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Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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ich sagen.«
    Obwohl wir vom Spurenlesen beide nicht viel verstanden, dachte ich ungefähr das Gleiche. Das hieß, dass wir dem Feind schon näher waren, als ich vermutet hatte. Offenbar kamen sie wegen der Karren, auf denen sie ihr Gepäck und ihren Proviant transportierten, nur langsam voran.
    Auch diesmal hatte ich wieder Kundschafter vorausgeschickt, die den Feind ausfindig machen und wenn möglich auch den Wolf – der sich ebenfalls in der Nähe aufhalten musste – finden und ihm unseren Standort mitteilen sollten. Wenn er klug war, würde er auf das Eintreffen unserer Botschafter warten, mit seinen Truppen an einem Ort verschanzt, der sich ähnlich leicht verteidigen ließ wie die Ringburg, in der wir am Vorabend Rast gemacht hatten. Wenn er an einem solchen Platz die Banner weithin sichtbar aufpflanzte, konnte er den Feind vielleicht zu einem voreiligen Angriff verleiten. Ich fragte die beiden Prinzen, ob ihnen so ein Ort in der Nähe bekannt sei.
    »Nein, nicht hier in Mechain«, erwiderte Maredudd achselzuckend.
    Ich sah ihn fragend an, da ich den Namen noch nie gehört hatte. »Mechain?«
    »So heißt dieser Teil von Powys«, erklärte sein Bruder. »Die Gegend ist nicht besonders wohlhabend, deshalb gibt es hier außer dem guten Weideland nichts zu verteidigen.«
    Ich hoffte aufrichtig, dass der Wolf wusste, was er tat, und dass er für den Angriff des Feindes gewappnet war. Wir zogen weiter und warteten auf die Rückkehr der Kundschafter. Etwa eine Stunde später traf der erste wieder ein. Er hatte unterwegs vierzig Reiter entdeckt, die etwa zwei Meilen vor uns in einer Flussbiegung in den Ruinen einer alten Mühle vor dem Regen Zuflucht gesucht hatten.
    »Sie haben acht zweispännige Ochsenkarren dabei«, sagte der Mann, der Giro hieß. »Und auf jedem Karren sind ungefähr ein Dutzend Fässer verstaut.«
    Proviant für die Hauptarmee, vermutete ich; vielleicht eine Nachschubeinheit, die hinter dem Tross zurückgeblieben war. »Und wie sind sie bewaffnet?«
    »Vier der Männer tragen Schwerter und Kettenhemden, allerdings keine Bundhauben und auch keine Beinlinge. Die Übrigen hatten nur Messer, einige auch Helme.«
    »Also keine Kampfeinheit«, sagte ich. »Sonst müssten sie besser ausgerüstet sein.«
    Giro zuckte mit den Achseln. »Das weiß ich nicht, Mylord.«
    Leichte Beute, dachte ich. Wenn wir uns ein paar von ihnen schnappten, würden wir sicher erfahren, wie es um die feindliche Streitmacht bestellt war.
    »Die Jagd beginnt«, sagte ich.
    Als wir den kleinen Trupp ungefähr eine Stunde später erstmals zu Gesicht bekamen, hatte der Regen ein wenig nachgelassen. Die Männer in der Mühle schienen es nicht eilig zu haben und hatten sogar die Ochsen ausgespannt, die friedlich neben den Karren grasten. Die Pferde dagegen hatten sie unweit der Mühle an Pfählen festgebunden. Nach dem Zustand des Gebälks, aber auch nach den Brombeersträuchern und Brennnesseln zu urteilen, die ringsum wucherten, war die Mühle schon länger nicht mehr in Betrieb. Das Dach war fast vollständig eingestürzt, und ich fragte mich, warum die Leute sich ausgerechnet hier untergestellt hatten, zumal nicht weit entfernt ein Wald lag. Das Flussufer wurde an dieser Stelle im Abstand von ungefähr hundert Schritten von einer schon baufälligen niedrigen Mauer begleitet, die an einigen Stellen zusammengebrochen war.
    »Was habt Ihr vor, Mylord?«, fragte Giro. Wir standen oben auf der Anhöhe, von der aus er die Reiter entdeckt hatte. Ein kleines Gestrüpp bot uns dort Sichtschutz.
    Eigentlich hatte ich vorgehabt, die Feinde zunächst von Maredudds Bogenschützen dezimieren zu lassen, doch jetzt musste ich einsehen, dass wir mit dieser Taktik bloß unsere Pfeile verschwendet hätten, da die Männer sich leicht in den Ruinen verstecken konnten. Sollten wir sie direkt angreifen, würden sie uns schon zeitig kommen sehen und die Flucht ergreifen. Dann ließ ich den Blick wieder über das Tal schweifen und hatte plötzlich eine Eingebung.
    »Siehst du das Dickicht dort drüben an dem Hang?«, sagte ich zu Giro und wies auf einen Punkt etwa anderthalb Meilen weiter nördlich. Dort verengte sich das Tal und wurde zum Fluss hin immer steiler und enger, sodass eine höchstens hundert Schritt breite Senke entstand, in die wir den Feind wie in einen Flaschenhals treiben konnten. »Geh zu den Prinzen Ithel und Maredudd und sage ihnen, dass sie hundert von ihren Speerkämpfern und alle ihre Bogenschützen dort drüben auf der Anhöhe

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