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Die Rollbahn

Die Rollbahn

Titel: Die Rollbahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Steigert!«
    »Jawoll, Herr Major.«
    »Und lebend!« Schneider wandte sich wieder Tamara zu. »Ist es weit?«
    »Njet.«
    »Gut. Und du gehst mit und führst sie.«
    Als Tamara mit Feldwebel Steigert und den anderen aus der Dunkelheit auftauchte, wußte Kunze, welche Stunde geschlagen hatte. Aber selbst in dieser Situation war er noch zu feig, irgend etwas zu unternehmen. Er erhob sich nur plump von seinem Sitz, ging Steigert entgegen und wartete, daß dieser ein Männchen baute.
    »Na?« sagte er. »Können Sie keinen Dienstrang mehr unterscheiden?«
    Feldwebel Steigert blieb einen Augenblick der Atem weg. Er sah Kunze an wie einen Geist und schob den Helm etwas zurück.
    »Dich hat wohl 'n blinder Affe gebissen, was? Wenn du noch mal deine Schnauze aufmachst, tret' ich dir in den Hintern, daß dir der Mastdarm platzt! – Wo hast du Sauhund die Verpflegung?«
    »Hier!« rief einer der Troßleute. Er schleifte den Sack heran. Kunze wollte etwas sagen, aber Steigert trat ihm gegen das Schienbein.
    »Schnauze, Kunze!«
    Schmerzverzerrt krümmte sich Kunze und lehnte sich gegen einen Baum. Er starrte zu Tamara hinüber, deren Schatten undeutlich zwischen den Soldaten herumglitt.
    »Du Hurenweib hast mich verraten«, keuchte er. Er schnellte vor und ergriff Tamara. Mit einem Satz war er bei ihr, warf sich auf sie und drückte sie mit seinem Gewicht zu Boden. Sie rollten über den Waldboden. Tamara schlug mit Beinen und Armen um sich und schrie. Kunze versuchte, ihren Hals zu fassen. »Du hast mich ausgeliefert«, stöhnte er unter ihren Faustschlägen, die sein Gesicht trafen. Er zerriß ihre Bluse, wühlte mit den Händen in dem Fleisch ihrer Brüste und biß hinein wie ein Raubtier. Tamara schrie grell … er spürte in sich die Wildheit eines Tieres und tastete mit den Zähnen nach ihrer Gurgel. Ich zerbeiße sie, durchglühte es ihn. Ich beiße das Luder zu Tode! Sie hat mich verraten … sie hat mich auf dem Gewissen … »Du Aas!« stammelte er in sinnloser Wildheit. »Ich bringe dich um … ich bringe dich um …«
    Steigert und Knebel stürzten sich auf den tobenden Kunze. Sie hieben auf ihn ein, sie rissen ihn von Tamara zurück, schleiften den Schreienden und um sich Tretenden weg, warfen ihn wie einen Sack mit aller Wucht gegen einen Baum … Jetzt brechen ihm alle Rippen und das Rückgrat, dachte Steigert. Aber Kunze erhob sich wieder und stürmte vorwärts, auf die taumelnde Tamara zu. Steigert warf sich ihm in den Weg, er wurde überrannt von diesem Bullen von Mann, Knebel schleuderte ihm seinen Karabiner zwischen die Beine, Kunze fiel auf das Gesicht und hatte drei Mann auf seinem Rücken sitzen, die mit sechs Fäusten auf ihn eindroschen, bis er laut aufseufzte und sich streckte.
    Steigert wischte sich Blut aus dem Gesicht. Er hatte sich beim Niederfallen die Nase aufgeschlagen. »Der hat genug«, sagte Knebel. »Sollen wir ihn fesseln?«
    »Ja, mit drei Koppeln! Und schnell zum Major, ehe er wieder Spuk macht.« Steigert wandte sich an Tamara. Sie stand zitternd neben Kunze, die zerrissene Bluse mit beiden Händen zusammenhaltend, und weinte.
    »Moi ljublmez«, sagte sie. (Mein Liebling.)
    Feldwebel Steigert legte den Arm um sie. »Komm …«
    »Macht ihr ihn tott?«
    Feldwebel Steigert blickte zu Kunze hin. Es schien, als wäre der Überfall auf Tamara die letzte Kraftanstrengung gewesen, willig, mit gesenktem Kopf, stumm ließ sich Kunze von Knebel und zwei anderen Soldaten in die Mitte nehmen, die Arme auf dem Rücken mit drei Koppeln zusammengebunden.
    »Komm«, sagte Steigert noch einmal zu Tamara.
    Langsam gingen sie durch den nachtschwarzen Wald der Gruppe Schneider zu. Die beiden Troßleute der 5. Kompanie schleppten wieder den dicken Verpflegungssack.
    Als Kunze den Schein der Lampen durch die Bäume und Büsche geistern sah, verhielt er den Schritt und wandte sich zu Steigert um.
    »Licht? Wer seid ihr denn?«
    »Kampfgruppe Schneider …«
    »Major Schneider …«, sagte Kunze leise.
    »Genau der.«
    »Alle. Du wirst sie alle wiedersehen, die lieben Kameraden. Sie warten alle auf dich, Kunze …«
    Mit schleppenden Schritten ging Kunze weiter. Er hatte das Gefühl, für einige Sekunden versagt zu haben. Ein Selbstmord wäre besser gewesen als das, was er jetzt erwartete. Er machte sich keine Illusionen mehr. Er wußte, daß es keinen Morgen mehr für ihn gab.
    Eine weinerliche Stimmung quoll in ihm empor. Er war versucht, sich wie ein böses Kind einfach hinfallen zu lassen und laut zu

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