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Die Ritter des Nordens

Die Ritter des Nordens

Titel: Die Ritter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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in Stellung bringen und dann abwarten sollen. Wir treiben ihnen den Feind direkt in die Arme.«
    Der Kamm der Hügelkette war von Bäumen gesäumt, hinter denen unsere walisischen Verbündeten sich leicht verbergen konnten, wenn sie dort Stellung bezogen. Es bestand daher nur ein geringes Risiko, dass die Männer unten bei der Mühle sie vorzeitig entdeckten.
    »Und die anderen, Mylord?«, fragte Giro.
    »Die sollen zu mir kommen. Dann nehmen wir den Feind so in die Zange, dass er am Ende mit dem Rücken zum Fluss steht.«
    Eine Brücke war nämlich weit und breit nicht zu sehen, und das Wasser schien an der Stelle so tief und die Strömung so kräftig, dass man nicht einfach durch den Fluss entfliehen konnte. Mein Plan war es nun, die Reiter in dem engen Talgrund am Fluss in die Enge zu treiben. Falls sie versuchen sollten, talaufwärts zu entkommen, stand schon der Schildwall der Waliser bereit, um sie aufzuhalten. Wohin sie sich auch wenden würden, es gab kein Entkommen.
    So hatte ich mir das jedenfalls vorgestellt. Aber kaum waren meine Leute oben in dem Gehölz zu mir gestoßen, als Berengar sich auch schon zwischen ihnen hindurchdrängte und wutschnaubend auf mich zukam.
    »Weg da!«, schrie er und rempelte Pons und Turold einfach beiseite.
    »Nicht so laut«, zischte ich. »Was wollt Ihr denn?«
    »Wie seid Ihr bloß auf die idiotische Idee verfallen, die Waliser so weit vorne in Stellung zu bringen? Ihr könnt sie dort doch gar nicht überwachen.«
    Ich war unglaublich zornig und konnte mich gerade noch beherrschen. »Überwachen?«
    »Ja, seid Ihr denn völlig blind oder bloß zu dumm?«
    »Berengar …«
    »Sie verraten uns«, stieß er hervor und kam mir dabei so nahe, dass mich einige seiner Speicheltröpfchen im Gesicht trafen. »Wenn das heute schiefgeht, ist das nur Eure Schuld. Wie konnte Fitz Osbern Euch bloß zum Befehlshaber über diesen Kampfverband machen? Und wir dürfen das jetzt ausbaden.«
    »Jetzt reicht es aber«, herrschte Turold ihn an. »Ihr wisst wohl nicht, wer Ihr …«
    Doch Berengar hörte ihm gar nicht zu. »Ihr führt uns doch geradewegs ins Verderben«, sagte er. »Und am Ende bezahlen wir Eure Dummheit alle mit dem Leben. Bin ich denn der Einzige hier, der das begreift?«
    Serlo fasste den Mann an der Schulter. Berengar drehte sich abrupt um – viel schneller, als ich es einem Mann von seinem Gewicht zugetraut hätte – und rammte Serlo den Ellbogen ins Gesicht. Serlo krümmte sich zusammen und betastete seine blutende Nase.
    Wutentbrannt stürzte ich mich auf Berengar, der darauf nicht gefasst war, und konnte ihn trotz seines Gewichts zu Fall bringen. Wir gingen der Länge nach zu Boden. Ich lag auf ihm und würgte ihn mit beiden Händen, bis plötzlich Hände meine Oberarme umfassten und Arme meinen Oberkörper umschlangen. Dann wurde ich hochgezogen und wieder auf die Beine gestellt.
    »Tancred!«, brüllte mir jemand in das eine Ohr, und auf der anderen Seite schrie jemand: »Mylord, was kümmert Euch dieser Dreckskerl überhaupt, der ist doch nicht mal ein Stück Scheiße wert.«
    Ich versuchte mich loszureißen, konnte mich aber kaum bewegen. Als ich wieder zu Sinnen kam, bemerkte ich, dass Wace und Pons mich von beiden Seiten in die Zange genommen hatten. Berengar lag immer noch keuchend am Boden. Er hatte einen hochroten Kopf vor Wut und vielleicht auch vor Scham. Dann versuchte er, wieder aufzustehen, musste sich aber von seinen Rittern helfen lassen. Als er wieder stand, spuckte er vor mir aus und bedachte mich mit einem so bitterbösen, hasserfüllten Blick, wie ich ihn noch selten gesehen hatte.
    »Ihr geht zu weit, Bretone«, sagte er. »Entschieden zu weit!«
    Ich wollte etwas erwidern, als etwas anderes meine Aufmerksamkeit in Anspruch nahm. Denn ungefähr vierzig Schritte von uns entfernt ließen gerade einige Ritter die Pferde einfach stehen und rannten hinter einer Gestalt her, die offenbar durch das Unterholz flüchtete. Allerdings konnten sie wegen ihrer Kettenpanzer und Schilde nicht so schnell laufen wie der normal gekleidete Mann, sodass er schnell an Vorsprung gewann.
    »Hey«, rief einer von ihnen. »Komm sofort zurück!«
    Es dauerte einen Augenblick, bis ich die Situation durchschaute. Berengars Auftritt hatte die Männer abgelenkt, die Haerarddur bewachen sollten, und so hatte dieser die Chance ergriffen, sich aus dem Staub zu machen. Jetzt rannte und stolperte er durch das Unterholz und versuchte, das offene Gelände jenseits des Waldrands zu

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