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Die Rollbahn

Die Rollbahn

Titel: Die Rollbahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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»Es hat keinen Sinn. Der Kessel rinnt, und die Suppe löscht das Feuer. Wir müssen einen neuen Kessel haben.«
    »Wir müssen!« Kunze umschritt den Kessel, sah hinein und beklopfte ihn, als ob man den Grad der Beschädigung am Klang feststellen konnte. Idiot, dachte Müller III. »Wo soll ich einen neuen Kessel herkriegen?« Kunze setzte sich auf die Protze. Er schnaufte, denn er dachte angestrengt nach. »Wenn ich deswegen das Bataillon anrufe, macht man mich zur Minna. Wozu haben wir Schmiede und Klempner in der Kompanie? Die Vollrinder sollen etwas tun und ihren winzigen Gehirnteil anstrengen. Es muß mit Flicken gehen!«
    Die Handwerker des Trosses wurden zusammengerufen. Hauptfeldwebel Kunze hielt eine kurze, zackige Ansprache.
    »Ihr Tränen«, sagte er und spreizte die Beine. Über sein dickes Gesicht zog ehrliche Empörung, die sich verstärkte, als er Tamara am Fenster der Schreibstube bemerkte. Man muß Frauen imponieren, und man imponiert ihnen nur durch Stärke, war eine der Lebensweisheiten Kunzes. Also brüllte er los und steigerte sich in ehrliche Entrüstung. »Ihr schlaffen Säcke! Nicht mal einen lecken Kessel kriegen die Burschen dicht, und dabei wollen sie den Krieg gewinnen? Bis zum Nachmittag ist der Kessel geflickt, und abends gibt es Erbsensuppe, verstanden?« Er sah Müller III an, der nachdenklich den Kopf wiegte. »Erbsensuppe!« schrie Kunze grell. »Wenn sie um 18 Uhr nicht auf meinem Tisch steht, koche ich eure Hämorrhoiden!«
    »Ein Kannibale«, sagte Müller III und entfernte sich schnell. Zufrieden ging Kunze zur Schreibstube zurück und tätschelte Tamara die Backen. Simpelmeier, der grinste, wurde weggejagt. »Prüfen Sie die Küchenbestände«, schrie Kunze ihn an. »Hopp-hopp!«
    Das Telefon rappelte. Kunze, der gerade Tamara um die Hüfte gefaßt hatte und mit der linken Hand auf dem Wege in ihren Blusenausschnitt war, seufzte und nahm den Hörer ab.
    »Hauptfeldwebel Kunze, 5. Kompanie.«
    »Wissen Sie, daß der Kommandeur heute nacht bei Ihnen ist?«
    Der Chef. Kunze schob die lauschende Tamara zur Seite und setzte sich. »Nein, Herr Oberleutnant«, sagte er.
    »Bereiten Sie ein gutes Essen vor.«
    »Jawoll, Herr Oberleutnant.«
    »Und machen Sie sich bereit, mit dem Kommandeur zur HKL hinauszukommen.«
    »Jawoll, Herr Oberleutnant.« Über Kunzes Stirn zog eine feine Schicht kalten Schweißes.
    »Ende.«
    »Ende.« Kunze legte den Hörer hin und sah Tamara aus eingesunkenen Augen an. »Scheiße«, fügte er hinzu.
    »Bössses Wort«, kicherte Tamara und drehte sich in den Hüften.
    »Halt die Fresse, Kind!« Kunze erhob sich und sah aus dem Fenster der Schreibstube. »Müller III!« brüllte er über den Platz hinüber zur Küchenscheune. »Heute keine Erbsensuppe. Rindergulasch mit Nudeln! Und dick gekocht!«
    Müller III ließ den Lötkolben sinken, mit dem er gerade ein Loch in dem Kessel flickte. Er sah Simpelmeier an, der mit einer Liste an der Küchenprotze stand und die Büchsen zählte.
    »Hat der die Paralyse?«
    »Nein, die Tamara.«
    Müller III drehte sich um und kniete sich wieder am Kessel nieder. O Gott, dachte er. Zwei Prozent mehr Intelligenz auf der Erde, und die Welt sähe ganz anders aus …
    Nachts um 23 Uhr 30 erschien pünktlich mit den Essenträgern Major Willi Schneider in der HKL. Der ›schneidige Willi‹, wie man ihn in der Division allgemein nannte, begrüßte Faber mit einem festen Handschlag und sah auf die acht Freiwilligen, die am Grabenrand aufgebaut wie die Zinnsoldaten standen.
    Major Schneider war äußerlich nicht der Typ des Draufgängers. Mit seiner goldumrandeten Brille und dem etwas asketischen Gesicht verbreitete er eher den Eindruck eines leberkranken Buchhalters oder eines im Dienst entnervten Volksschullehrers. Nur wer seine Augen genau betrachtete, ahnte etwas von dem Willen in dem mittelgroßen Körper, der ihm das Ritterkreuz für persönliche Tapferkeit eingebracht hatte, ihn fünfmal verwundete und dem Bataillon in 2 ½ Jahren dreihundertvierundachtzig Mann kostete.
    Der ›schneidige Willi‹ musterte die acht Freiwilligen und stieß bei dieser Betrachtung auch auf Strakuweit.
    »Sie auch?« fragte Major Schneider.
    »Immer, Herr Major.« Strakuweit straffte sich. »Kein Rabatz ohne Theo.«
    Major Schneider wandte sich ab und nahm Faber zur Seite. Er winkte Leskau heran und breitete eine Karte aus. Es war ein aus Luftaufnahmen zusammengesetzter Plan, den sie beim Schein einer abgeschirmten Taschenlampe ansahen.
    »Hier

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