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Die Rollbahn

Die Rollbahn

Titel: Die Rollbahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Handgranaten in den vorrückenden Nachschub; aus den Bäuerinnen, die auf den Feldern in ihren bunten Kopftüchern arbeiteten, wurde ein feuerspeiender Kreis, wenn ein deutscher Wagen allein durch die Gegend fuhr.
    Überall war Vernichtung, jeder Mensch wurde zum Mörder.
    Wie lautete doch der Eid, den Stalin ihnen abnahm: Bis zum letzten Blutstropfen für Heimat, Partei, Regierung …
    Für das herrliche Mütterchen Rußland … Genosse, jeder tote Deutsche ist ein Stein für die Straße nach Westen …
    Major Willi Schneider duckte sich unwillkürlich tiefer, als der rasende Raupenwagen aus der Dunkelheit brach und mit donnernden Motoren, mit Vollgas und vollen Scheinwerfern auf die kleine, versteckte Gruppe zuratterte.
    Im Widerschein des Lichtes sah er die beiden Stahlhelme von Strakuweit und Krahn schimmern. Er drückte Vogel, der seinen Kopf hochnahm, herunter und stieß ihn in die Rippen.
    »Ein russischer Mannschaftswagen. Still!«
    Die Gruppe Schneider lag regungslos im Dunkeln, als Strakuweit an ihnen vorbeidonnerte. Hinter ihm sah man ein MG 42 und zwei deutsche Köpfe … Unteroffizier Leskau und Oberleutnant Faber.
    Major Schneider zuckte auf. »Ich werd' verrückt!« schrie er. Mit weiten Sätzen sprang er auf die Straße und lief mit beiden Armen winkend dem Wagen nach. Auch Vogel war emporgeschnellt und rannte Major Schneider nach … er brüllte und hopste auf der Schneise herum wie ein Irrer.
    Der Gefreite, der hinten auf dem Wagen saß und die Rückendeckung hatte, schrie »Alarm!«, als er die beiden Gestalten aus dem Dunkeln preschen sah. Er riß die russische Maschinenpistole an die Schulter und wollte gerade mit einigen Feuerstößen den Rücken freikämpfen, als er die unverkennbare Gestalt Leutnant Vogels wahrnahm, der sportgestählt Major Schneider überholt hatte und hinter dem Wagen schreiend her jagte.
    »Da wird der Hund in der Pfanne verrückt«, sagte der Gefreite und legte die Maschinenpistole zur Seite. »Der lebt auch noch? Welche Ungerechtigkeit!«
    Leskau war unterdessen von den anderen alarmiert worden. Strakuweit hielt so plötzlich an, daß alles übereinanderfiel, und sprang vom Lenksitz auf den Waldboden. Ihm folgte der Gefreite Krahn. Sie vergaßen, daß sie russische Uniformen trugen, und stürmten auf Leutnant Vogel zu.
    Für Leutnant Vogel begannen Sekunden, die zu den schwersten seines Lebens gehörten. Er sah zwei wilde, entfesselte, barbarische Russen auf sich losstürzen, Maschinenpistolen in den Händen, mit blutgierigen Augen, wie er zu sehen glaubte, Tataren, Kalmücken, Usbeken … da fiel er auf die Knie und hob beide Arme hoch in die Luft. Fast weinte er, und er schwankte, als habe ihn schon ein Kolbenhieb getroffen.
    Dann standen die Russen vor ihm, er schloß ergeben die Augen, als eine Stimme gemütlich und breit sagte:
    »Herr Leutnant … stehen Sie auf … es könnten Ameisen auf der Erde sein …«
    Vogel zuckte empor. Ein russischer Stahlhelm, eine erdbraune russische Uniform, eine russische MP mit dem runden Scheibenmagazin … aber unter dem Stahlhelmrand ein breites, bärtiges grinsendes Gesicht …
    »Strakuweit«, stöhnte Vogel. Er sprang von den Knien auf, heiße Röte stieg in sein Gesicht. »Das werde ich Ihnen nie vergessen!« sagte er leise, während er sich zu dem grinsenden Gesicht vorbeugte. »Das zahle ich Ihnen heim – und wenn es Jahre dauert …«
    Der Gefreite Krahn hatte sich mittlerweile vor Major Schneider aufgebaut, der den auf ihn zustürmenden Russen mit der Pistole in der Hand empfing, sie aber sofort sinken ließ, als der ›Russe‹ schrie: »Nicht schießen, Herr Major.«
    »5. Kompanie, Oberleutnant Faber«, meldete Krahn zackig. »Ein Offizier, ein Unteroffizier und zehn Mann.«
    Major Schneider lächelte mild. Er klopfte dem Gefreiten auf die Schulter und blickte zu Faber und Leskau, die vom Wagen sprangen und auf ihn zurannten.
    »Das ist ja ein tolles Stück«, sagte er. »Fahren die Burschen als Russen durch die sowjetische Armee.« Er drückte Faber und Leskau die Hand und bemerkte, daß Leutnant Vogel mit Strakuweit einen heißen Disput hatte.
    »Ich werde dich bei bester Gelegenheit umbringen«, sagte Vogel leise. Und das bärtige, ungewaschene, breite Gesicht unter dem russischen Stahlhelm grinste ihn an und sagte:
    »Leck mich am Arsch!«
    Verwundert sah Oberleutnant Faber, daß sich die Schneise mit immer neuen deutschen Landsern füllte. Sie kamen von allen Seiten aus den Büschen … Schemen im Widerschein der

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