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Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Titel: Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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paar Leuten unterhalten, in diesem Laden, der The Losers heißt, und …«
    »Mit Kirby?«, entfuhr es ihm.
    »Nein«, sagte ich. »Ich habe ihn gesucht, aber er war nicht aufzutreiben.« Das stimmte. Irgendwann am Tag hatte mir Kirby Jones, McGoverns Pressesprecher, gesagt, er habe vor, später noch mal im »Losers Club« vorbeizuschauen, denn Warren Beatty hatte den Club besonders empfohlen … als ich jedoch gegen Mitternacht dort auftauchte, war weit und breit nichts von ihm zu sehen.
    Mankiewicz gab sich nicht zufrieden. »Wer war da?«, fragte er. »Von unseren Leuten? Wer war es?«
    »Keiner, den Sie kennen«, sagte ich. »Aber was ist mit dieser Humphrey-Geschichte? Was können Sie mir darüber sagen?«
    »Nichts«, sagte er und schaute über die Schulter, weil aus dem Presseraum plötzlich Geschrei ertönte. Dann: »Wann erscheint Ihre nächste Ausgabe?«
    »Donnerstag.«
    »Vor der Wahl?«
    »Yeah, und bis jetzt hab ich nichts, worüber sich zu schreiben lohnte. Aber diese Sache klingt interessant.«
    Er nickte, starrte wieder zu Boden und schüttelte den Kopf. »Hören Sie«, sagte er. »Sie könnten uns eine ganze Menge Ärger machen, wenn Sie so was drucken. Man wüsste, woher es kommt, und dann würden sie unseren Mann sofort rausschmeißen.«
    »Welchen Mann?«
    Er starrte mich an und lächelte schwach.
    An dieser Stelle wird die Geschichte sehr undurchsichtig, überall lose Enden und dunkle Schatten – aber der Clou war ganz einfach. Fast zufällig war ich über eine geradezu byzantinische Spukgeschichte gestolpert. Es war nichts besonders Aktuelles oder Berichtenswertes an ihr, aber wenn man alle zwei Wochen wieder Abgabetermin hat, braucht man nicht sonderlich auf Aktualität oder große Knüller erpicht zu sein. Wenn Mankiewicz an jenem Abend weich geworden wäre und mir gestanden hätte, dass er in Wirklichkeit ein rotchinesischer Agent war und McGovern keinen Pulsschlag hatte, hätte ich nicht gewusst, was ich damit anfangen sollte – und die Anspannung, derart fürchterliche Informationen für mich behalten zu müssen, bis der Rolling Stone in vier Tagen in Druck ging, hätte mich ganz sicher dazu veranlasst, mich mit acht Flaschen Wild Turkey und allem Ibogain, dessen ich habhaft werden konnte, in meinem Hotelzimmer einzuschließen.
    Daher also war diese seltsame Geschichte über Humphrey und Vegas in meiner Situation nicht besonders heiß. Ihr einzig realer Wert bestand darin, dass sie einen seltenen Einblick bot, der in erheblichem Gegensatz zu der geradezu aberwitzigen Langeweile stand, die – oberflächlich betrachtet – diese Kampagne bestimmte. Ob wichtig oder nicht, dies war wenigstens mal etwas anderes: mitternächtliche Flüge nach Vegas, Mob-Geld, das auf geheimen Wegen aus den Casinos kam, um Huberts Fernsehspots zu finan zieren; Spione, Kuriere, Doppelagenten; geheimnisvolle Gespräche aus Telefonzellen auf Flughäfen … ja, wahrhaftig, die dunkle Kehrseite der hohen Politik. Eine unbrauchbare Geschichte, zweifellos, aber zum Teufel noch mal, sie war jedenfalls verdammt viel interessanter, als wieder den idiotischen Pressebus zu besteigen und in irgendein Shopping-Center transportiert zu werden, wo man zuschauen konnte, wie McGovern zwei Stunden lang irgendwelchen ungeschlachten Hausfrauen die Hände schüt telte.
    Unglücklicherweise kannte ich von der Sache, die ich die U-13-Story nannte, nicht mehr als grobe Umrisse und gerade genügend Einzelheiten, um Mankiewicz zu überzeugen, ich könnte so verantwortungslos sein, darüber zu schreiben. Alles, was ich zu diesem Zeitpunkt wusste – oder zu wissen glaubte –, war, dass jemand, der der Führungsspitze von Humphreys Kampagne sehr nahestand, in aller Heimlichkeit einen Nachtflug arrangiert hatte, um in Vegas einen Haufen Geld von nicht identifizierten Personen in Empfang zu nehmen, von denen man vermutete, dass sie ziemlich zwielichtig waren, und dass dieses Geld von Humphreys Wahlkampfleitern dazu benutzt werden sollte, in letzter Sekunde einen weiteren von Huberts Medien-Blitzkriegen zu finanzieren.
    Eine Woche vor der Wahl lag er, so glaubte man, zehn oder gar noch mehr Punkte hinter McGovern zurück – und da die durchschnittliche tägliche Medienpräsentation eines Kandidaten in Kalifornien rund 30000 Dollar kostete, würde Humphrey mindestens die doppelte Summe brauchen, um in einer Orgie der Selbstdarstellung zu versuchen, den Vorsprung aufzuholen. Nicht weniger als flotte 500000 Dollar.
    Die Leute in Vegas waren

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