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Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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Männern, die ihn bewachten. Einmal machte er dabei sogar eine Bemerkung, die offenbar so witzig war, dass seine Bewacher gar nicht wieder aufhören konnten zu lachen. Doch ich setzte diesem Treiben bald ein Ende und bat Eudo, sich um den Waliser zu kümmern und dem Kerl das Maul zu stopfen.
    Wir berührten an dem Nachmittag noch einige andere Dörfer, die wir jedoch meist unbehelligt ließen. Hier und da massakrierten wir zwar einige Stücke Vieh oder nahmen ein paar Schafe mit, die wir abends am Feuer braten wollten, doch sonst richteten wir kaum Schaden an. Ein paar hundert Mann brauchten eine Menge Verpflegung, und der Proviant, den wir aus Scrobbesburh mitgenommen hatten, ging rasch zur Neige. Deshalb blieb uns gar nichts anderes übrig, als uns aus dem Land selbst zu ernähren. Allerdings durften wir nicht allzu oft Feuer machen, da uns der Rauch sonst verraten hätte, und ich wollte eine Schlacht möglichst vermeiden, da uns der Feind zahlenmäßig gewiss überlegen war. Es genügte völlig, wenn sich herumsprach, dass wir mal wieder ein Dorf überfallen hatten. Und solange der Feind nichts Genaues über unseren Aufenthaltsort wusste, konnte er auch nie sicher sein, wo wir als Nächstes zuschlagen würden.
    So zogen wir etwa eine Woche plündernd durch das Land und waren dabei stets darauf bedacht, uns in einem großen Bogen westlich des Tals von Mathrafal zu bewegen. Doch so viele Meilen wir auch zurücklegten, so viele Wälder wir auch weiträumig umgingen, so viele Berge wir erstiegen und Flüsse wir durchquerten, den Feind bekamen wir nicht ein einziges Mal zu Gesicht. Und so nahm in der Truppe die Unzufriedenheit immer mehr zu, da viele der Männer es bald satthatten, ziellos in einem ihnen völlig unbekannten Land umherzuziehen. Und je höher wir in die Berge hinaufkamen und je weiter wir uns von der Grenze entfernten und je dünner das Land besiedelt war, das heißt, je weniger Beute es zu holen gab, umso schlechter wurde die Stimmung. Denn solange es nur genug Fleisch zu essen und Bier zu trinken gibt und solange die Aussicht auf Silbermünzen lockt, kann man sich als Anführer auf die Loyalität seiner Truppe verlassen. Wenn jedoch nur eines dieser Dinge fehlt, kommt schnell Unzufriedenheit auf, und ein unzufriedener Soldat kann für einen Kommandeur genauso gefährlich und unberechenbar sein wie ein Feind.
    Das bestätigte sich auch jetzt wieder. Dass Berengar unentwegt versuchte, die Männer gegen mich aufzuwiegeln, trug auch nicht unbedingt zur Verbesserung der Stimmung bei, obwohl viele der Lords seine höhnischen Bemerkungen und seinen Spott schon nicht mehr ertragen konnten, was mir – zugegeben – sehr gelegen kam. Sooft wir haltmachten, um unsere Wasserflaschen nachzufüllen, konnte ich ihn hören. Denn mittlerweile tat er seinen Unwillen nicht mehr nur hinter meinem Rücken kund, sondern legte es sogar darauf an, dass ich seine abfälligen Bemerkungen hörte. Offenbar wollte er mich vor allem vor meinen Leuten lächerlich machen. In den ersten Tagen nach Caerswys war er sofort verstummt, sobald ich in seiner Nähe erschienen war, und ich hatte schon zu hoffen gewagt, dass ihm der Zwischenfall dort womöglich zu denken gegeben hatte. Doch das war ein Wunschtraum gewesen, wie sich jetzt zeigte.
    »Nach allem, was ich gehört habe, haben der König und Fitz Osbern den Mann früher sehr geschätzt«, erzählte Wace, als ich ihn das nächste Mal traf. »Seinen Ruhm hat er in Hæstinges errungen. Dort hat er nämlich Gyrth erschlagen, den Bruder des Usurpators, also den Mann, der die englischen Truppen neu geordnet hat, nachdem Harold gefallen war.«
    Dieses Gefecht hatte zu den brutalsten der ganzen Schlacht gehört, das wusste ich noch. Es war schon spät am Tag gewesen. Wir hatten es irgendwie geschafft, uns zu einer Anhöhe oberhalb des Schlachtfeldes durchzukämpfen, doch der feindliche Schildwall hielt immer noch stand. Tausende von Engländern waren bereits gefallen, aber Gyrth und seine Leibgarde kämpften unbeirrt weiter und verteidigten das Drachenbanner seiner Familie bis zum letzten Blutstropfen. Erst nachdem er ebenfalls gefallen war, gerieten die Engländer in Panik, und die Schlachtreihe löste sich auf. Aber dass ausgerechnet der feiste, pausbäckige Berengar diesen Durchbruch erzwungen hatte, konnte ich fast nicht glauben.
    »Bist du sicher?«, fragte ich.
    »So hat man es mir jedenfalls erzählt.«
    »Aber du hast doch gesagt, dass der König ihn früher sehr geachtet hat. Was

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