Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)
dieses Jahr neunmal schlimmer. Letztes Jahr ging die ganze Dynamit-Action erst Mitte Juli los, während es dieses Jahr schon im April heftig gekracht hat … und die fast erfolgreiche Wahl letzten Herbst hat dem Selbstvertrauen der lokalen Freaks, was zukünftige Aktionen angeht, einen riesigen Schub verpasst.
Also … was den Artikel über die »Wahl zum Sheriff« betrifft, neige ich dazu, ihn in einem weit größeren Kontext zu sehen. Wenn Freak Power in Aspen gewinnt, kann das auch in vielen anderen Städten passieren … so gesehen würde ich den Artikel lieber früher als später schreiben – vielleicht so, dass er im August schon erscheinen kann –, damit das, was wir hier lernen, noch vor November auch an anderen Orten nutzbringend angewendet werden kann. Worauf es ankommt, ist nicht, ob ich gewinne oder nicht – und ich bete zur Hölle, dass ich nicht gewinne –, sondern vielmehr der Mechanismus der Übernahme der politischen Macht in einer Gegend mit einem potenziell mächtigen Anteil von Freaks an der Gesamtbevölkerung. (Nebenbei sollte ich vielleicht erwähnen, dass ich, falls ich tatsächlich gewinne, die gesamte Amtszeit ableisten werde – allerdings nicht ohne Unterstützung durch eine sorgfältig ausgewählte Bande von sehr speziellen Hilfssheriffs, die sich größtenteils bereits während der Kampagne zur Wahlregistrierung meiner Unterstützer bewährt haben.) Wie sich überhaupt letzten Herbst herausgestellt hat, dass die Wahlregistrierung der Schlüssel zur Macht für die Freaks darstellt.
So viel dazu. Ich kann den Artikel früher oder später liefern; früher wäre mir lieber, aber was zum Teufel? Die Sache ist sowieso am Rollen, und im Herbst wird ein Arsch voll Leute diese Stadt verlassen: Die Frage ist nur, wer das sein wird.
Nun denn … mittlerweile ist es drei Tage später, & ich habe gerade mit [dem Herausgeber von Ramparts und Scanlan’s ] Warren Hinckle telefoniert, der meinte, ich soll für Scanlan’s etwas über das Kentucky Derby schreiben. Ich mache mich in ein paar Stunden auf den Weg nach Louisville, deswegen bringe ich das hier noch schnell zu Ende.
Derzeit liegen wir 60 : 40 im Hintertreffen – aber wir haben mit unserer irren Brillanz, die wir jedes Mal an den Tag legen, wenn wir wirklich was erreichen wollen, bisher noch hinter dem Berg gehalten, sodass die wahren Verhältnisse in etwa bei 50 : 50 liegen dürften. Was bedeutet, dass wir, wenn wir keine ernsthaften Fehler machen, bis November 1970 sowohl die Gemeinde als auch den Bezirk kontrollieren werden. Dies umfasst die Wahl zum Sheriff und (noch wichtiger) die Wahl zum County Commissioner und darüber hinaus das Referendum über die Umbenennung der Stadt in »Fat City«.
In der Zwischenzeit sehen wir uns mit einer Klage des Bezirksstaatsanwalts konfrontiert, der behauptet, dass er durch Wall Poster #1 gezwungen wurde, sein Amt niederzulegen. Er will mehr Geld als Meat Possum Press [ein lockeres Kollektiv aus Hunter S. Thompson und einer Gruppe Gleichgesinnter] je erwirtschaften kann, deswegen scheiß auf ihn – soll er doch machen, ist uns nur recht. In WP #4 werden wir ihm richtig an die Gurgel gehen und ihn hoffentlich zu weiteren Wahnsinnstaten animieren.
Das wär’s dann; ich mache mich auf den Weg zum Derby. Gib mir Bescheid, wann du den Sheriff-Artikel willst, und schreib den Hinweis auf Wall Poster in der Sektion Vermischtes, wann immer du denkst, dass es passt; wir sind jedenfalls dankbar dafür. O. K. ……
Hunter
Undatierter Brief von JSW an HST
746 Brannan Street
San Francisco 94103
Hunter:
Die Aspen-Story hört sich großartig an. Richtig klasse. Von mir aus gerne ausgiebig – 5000 Wörter, oder was immer du für angemessen hältst – und über die ganze Sache. Die Wahl im letzten Jahr, die Wahlen dieses Jahr, die Dynamit-Geschichten, das ganze Lokalkolorit und die beteiligten Personen. Das Ganze klingt wie gemacht für uns. Am liebsten würde ich es im Juni oder Juli bringen und nicht erst, wenn alles vorbei ist, sondern während alles noch in vollem Gange ist. Wenn du einen Fotografen vor Ort kennst, hol ihn mit an Bord, ansonsten schicken wir dir einen von unseren Leuten.
Die ganze Angelegenheit liegt mir echt am Herzen – sowohl was Freak Power betrifft, oder wie immer du es nennst, als auch als eine Story darüber, wie junge ausgeflippte Leute versuchen, eine Stadt wie Aspen im Rahmen einer regulären Wahl zu übernehmen, mit einer Beschreibung der Lage in Aspen im Allgemeinen
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