Leben gemacht und sich einen dicken Wanst angefressen. Als er das nächste Mal Heerfolge leisten sollte, war sein Hintern schon so fett, dass das Pferd unter ihm zusammengebrochen ist. Ein paar Monate später hat er dann auf dem Übungsplatz seine beiden kleinen Neffen getötet und musste hinterher einen Großteil seiner Güter als Sühne abtreten. So ist ihm nur noch ein Herrensitz in der Nähe von Hereford geblieben, der zudem kaum Erträge abwirft.«
    »Aber das erklärt immer noch nicht, warum er mich so hasst.«
    »Oh doch«, sagte Wace. »Das ist doch ganz klar: Er identifiziert sich mit dir. Auch wenn du sonst kaum etwas mit ihm gemein hast, dich also weder mit Hammelbraten vollstopfst noch die Söhne deiner Schwester umgebracht hast. Aber früher haben ihn alle bewundert, heute dagegen machen sich die Leute über ihn lustig, und er muss sich öffentlich den Mund verbieten lassen. Und jetzt bist du plötzlich der gefeierte Held. Deswegen kann er dich nicht leiden.«
    »Deswegen, meinst du?«
    Wace zuckte mit den Achseln. »Es soll Leute geben, die schon aus geringerem Anlass jemanden umgebracht haben.«
    Er hatte recht gehabt. Das alles half mir auch nicht dabei, mein Zerwürfnis mit Berengar aus der Welt zu schaffen. Wenn der Mann nur schlecht über mich geredet hätte, hätte ich das vielleicht noch hinnehmen können. Aber er hatte immerhin zwei Verwandte umgebracht, und nach dem zu urteilen, was Wace mir erzählt hatte, war das nicht bloß ein Unfall gewesen. Außerdem hatte ich natürlich noch nicht vergessen, dass er erst vor wenigen Tagen beinahe diese Mutter und ihr Kind getötet hätte. Und wenn ihm das Leben dieser beiden Menschen so wenig bedeutete, warum sollte das dann in meinem Fall anders sein?
    Am nächsten Tag schickte ich einen Spähtrupp los: zehn Mann, die von Eudo und Ithel angeführt wurden; dazu kam noch Haerarddur. Sie sollten die Gegend um Mathrafal erkunden und sich, sofern sie nahe genug an die Anlage herankommen konnten, einen Eindruck von dem Feldlager dort verschaffen. Doch der Trupp blieb länger fort, als ich erwartet hatte, und kehrte erst Stunden nach Einbruch der Dunkelheit zurück. Wir hatten unsere Zelte in einer alten Fluchtburg aufgestellt, die von einem Ringwall umschlossen war. Auf diesem Wall ging ich Runde um Runde, während ich angespannt auf Eudos Rückkehr wartete. Schließlich hörte ich, wie die Posten auf der östlichen Seite der Anlage die Heimkehrer begrüßten, und eilte dorthin. Schon von Weitem sah ich die dreizehn Reiter, die aus der Dunkelheit auftauchten und den Weg zum Damm heraufgeritten kamen. Da der Nachthimmel bedeckt war, konnte ich die Gesichter zwar nicht erkennen, trotzdem wusste ich, dass es meine Leute waren.
    »Sie sind nicht mehr dort«, war das Erste, was Eudo sagte, als er abgestiegen war und jemand ihm das Pferd abgenommen hatte.
    »Was soll das heißen?«, fragte ich.
    »Wir haben das Herrenhaus und den Burggraben genau beobachtet – und auch das Dorf, aber der Feind war nicht mehr da«, sagte er und seufzte. Er stand mit hängenden Schultern vor mir und sah hundemüde aus, da er seit dem Morgengrauen im Sattel gesessen hatte. »Die Lagerfeuer haben noch geschwelt, das heißt, sie können noch nicht lange weg gewesen sein. Vielleicht ein paar Stunden, höchstens einen halben Tag.«
    Nicht zum ersten Mal wünschte ich, dass Ædda bei uns wäre. Er hätte uns jetzt wertvolle Dienste leisten können.
    »Wie es aussieht, haben sie zum Schutz der Burg nicht einmal fünfzig Bewaffnete zurückgelassen«, fügte Ithel hinzu. Er sprach mit einem Eifer, den ich noch gar nicht an ihm kannte. »Wir brauchen bloß die Palisaden zu erstürmen, dann haben wir die Anlage schon so gut wie erobert. Das dürfte kein Problem sein.«
    »Wie bitte? Wollt Ihr damit sagen, dass Ihr die Wehrburg erobern wollt?«, schnaubte Eudo. Er fand schon die bloße Vorstellung völlig absurd. Eine Einschätzung, die ich voll und ganz teilte.
    Ithel sah ihn befremdet an. »Wir sind in der Überzahl«, sagte er gekränkt. »Was spricht denn dagegen?«
    Ich hatte von Ithels militärischen Fähigkeiten und Erfahrungen auch zuvor schon nicht viel gehalten und fühlte mich durch seinen Vorschlag in dieser Einschätzung nur bestärkt. »Und was machen wir mit der Burg, wenn wir sie erobert haben?«, fragte

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