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Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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großer Einfalt. Denn nach allem, was mir zu Ohren gekommen war, handelte es sich bei der Anlage keineswegs um einen Palast, der eines Königs würdig gewesen wäre, sondern vielmehr um eine Wehrburg, die kaum größer war als mein eigenes Haus in Earnford.
    »Wir lassen uns doch nicht zum Narren halten«, sagte Maredudd. »Euer Oberbefehlshaber hat uns ein Königreich versprochen, ein Reich, wie es den Söhnen des großen Königs Gruffydd ap Llywelyn von Rechts wegen gebührt.«
    »Das werdet Ihr bekommen«, sagte ich. »Und zwar nicht nur Mathrafal, sondern ganz Wales, wie Fitz Osbern es Euch versprochen hat. Nur noch nicht jetzt.«
    Tatsächlich war es mir völlig egal, was ihnen von Rechts wegen zustand oder wer ihr Vater war oder ob ihre Ansprüche begründet oder legitim oder berechtigt waren. Sie waren die Feinde unserer Feinde, und nur darauf kam es an: dass sie uns im Kampf gegen jene beistanden, die uns vernichten wollten. Deshalb interessierte mich einzig, wie viele Speere und Schilde die beiden zu unseren Gunsten in die Waagschale werfen konnten.
    Mit dieser Auskunft begnügten sich die beiden Brüder fürs Erste, was mir sehr recht war, da ich kaum noch an mich halten konnte. Nach den Geschehnissen der vergangenen Tage sehnte ich mich nur noch danach, möglichst bald wieder in Scrobbesburh zu sein oder besser noch: mich auf meinen Landsitz in Earnford zurückzuziehen, wo Leofrun schon auf meine Rückkehr wartete.
    »Weckt Eure Männer«, sagte ich zu Ithel und Maredudd. »Wir brechen so bald wie möglich auf.«
    »Was – jetzt sofort?«, fragte Eudo. »Wir sitzen schon seit dem frühen Morgen im Sattel und sind gewiss mehr als dreißig Meilen geritten. Da kannst du doch nicht erwarten, dass wir ohne Pause sofort weiterreiten.«
    »Wir müssen sofort aufbrechen, wenn wir den Feind noch einholen wollen. Du hast doch selbst gesagt, dass sie schon einige Stunden fort waren, als ihr in Mathrafal eingetroffen seid. Inzwischen haben sie fast einen Tag Vorsprung und werden gewiss schon bald auf den Wolf stoßen.«
    Unwillig begaben sich Maredudd und Ithel in ihren Teil des Lagers und befahlen, die Männer zu wecken. Als der Befehl von Zelt zu Zelt die Runde machte, flammten allmählich immer mehr Fackeln auf, und vorne in den Zelten erschienen die müden Gesichter der Männer, die mürrisch waren, weil man sie so früh geweckt hatte. Für die schlechte Stimmung würden die Brüder gewiss mir die Verantwortung geben, doch was sollte ich sonst tun? Earl Hugues war nun mal auf Gedeih und Verderb darauf angewiesen, dass wir unsere Aufgabe so ausführten, wie es abgesprochen war. Da es uns schon nicht gelungen war, die beiden walisischen Könige durch unsere Überfälle aus der Reserve zu locken, mussten wir jetzt alles tun, um die Schlagkraft unseres kleinen Kontingents beim Zusammentreffen der beiden Heere zur Geltung zu bringen. Denn nach allem, was wir wussten, konnten unsere fünfhundert Mann über Sieg oder Niederlage entscheiden.
    Ich sah Eudo an, der mich mit einem so kalten Blick musterte, wie ich ihn noch nie an ihm gesehen hatte. Ich konnte seine Verärgerung ja verstehen und seine Müdigkeit nachempfinden. Aber begriff er denn nicht, dass unsere Chance, den Feind noch einzuholen, umso geringer wurde, je länger wir uns hier aufhielten?
    »Kann ich noch etwas für dich tun?«, fragte ich.
    Er hatte die Lippen zusammengepresst: ob missbilligend oder wütend, vermochte ich nicht zu sagen. »Was du da vorhast, ist unklug, Tancred«, sagte er leise und vergewisserte sich, dass die beiden Waliser außer Hörweite waren; doch die Brüder waren längst mit anderen Dingen beschäftigt. »Je tiefer wir uns in dieses Land vorwagen, umso abhängiger machen wir uns von den beiden, und ich traue ihnen immer weniger.«
    »Aber Fitz Osbern vertraut ihnen«, sagte ich, obwohl ich nur zu gut wusste, dass das kein Argument war.
    Eudo sah mich spöttisch an und entgegnete dann: »Die beiden sind in unserem Kontingent mit genauso vielen Speeren vertreten wie wir selbst. Wenn sie sich gegen uns wenden …«
    »Das werden sie aber nicht.« Ich versuchte, zuversichtlich zu klingen, und bemühte mich, nicht nur ihn, sondern auch mich selbst zu überzeugen. Schließlich wusste ich ebenso gut wie er, dass wir nicht nur verwundbar, sondern auch von den Walisern abhängig waren. Aber diese – hoffentlich – auch von uns.
    »Woher willst du das denn wissen?«, fragte er. »Die beiden führen etwas im Schilde, da bin ich mir ganz

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