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Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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ich.
    Eudo nickte zustimmend. Wir wussten beide, dass es viel klüger war, die kleine Feste zu umgehen, statt unsere Zeit und Energie auf ihre Eroberung zu verschwenden; zumal wir keine Verwendung dafür hatten.
    »Hier geht es immerhin um Mathrafal«, ließ Ithel nun verlauten, als ob diese Feststellung ein Argument wäre. Als er sah, dass wir auch mit dieser Erklärung nichts anfangen konnten, fuhr er fort: »Die Familie der beiden ist dort schon seit über hundert Jahren ansässig. Sie halten dort Hof, und sie verwahren dort ihren Schatz. Wenn wir ihnen dieses Herz entreißen, wird auch der Kopf bald fallen. Wenn die beiden nicht einmal ihre eigenen Wehrburgen schützen können, warum sollten sich ihre Vasallen und Gefolgsleute dann in Zukunft noch für sie in den Schildwall stellen?«
    So redete sich Ithel immer mehr in Rage, und mir wurde plötzlich bewusst, wie jung der Mann noch war. Er war zwar ein Edelmann und alles andere als dumm, trotzdem fehlte es ihm an Besonnenheit und militärischem Urteilsvermögen. Zudem war der Abend schon sehr weit fortgeschritten, und ich war zu müde, um mir noch länger sein Geschwafel anzuhören.
    Deshalb ignorierte ich ihn und fragte Eudo: »Habt ihr irgendwelche Hinweise darauf gefunden, in welche Richtung der Feind gezogen ist?«
    »Die Spuren weisen flussabwärts«, sagte Eudo. »Vermutlich haben die beiden erfahren, dass der Wolf weiter nördlich aufmarschiert, und jetzt ziehen sie ihm entgegen, um ihn abzufangen. Warum sollten sie sonst so überstürzt aufgebrochen sein?«
    Für mich ergaben sich aus alledem zwei mögliche Schlussfolgerungen: Entweder unsere Feinde sahen uns nicht als ernsthafte Bedrohung an, oder aber sie wussten noch gar nichts von unserer Anwesenheit. Letzteres schien mir wahrscheinlicher, denn sonst hätten sie uns gewiss nicht den Rücken zugekehrt. Doch für uns bot sich jetzt die Chance, sie überraschend anzugreifen. Deshalb hoffte ich inständig, dass Earl Hugues für den Kampf gewappnet war, da wir sonst geradewegs in den Tod reiten würden.
    Ithel rief seinen Bruder, der sofort aus seinem Zelt trat und zu uns kam. Die beiden sprachen ein paar Sätze auf Walisisch miteinander. Maredudd sah müde aus und hatte anscheinend schlecht geschlafen. Als er hörte, was sein Bruder ihm zu erzählen hatte, schien er anfangs hocherfreut, wurde dann jedoch immer ungehaltener.
    »Was höre ich da?«, sagte er und sah mich vorwurfsvoll an. »Ihr wollt also an Mathrafal vorbeimarschieren, obwohl die Burg kaum bewacht ist?«
    »Es wäre töricht, die Burg jetzt anzugreifen«, sagte ich. »Die einzige Chance auf einen Sieg ist, jetzt die Gelegenheit zu nutzen und die Verfolgung aufzunehmen.«
    Falls wir die Vorteile, die unsere Doppelstrategie uns bot, jetzt nicht nutzten, wäre alles umsonst gewesen. Dann hätten wir auch gleich mit einer Armee antreten können. Und der Wolf würde sich überdies ganz allein mit dem Feind auseinandersetzen müssen. Wie konnten die beiden das nur übersehen?
    »Euer Oberbefehlshaber Fitz Osbern hat uns ein Königreich versprochen«, sagte Maredudd. »Mathrafal ist das Herz dieses Reiches. So eine Chance, die Burg zu erobern, wird sich uns nie wieder bieten.«
    »Sobald wir den Feind besiegt haben, schlägt Eure Stunde«, entgegnete ich und gab mir aufrichtig Mühe, meine Verärgerung zu verbergen.
    »Wir haben Euch hierhergeführt. Wir sind mit Euch über Berg und Tal gezogen, haben Euch sicher durch die Sümpfe geleitet«, warf Ithel ein. »Wir haben für Euch gekämpft, und ohne uns wärt Ihr alle längst tot. Jetzt ist das Silber zum Greifen nah, und Ihr verweigert uns die Belohnung für diese Mühen.«
    Das war es also. Letzten Endes ging es auch diesen beiden nur um eines: Silberlinge, mit denen sie sich die Taschen vollstopfen konnten, Truhen voll Gold, um ihre Hallen mit teuren Möbeln auszustatten, Edelsteine und kostbare Diademe, mit denen sie sich selbst krönen konnten.
    »Dann glaubt Ihr also, dass der Feind dort all seine Schätze zurückgelassen hat?«, fragte ich und konnte mir das Lachen nicht verbeißen. »Glaubt Ihr wirklich, diese Leute sind so dumm, dass sie ihr ganzes Silber von fünfzig Bewaffneten bewachen lassen?«
    Darauf fiel den beiden keine Antwort ein – wie ich erwartet hatte. Natürlich brauchten sie Silber, wie jeder Edelmann: nicht nur für sich selbst, sondern auch, um ihre Gefolgsleute für deren Dienste zu entlohnen. Dass sie aber glaubten, dieses Silber in Mathrafal zu finden, zeugte von

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