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Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Titel: Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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Larry Csonka, Jake Scott, Paul Warfield, Dick Anderson und Mercury Morris waren – alles etablierte Stars, die im Augenblick wohl zwischen 30000 und 55000 Dollar im Jahr verdienten und offensichtlich alle in der Stimmung waren, ihre Gehälter beim nächsten Mal zu verdoppeln.
    Was vielleicht einigen Leuten etwas forsch erscheinen mag – bis sie sich vergegenwärtigen, wie die durchschnittlichen Spielergagen in der National Football League im Vergleich zu anderen Profi-Sportarten abschneiden. Der durchschnittliche NFL-Verdienst (nach Angaben des Rechtsberaters der Player’s Association, Ed Garvey) liegt bei 28000 Dollar, ungefähr 5000 Dollar unter dem 33000-Dollar-Durchschnittsverdienst der Oberliga-Baseballspieler und ungefähr halb so hoch wie der Durchschnittsverdienst in der nationalen Eishockey-Liga (zwischen 50000 und 55000 Dollar) … Aber wenn man über die Durchschnittsverdienste in der National Basketball Association redet, dann schlackern einem wirklich die Ohren: das durchschnittliche NBA-Einkommen beträgt 92500 Dollar im Jahr. (Die NBA Player’s Association behauptet sogar, es läge bei 100000 Dollar.)
    Vor diesem silberfunkelnden Hintergrund fällt es einem ein wenig leichter, zu verstehen, warum Larry Csonka eine Erhöhung seiner gegenwärtigen Gage von 55000 Dollar auf 100000 Dollar will, eine Summe, die er ganz sicher mit unbewegter Miene auf 92500 Dollar reduzieren wird, falls ihm Joe Robbie nur das durchschnittliche NBA-Gehalt anbieten sollte.
    (Was diese Summen betrifft, sollte man einen kurzen Seitenblick auf die Beträge werfen, die die Fernseh-Werbekunden bereitwillig zahlen, um ihre Produkte während der Spielunterbrechungen und der Strafzeiten im Super-Bowl-Spiel anzupreisen; Die Summen, die von der NFL und der Fernsehgesellschaft, die das verdammte Ding übertrug, veröffentlicht wurden, lagen bei etwa 200000 Dollar pro Minute. Ich hab die Fernsehübertragung verpasst, aus Gründen, die sich meiner Kontrolle entzogen, und deshalb weiß ich nicht, welche Fernsehgesellschaft abgesahnt hat und auch nicht, ob es Schlitz, Budweiser, Gilette oder sogar King Kong Amyl Nitrates waren, die an jenem grauslichen Nachmittag 200000 Dollar pro Minute Fernsehzeit ausgespuckt haben.)
    Aber das nur nebenbei … und je länger ich auf all diese Summen blicke, auf meine Uhr und dieses verdammte stinkende Fernkopierervieh, das hier draußen im Schnee seit zwei Tagen fiept, desto eher betrachte ich diese Sache mit dem bevorstehenden Arbeitskampf in der NFL als eine Story für sich, die wir uns am besten für später aufheben sollten.
    Was zwar traurig ist, aber wen kümmert’s? Das ganze bemühte Gefasel über die Zukunft des Profi-Footballs bedeutet doch sowieso nichts. Wenn morgen die Rotchinesen einmarschieren und das Spiel verbieten – niemand würde ihm nach zwei, drei Monaten noch nachtrauern. Inzwischen sind die meisten Spiele doch eh schon so verdammt langweilig, dass man kaum verstehen kann, wer sie sich noch im Fernsehen ansehen soll außer denen, die ihr Geld auf Zwischenergebnisse gesetzt haben statt auf das Endresultat.
    Der Profi-Football in den USA hat seine besten Tage hinter sich. Vor zehn Jahren war er noch ein schickes Laster, auf das man sich einklinken konnte. Ich weiß noch, wie ich 1965 zu meinem ersten 49er-Spiel ging, ausgerüstet mit fünfzehn Bier in einer Plastikkühltasche und einer Dr.-Grabow-Pfeife voll schlechtem Hasch. Damals spielten die 49er noch im Kezar-Stadion, einem grauen alten Monstrum am westlichen Ende der Haight Street im Golden Gate Park. Ausverkauft war es nie, aber die ungefähr 30000 Stammgäste waren ausgesprochen begeisterte Säufer, und mindestens 10000 von ihnen kamen aus keinem anderen Grund, als sich auf schweren Krawall einzulassen … Zur Halbzeit war das Stadion ein total besoffenes Irrenhaus, und alle, die sonst nirgends einen losmachen konnten, mussten nur unter die Tribünen gehen und versuchen, in eines der schlauchartigen Männerklos durch die Tür mit der Aufschrift »Ausgang« einzudringen: Dort gab es immer genügend fiese Saufbolde, die nur darauf lauerten, jedem einen vor die Fresse zu knallen, der es darauf abgesehen hatte … und gegen Ende des dritten Spielviertels gab es immer – völlig unabhängig vom Spielergebnis – irgendwo zwei oder drei derbe Keilereien, die nur die Bullen auseinanderbringen konnten, indem sie ganze Blöcke der Haupttribüne räumten.
    Aber das alles änderte sich, als die 49er in den Candlestick Park umzogen.

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