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Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Titel: Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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»Mein Freund General Haig hat uns erzählt, dass die Mächte der Finsternis inzwischen Kontrolle über diese unsere Nation gewonnen haben – und sie werden noch vier weitere Jahre herrschen!« Ich hielt inne, um an meinem Drink zu nippen, und dann legte ich wieder los: »Und Al Davis sagte uns, dass, so jemand nicht gefunden ward geschrieben in dem Buch des Lebens, er ward geworfen in den feurigen Pfuhl!«
    Mit meiner freien Hand langte ich hinter mich und schlug auf eine Stelle zwischen meinen Schulterblättern, um das Vieh zu bremsen.
    »Wie viele von euch werden im Laufe der nächsten vier Jahre in den feurigen Pfuhl geworfen werden? Wie viele werden überleben? Ich habe mit General Haig gesprochen, und …«
    In diesem Augenblick packte mich jemand an beiden Armen und riß mich nach hinten. Der Höhepunkt meiner Predigt wurde auf diese Weise abgewürgt, und zudem verschüttete ich noch meinen Drink. »Sie verrückter Hund!«, schrie eine Stimme. »Wissen Sie, was Sie angerichtet haben? Gerade hat der Manager angerufen. Gehen Sie in Ihr Zimmer und schließen Sie die verdammte Tür hinter sich ab! Er will uns hochnehmen lassen!«
    Es war der Fernsehmann aus Pittsburgh, der versuchte, mich von der Kanzel zu zerren. Ich wand mich aus seinem Griff und trat wieder auf den Balkon. »Heute ist der Super-Sonntag!«, schrie ich. »Ich will, dass all ihr nichtsnutzigen Hundesöhne in zehn Minuten unten im Foyer versammelt seid, damit wir Gott preisen und die Nationalhymne anstimmen können!«
    In diesem Moment sah ich, dass der Fernsehmann den Flur entlangsprintete in Richtung Fahrstühle, und dieser Anblick ließ in meinem Gehirn etwas ausrasten. »Da läuft er!«, schrie ich. »Er will ins Foyer! Vorsicht! Das ist Al Davis. Er hat ein Messer!«
    Ich sah jetzt, dass auf allen Balkons Menschen waren. Auch unten in der Lobby regten sie sich. Kurz bevor ich mich wieder in mein Zimmer verzog, sah ich noch, dass einer von den gläsernen Fahrstühlen nach unten abfuhr, eine einzelne Person befand sich darin … er war der auffälligste Mensch im gesamten Gebäude; ein wildes Tier, gefangen in einer Falle, die sich langsam nach unten bewegte – preisgegeben den Blicken aller, von den Pagen unten in der Cafeteria im Erdgeschoss bis zu Jimmy dem Griechen auf dem Balkon über mir. Die bösartige Menge unten würde über ihn herfallen und ihn festnehmen.
    Ich sah noch einen Moment zu, dann hängte ich das »Bitte nicht stören«-Schild an meinen Türknauf und schloss die Tür doppelt ab. Der Fahrstuhl, das war mir klar, würde leer sein, wenn er unten im Foyer ankam. Mindestens fünf Stockwerke hatte er auf der Fahrt nach unten, in denen er rausspringen und an eine freundliche Tür klopfen konnte, um Asyl zu erhalten … und die Menschenmenge hatte nicht genug sehen können, um ihn hinter dem getönten Glas des Fahrstuhls genau zu erkennen.
    Und es blieb auch nicht viel Zeit für Rache, falls einer tatsächlich darauf aus sein sollte.
    Es war eine langweilige Woche gewesen, sogar an den Ansprüchen von Sportjournalisten gemessen, und jetzt stand uns endlich der Tag des Großen Spiels bevor. Nur noch ein kostenloses Frühstück, nur noch eine Fahrt, und wenn der Abend sich senkte, war alles vorüber.
    Der erste Presse-Bus sollte um zehn Uhr dreißig am Hotel abfahren, um uns zum Stadion zu bringen, vier Stunden vor dem Anstoß, da hatte ich noch genügend Zeit, mich zu entspannen und wieder normales menschliches Verhalten zu üben. Ich ließ heißes Wasser in die Badewanne einlaufen, stöpselte den Kassettenrekorder mit den zwei Lautsprechern in die Steckdose direkt neben der Wanne und verbrachte die nächsten beiden Stunden im Dampfdusel, hörte mir Rosalie Sorrels und Doug Sahm an, knabberte gemütlich an einer kleinen Scheibe Mr. Natural und las Über Coca von Sigmund Freud.
    Gegen Mittag ging ich nach unten in den Imperial Ballroom, las die Morgenzeitungen, während ich von den schlaffen Überresten des kostenlosen Frühstücks der NFL kostete, und machte dann noch mal an der Bar Station, wo ich ein paar kostenlose Bloody Marys runterkippte, bevor ich nach draußen schlenderte, um den letzten Bus zum Stadion zu erreichen – den CBS Special – in dem es noch mehr Bloody Marys gab, Screwdrivers und einen emsigen Busbetreuer, der alles unter Kontrolle zu haben schien.
    Im Bus zum Stadion schloss ich noch ein paar weitere Wetten auf Miami ab. Inzwischen stieg ich auf jede Wette ein, die mir angeboten wurde, unabhängig von der

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